Ein weiteres Ausflugslokal im Thüringer Wald steht vor dem Aus: Die Zukunft des Gasthauses Hohe Warte bei Elgersburg (Ilm-Kreis) ist ungewiss. Wie Bürgermeister Mario Augner MDR THÜRINGEN mitteilte, schließt das Lokal im Thüringer Wald samt Aussichtsturm zum Jahresende. Ob das Areal künftig weiter als Gastronomie und touristisch genutzt werden kann, sei unklar.

Bürgermeister Mario Augner hofft, dass das Gasthaus samt Turm künftig weiter touristisch betrieben wird. Bildrechte: MDR/Lisa Wudy

Grund dafür ist, dass der langjährige Nutzungsvertrag zwischen der Gemeinde und Thüringenforst als Eigentümer der Immobilien ausläuft und nicht verlängert wird. Die Landesforstanstalt will nach eigenen Angaben nach Ende des 30-jährigen Pachtvertrages nun den notwendigen Sanierungs- und Investitionsbedarf ermitteln - und als Eigentümer die Sache selbst verantworten.

Über Jahrzehnte haben sich die Gemeinde, der Gasthaus-Betreiber sowie der Verein "Elgersburger Ritterschaft" um das Objekt gekümmert.

Erste Gespräche zur Situation gab es bereits im vergangenen Jahr. Die Gemeinde wollte zusammen mit dem Betreiber, der aus Altersgründen nach über 30 Jahren aufhört, im kommenden Jahr einen Nachfolger suchen.

Noch ist offen, ob sich ein neuer Betreiber für das Gasthaus Hohe Warte findet. Die Landesforstanstalt will zunächst den Investitionsbedarf feststellen. Bildrechte: MDR/Lisa Wudy

Durch die Entscheidung von Thüringenforst sei das nun nicht mehr möglich, so Augner. Bis Jahresende muss die Gaststätte demnach ausgeräumt werden. Bewegliche Gegenstände sollen an die Gemeinde sowie an Vereine gehen. Im Januar kümmert sich die Kommune noch um den Turm und das Gebäude, bevor es ab Februar endgültig in die Zuständigkeit von Thüringenforst fällt.

Laut Thüringenforst ist der Turm in einem baulich kritischen Zustand. Möglichkeiten eines wirtschaftlichen Weiterbetriebs der Gaststätte und des Aussichtsturmes sollen demnach geprüft werden. Erst danach könne zusammen mit der Gemeinde entschieden werden, wie das Ganze künftig genutzt wird. Parallel suche die Forstanstalt jedoch potenzielle künftige Betreiber. Interessierte können sich demnach beim zuständigen Forstamt Frauenwald melden. Eine entsprechende Information soll im nächsten Amtsblatt erscheinen.

Zwar gab es den Angaben nach ein Vertragsangebot seitens Thüringenforst an den Betreiber, das die Nutzung und Nachfolgersuche auch 2025 möglich gemacht hätte, allerdings wurde dieses vom langjährigen Betreiber Hans-Joachim Stieber abgelehnt. Gründe dafür waren unter anderem, dass er als Pächter dann für die Bausubstanz sowie für die Verkehrssicherheit zuständig gewesen wäre - Aufgaben, die zuvor die Gemeinde übernommen hatte, wie der 69-Jährige sagte.

Mit der Schließung der Gaststätte verliert Elgersburg laut Bürgermeister Mario Augner eines seiner Aushängeschilder im Bereich Tourismus: "Es wird für uns einen Einschnitt darstellen." Die Gesamtsituation sei schlimm, jedoch müsse jetzt in die Zukunft geblickt werden. Zuletzt habe es auf einer guten Ebene Gespräche mit Thüringenforst gegeben.

Der Aussichtsturm solle weiterhin geöffnet bleiben, fordert die Gemeinde. Bildrechte: MDR/Lisa Wudy

"Wir als Gemeinde müssen jetzt schauen: Thüringenforst hat gesagt, sie wollen das Objekt weiter touristisch betreiben, und daran müssen wir sie messen. Das wird das Maß der Dinge sein. Halten sie ihr Wort, dass es weiter touristisch betrieben wird? Und der wichtigste Punkt: Bleibt der Turm für die Öffentlichkeit erhalten? Wir konnten den Turm jetzt 30 Jahre lang betreten. 30 Jahre lang sind Gäste, Touristen, Interessierte den Turm hinaufgestiegen, konnten von oben den Blick genießen, bis ins Erfurter Becken hinein. Es wäre natürlich schön, wenn es auch weiterhin so wäre."

Thüringenforst war nach der Wende Eigentümer des Areals geworden und vereinbarte mit der Gemeinde einen langjährigen Pachtvertrag. Betreiber Hans-Joachim Stieber hatte das damals sanierungsbedürftige Areal als Unterpächter übernommen. Seitdem wurde das Gebäude samt Aussichtsturm von der Gemeinde, dem Betreiber sowie dem Verein "Elgersburger Ritterschaft" erhalten. Der 33 Meter hohe Aussichtsturm wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Verein gebaut und 1911 eingeweiht.

Seit mehr als 30 Jahren betreibt Hans-Joachim Stieber das Gasthaus Hohe Warte. Nun will er in Rente gehen. Bildrechte: MDR/Lisa Wudy

Im Thüringer Wald haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Gaststätten geschlossen. Auf langen Wanderstrecken gibt es oft keine Einkehrmöglichkeiten mehr.

Erst im Juni hatte beispielsweise die Bobhütte auf dem Ilmenauer Lindenberg dicht gemacht. Auch das Café Busch in Friedrichroda im Kreis Gotha hat nach mehr als 130 Jahren den Betrieb aufgegeben. Zudem gibt es seit März 2023 auch auf der Neuen Gehlberger Hütte keine Gastronomie mehr. Übernachtungen in der Herberge sind laut Internetseite jedoch weiterhin auch mit Verpflegung möglich.