Neue LNG-Anlage Geisa: Deutschlands erste Stadt mit unabhängiger Gasversorgung

30. Juni 2023, 17:22 Uhr

In Geisa im Wartburgkreis ist am Freitag ein Flüssiggas-Terminal der Firma Werra-Energie in Betrieb gegangen. Laut Geschäftsführer Hans-Ulrich Nager kann die Anlage auch Biogas und später Wasserstoff lagern.

Geisa im Wartburgkreis ist nach eigenen Angaben die erste Stadt Deutschlands mit einer vom Pipelinenetz unabhängigen Gasversorgung. Am Freitag ist in dem Ort in der Thüringer Rhön eine Flüssiggas-Anlage in Betrieb gegangen.

Betreiber ist der regionale Energie-Anbieter Werra-Energie. Laut Geschäftsführer Hans-Ulrich Nager kann die sogenannte LNG-Anlage nicht nur Erdgas, sondern auch Biogas lagern und ins Netz speisen. Später sei auch die Nutzung von Wasserstoff vorgesehen.

Zum Aufklappen: Was ist Liquefied Natural Gas (LNG)?

  • LNG steht für Liquefied Natural Gas.
  • LNG ist verflüssigtes Erdgas, das tiefkalt (kryogen) ist.
  • LNG heißt auf deutsch "Erdgas, tiefkalt verflüssigt" oder "Flüssigerdgas".
  • Erdgas wird bei atmosphärischem Druck bei einer Temperatur ab ca. -161 °C flüssig – also zu LNG.
  • Das Expansionsverhältnis von flüssig zu gasförmig beträgt 1:600.
  • LNG hat einen durchschnittlichen Brennwert von 11,6 kWh / m3 bezogen auf die Gasphase.
  • LNG ist ein Gemisch, das überwiegend aus Methan (ca. 98%) besteht.
  • LNG hat eine sehr hohe Energiedichte.

Quelle: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW)

Die Anlage im Gewerbepark Mitte besteht aus einem rund 15 Meter hohen Tank. Daneben stehen laut Geschäftsführr Nager zwei acht Meter große Wärmetauscher, die mit Lufttemperatur das Flüssiggas umwandeln. Seinen Angaben zufolge besteht das Terminal aus recycelten Bauteilen.

Geisa sei vom Glück geküsst, sagte Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) bei der Einweihungsfeier. Politisch sei für ihn wichtig, dass sich Deutschland in der Energiepolitik weiter unabhängig mache. Geisa habe dies getan.

Das Flüssiggas für den Tank kauft Werra-Energie für die Rhönstadt auf dem Weltmarkt. Damit gebe es keine Abhängigkeiten von bestimmten Ländern mehr, wie Russland, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Werra-Energie und Bürgermeister von Bad Salzungen, Klaus Bohl (Freie Wähler). Für ihn sei die LNG-Anlage die Alternative zu Wärmepumpen - vor allem für ältere Häuser.

Wirtschaftliche Gründe gaben den Ausschlag

Dass Geisa auf eine LNG-Anlage setzt, hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Schon 2017 hatte sich die Stadt für Flüssiggas entschieden. Berechnungen von Werra-Energie zufolge wäre ein Anschluss an das zentrale Gasnetz aber zu teuer geworden.

Ein Jahr später begann der Energieanbieter, in jeder Straße von Geisa Gasleitungen zu verlegen. Den Angaben zufolge bislang auf einer Länge von rund sechs Kilometern. Abgeschlossen sei dieses Bauvorhaben noch nicht, so der Geschäftsführer.

Die Investitionskosten liegen bislang bei 1,3 Millionen Euro. Mit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise hat diese rein wirtschaftliche Entscheidung eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Viele Menschen noch immer verunsichert

Allerdings haben laut dem Unternehmen erst 26 Prozent der Geisaer Hauseigentümer sich für die Gasversorgung angemeldet, obwohl die Kleinstadt sonst nur mit Öl oder Holz heizt.

Das liege an der Unsicherheit der Bürger bezüglich der Energiewende. Viele seien orientierungslos aufgrund der Menge an Diskussionen zu dem Thema. Jetzt seien die politischen Akteure gefragt, sagte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel (parteilos).

MDR (ar/gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 30. Juni 2023 | 15:00 Uhr

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