Erinnerungskultur Pioniere und Fahnenappell: Debatte um DDR-Fest im Kreis Gotha

27. Mai 2023, 09:35 Uhr

Eine geplante Veranstaltung im Landkreis Gotha hat in den sozialen Medien im Vorfeld für Aufruhr gesorgt. Unter dem Titel "Seid Bereit - Das große DDR-Fest" war ein Musikfest in Friedrichroda angekündigt. Aufgrund von negativen Reaktionen und auch Anfeindungen wurde es umbenannt.

Ein geplantes Musik- und Familienfest in Friedrichroda im Kreis Gotha hat den Veranstaltern im Vorfeld zahlreiche negative Reaktionen beschert. Das Fest wurde zunächst als "Das große DDR Fest" angekündigt, mit dem Titel "Seid bereit..." - dem Gruß der DDR-Pionierorganisation. Unter anderem standen "Basteln mit den Pionieren" und "Fahnenappell" auf dem Programm.

Die Ankündigung rief heftige Reaktionen hervor. Die Veranstalter berichten, nie zuvor hätte es so viele ablehnende E-Mails und Kommentare gegeben. "Unglaublich, was wir uns da anhören mussten“, schrieben sie in den sozialen Medien. Auch anonyme Anfeindungen und Drohungen hätten sie erhalten.

"Ostalgie - Ostrock" statt "DDR Fest"

Aufgrund der heftigen Reaktionen im Internet wurde das Fest umbenannt: "Damit auch niemand denkt, wir würden die negativen Dinge der DDR verharmlosen, was sich ja von selbst versteht", schrieben die Veranstalter. Der "Fahnenappell" wurde vom Programm-Flyer gestrichen. Anstatt "DDR Fest" steht nun Ostalgie und Ostrock drauf. Die Ankündigung wurde mit einem Statement ergänzt: "Diese Veranstaltung soll nicht die negative Seite des DDR-Regimes verherrlichen." Es gehe um Musik und eine schöne Zeit mit vielen tollen Erlebnissen. "60 Prozent Ost, 40 Prozent West".

Der Friedrichrodaer Bürgermeister Thomas Klöppel meint, dass das Fest manche Menschen provoziert. Damit müssten die Veranstalter rechnen. Denn schließlich hätten die Menschen in der DDR unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sowohl Klöppel als auch die Veranstalter betonen, dass ausschließlich die Musik und somit die Kultur im Vordergrund stehe.

Landesbeauftragter Wurschi: Veranstaltung irritiert

Kritik an der Veranstaltung übte auch der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Peter Wurschi. Er sagte MDR THÜRINGEN, es sei irritierend, dass im Jahr 2023 mit den Begrifflichkeiten der SED-Diktatur für ein Familienfest geworben werde. "Die kollektive Erziehung bei den Pionieren und das Bloßstellen Einzelner beim Fahnenappell gehören unmittelbar zur Erinnerung an die DDR mit dazu", so Wurschi. Wer ein "DDR Fest" zum "Synonym für Spiel, Spaß und gute Laune" mache, der hätte das Wesen der sozialistischen Diktatur nicht verstanden.

Wurschi findet, dass mit Begriffen wie "Seid bereit", "Pioniere" und "Fahnenappell" die Ankündigung politisch aufgeladen worden sei. Das hätten auch die Reaktionen im Internet verdeutlicht: "Wenn man eine politische Rahmung setzt und die nur einseitig bedient, dann macht man sich natürlich angreifbar." Dabei gehe es keinesfalls darum, nicht an eine gemeinsame Vergangenheit zu erinnern und Ost-Musik zu feiern. Sondern es gehe darum, in welchem Kontext die Feier angeboten wird.

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MDR (wdy/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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