Ein Mann hält eine Wurst in der Hand.
In Tschechien essen fast alle täglich eine Salami, die den Namen der Stadt Gotha trägt. Die "Gothajský salám" ist auch im Feinkostladen von Lukáš Zeman in Prag erhältlich. Bildrechte: MDR/Marianne Allweiss

Spurensuche Gothajský Salám - die bekannte-unbekannte Spezialität aus Gotha in Tschechien

12. März 2025, 15:29 Uhr

Jedes Kind in Tschechien kennt die Gothajský Salám. Tausende in unserem Nachbarland beißen täglich in die helle Zervelatwurst. Doch kaum einer weiß, dass sie ursprünglich aus Gotha kommt. Selbst in Gotha ist das (fast) in Vergessenheit geraten.

Manche mögen die Wurst, manche nicht

Lukáš Zeman reicht in seinem Feinkostladen in der Prager Altstadt täglich die Gothajský Salám über den Tresen. Die haltbare Wurst ist wegen ihrer vielen Fettaugen recht hell. "Manche mögen sie, manche nicht. Aber es gibt keine andere Salami wie sie", sagt Lukáš Zeman. Für ihn ist die Wurst eine Altböhmische Delikatesse, hergestellt aus tschechischem Fleisch.

Ein Mann hält eine Wurst in der Hand. 2 min
Bildrechte: MDR/Marianne Allweiss

Wo aber kommt der Name "Gothajský" her? Lukáš Zeman meint, dass es wohl mit irgendeinem Ort zu tun hat. Aber welcher Ort das ist, weiß er nicht. Auch seine Kunden haben keine Ahnung.

Manche mögen sie, manche nicht. Aber es gibt keine andere Salami wie sie.

Lukáš Zeman

Beim Blick ins Netz findet sich nur ein kurzer Eintrag in der tschechischen Wikipedia: "Der Name leitet sich vom Namen der deutschen Stadt Gotha ab, aus der die Salami stammt. Der ursprüngliche Produzent der Gothaer Salami ist der Metzger Johann Daniel Kestner."

Auf Spurensuche in Gotha

Wenn Gothaer in ihrer Stadt nach der Gothajský Salám gefragt werden, wird auch nur zu oft der Kopf geschüttelt: "Keine Ahnung. In Tschechien gibt's eine Wurst mit dem Namen Gotha? Nie gehört!"

Die originale Salami war immer mit dem Begriff Gotha verbunden. Und in Tschechien hat sich Gotha bis heute im Wurstnamen gehalten.

Knut Kreuch

Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) schaut für uns tief in das Gothaer Archiv und findet heraus, dass im 18. Jahrhundert Fleischermeister aus der Stadt eine haltbare Wurst entwickelt haben. "Und diese Dauerwurst nannten sie Zervelatwurst. Oder: Salami, der italienische Begriff". Nach und nach wurde die Wurst in die ganze Welt exportiert, auch nach Amerika.

Knut Kreuch, Oberbürgermeister Gotha (SPD) am Schreibtisch
Knut Kreuch ist überzeugt: Die originale Salami stammt aus Gotha. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Das Geschäft lief so gut, dass in Gotha und Waltershausen große Wurstfabriken entstanden sind. Die Fleischermeister hießen unter anderem Heinrich Auerbach oder Johann Daniel Kestner. Und so ist die Gothaer Salami auch in Tschechien gelandet.

Für OB Kreuch ist damit klar: "Die originale Salami war immer mit dem Begriff Gotha verbunden. Und in Tschechien hat sich Gotha bis heute im Wurstnamen gehalten.".

Ein Mann hält eine Wurst in der Hand.
Ein Fleischermeister aus Gotha entwickelte um 1800 eine Dauerwurst. Bildrechte: MDR/Marianne Allweiss

Ist die Salami eine Erfindung aus Gotha?

Knut Kreuch zufolge ist das natürlich so. Obwohl auch die Hessen, die Norddeutschen an der Elbe und die Italiener von sich behaupten, die Salami erfunden zu haben. Rathauschef Kreuch weist laut Archivunterlagen darauf hin, dass die Gothaer Salami bis nach Italien exportiert wurde.

Wursttheke
Das Geschäft mit der Salami aus Gotha florierte so sehr, dass im 18. und 19. Jahrhundert Wurstfabriken in Gotha und Waltershausen entstanden. Diese Fabriken exportierten ihre Produkte weit über die Region hinaus. Bildrechte: MDR/Marianne Allweiss

"Wenn man im 19. Jahrhundert auf dem Markusplatz in Venedig saß und hat dort nach einem Salamibrot gefragt. Dann ist der Kellner weggegangen und nach einer Viertelstunde wiedergekommen und hat gesagt: Ich kann ihnen eins anbieten. Salami ist soeben aus Gotha eingetroffen."

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MDR (caf)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 12. März 2025 | 07:10 Uhr

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