Tourismus Glückliche Fügung: Käufer für Neuhäuser Traditionshotel "Schieferhof" gefunden
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23. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Vor allem in ländlichen Regionen haben in den vergangenen Jahren viele Gaststätten und Hotels geschlossen. Auch dem Vier-Sterne-Traditionshaus "Schieferhof" in Neuhaus am Rennweg drohte das Aus, nachdem die bisherigen Betreiber aus Altersgründen ausscheiden wollten. Nach zweijähriger Suche gab es dann doch eine glückliche Fügung.
"Eigentlich wollten wir nicht, aber das ist einfach ein wunderbares Haus, in einer wunderbaren Lage". Den Schieferhof zu kaufen und damit in eine neue Ära zu führen, war für Stine Michel und ihre Co-Investoren eine ziemlich spontane Entscheidung.
30 Jahre befand sich das Vier-Sterne-Hotel im Landkreis Sonneberg mit der markanten Optik aus grauen Schiefern und weißen Fenstern in Familienhand. Aus Altersgründen suchten die bisherigen Betreiber Rita Worm-Horn und ihr Mann einen Nachfolger.
Für so ein Haus braucht es eine Vision. Das war uns bei der Auswahl sehr wichtig.
Selbst für eine Adresse wie den Schieferhof, der in der Region als Institution gilt, gestaltet sich das heutzutage nicht unbedingt einfach: "Wir haben zwei Jahre gesucht. Zwischendrin waren wir nicht sicher, ob es überhaupt glückt", sagt Rita Worm-Horn. Und fügt hinzu: "Für so ein Haus braucht es eine Vision. Das war uns bei der Auswahl sehr wichtig."
Dehoga: Übernahme des Hotels ist Glücksfall
Auch der Branchenverband Dehoga sieht die Übernahme des Schieferhofs als einen Glücksfall. Nach Einschätzung von Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger gibt es in Thüringen weiter mehr Schließungen als Neueröffnungen in der Branche. Wobei sich der Trend seit Corona verlangsamt habe.
Konkrete Zahlen zur An- und Abmeldung von Gewerben erhält der Verband aus steuerrechtlichen Gründen immer erst mit Verspätung. Die jüngsten Angaben stammen aus dem Jahr 2022. Damals gab es gut 4.100 angemeldete Gastgewerbe in Thüringen. Drei Jahre zuvor waren es noch über 4.800. Das entspricht einem Minus von 15 Prozent innerhalb von drei Jahren.
Für Stine Michel und ihre Geschäftspartner war bei der Übernahme des Schieferhofs vor allem ein Faktor ausschlaggebend: "Kaufen kann jeder. Aber die eigentliche Frage, die wir ehrlich beantworten mussten, war: Können wir das Hotel auch betreiben? Das Großartige in unserem Fall: Wir konnten ein komplettes Team aus motivierten Leuten übernehmen, deren Herz schon für das Haus schlägt."
Grundsätzlich muss jede unserer Adressen für sich wirtschaftlich sein.
Die neuen Eigentümer sind in der Region keine Fremden. Sie betreiben schon zwei Hotels und mehrere Freizeiteinrichtungen in der thüringisch-bayrischen Grenzregion zwischen Rennsteig und Coburg - darunter das Sonneberger Schwimmbad und die Therme im bayrischen Bad Rodach. Insgesamt kommen sie nach eigenen Angaben pro Jahr auf 800.000 Gästekontakte.
Ihr auf mehreren Säulen aufbauendes Geschäftsmodell bringt den Vorteil, die Besucherströme in gewisser Weise lenken zu können. Klar ist für die Geschäftsführer rund um Stine Michel aber: "Grundsätzlich muss jede unserer Adressen für sich wirtschaftlich sein."
Die Gästezahlen im Schieferhof wollen und müssen die neuen Eigentümer steigern. Nur so könne das Konzept, das auch Investitionen in Höhe von einer halben Millionen Euro vorsieht, aufgehen. Erneuert und modernisiert werden sollen die Bäder und der Saunabereich. Außerdem muss das Dach repariert werden. Standortleiter Tobias Meister setzt bei der erwünschten Umsatzsteigerung auf beides: Urlauber und Geschäftsreisende.
Direkt nach der Übernahme im November wurde entschieden, die Küchenzeiten im Restaurant auszuweiten. Wichtig sei das vor allem auch für die Geschäftsreisenden. "Und das wird von den Gästen sehr gut angenommen. Auch an den Ruhetagen, die jetzt keine Ruhetage mehr sind, sind wir gut ausgelastet", so die erste Bilanz des Standortleiters.
Glasbläser-Tisch soll aufgestellt werden
Darüber hinaus soll das regionale Profil des Hauses geschärft werden. Geplant sei, einen Glasbläser-Tisch aufzustellen, an dem Gäste das traditionelle Kunsthandwerk, das im benachbarten Lauscha seinen Ursprung hat, hautnah erleben können.
Wir sind nicht vom Wetter abhängig. Die Region bietet ja auch im Sommer viel, vor allem für Aktive.
Beim Besuch des Schieferhofs Mitte Dezember ist das Haus romantisch winterlich von einer Schneeschicht bedeckt. Verlässlich weiß sind die Winter aber auch hier am Rennsteig schon länger nicht mehr. Ob sie das mit Blick auf den Tourismus besorgt?
"Nein", sagt Stine Michel und macht deutlich, dass sie eine breiter aufgestellte Vision für den Schieferhof und den regionalen Tourismus an sich hat: "Wir sind nicht vom Wetter abhängig. Die Region bietet ja auch im Sommer viel, vor allem für Aktive. Hinzu kommt Kultur: Das Sonneberger Spielzeugmuseum, die Burgen und Schlösser in der Region."
Unternehmerin Michel: Regionaler Tourismus wächst
Und auch die Zahlen würden ihr recht geben. Während die Schneesicherheit abnimmt, wachse der regionale Tourismus. Und für den Fall, dass es - wie an diesem Tag zwar winterlich, aber verhangen ist - hat die Unternehmerin auch schon einen Vermarktungsspruch parat: "Das ist kein Nebel! Hier schläft man einfach in den Wolken."
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 22. Dezember 2024 | 18:15 Uhr
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