Der Redakteur | 12.02.2024 Nach dem Lkw-Brand im Rennsteigtunnel: Wie gefährlich war die Rettungsaktion des Fahrers?
Hauptinhalt
12. Februar 2024, 19:25 Uhr
Lkw-Fahrer Piotr Kubacki aus Polen hat alles richtig gemacht: Den Brandmelder betätigt, einen Löschversuch unternommen und dann auch noch den Autotransporter aus dem Tunnel gefahren. Aber ist das wirklich zur Nachahmung empfohlen?
Die "Heldentat" von Piotr Kubacki, über den "Bild" zuerst berichtet hat, war kalkuliertes Risiko und laut des Thüringer Tunnelchefs Steffen Maier auch der richtige Weg. Das bedeutet aber nicht, dass man verpflichtet wäre, sich selbst in Gefahr zu bringen. In diesem Fall hat ja zunächst „nur“ ein hinterer Reifen am Sattelauflieger gebrannt und die Zugmaschine war sogar nach dem Löschen des Feuers am Südportal des Rennsteigtunnels durch die Tunnelfeuerwehr noch intakt. Mit einem brennenden PKW, wo ja das Feuer naturgemäß dichter dran ist an den Insassen, ist ein solches Vorgehen nicht zu empfehlen. Alle anderen Handlungen des LKW-Fahrers hingegen schon. Konkret: Brand melden und versuchen, zu löschen.
Das war nicht leichtsinnig oder fahrlässig sondern genau das Richtige, was er hätte tun können.
Der Dank der Thüringer Tunnelüberwacher geht an den polnischen Truckerfahrer, er habe sehr umsichtig gehandelt und mit Sicherheit einigen Schaden an den Tunnelanlagen abgewendet.
Wie stark war der Rennsteigtunnel als Bauwerk in Gefahr?
Die Bilder sehen apokalyptisch aus, als hätte Tom Cruise am Steuer des LKW gesessen, aber ganz so dramatisch sieht Steffen Meier die Ereignisse nicht. Über ein größeres Ausmaß möglicher Schäden an der Technik oder dem Bauwerk könne man nur mutmaßen. Bislang war es stets so, dass die Schäden bei Bränden relativ gering waren. Das liegt auch daran, dass die Thüringer Tunnel entsprechend ihrer Gegebenheiten auf dem Stand der Technik sind. Er geht davon aus, dass die Feuerwehr sehr schnell am Einsatzort im Tunnel gewesen wäre. Auch bei früheren Bränden waren die Schäden am Tunnel selbst recht zügig zu beheben.
Beispielsweise hatte es 2016 im Jagdbergtunnel den ersten LKW-Vollbrand in dessen Geschichte gegeben, der mit Hilfe der automatischen Löschanlage und der ersten eintreffenden Feuerwehren schnell gelöscht werden konnte. Noch am gleichen Tag war der Tunnel wieder befahrbar. Im Gegensatz zur Tunnelkette der A71 inklusive des Rennsteigstunnels gibt es im Jagdbergtunnel keine eigene Tunnelfeuerwehr. Es ist letztlich eine Abwägung der baulichen Gegebenheiten, der Verkehrsdichte und auch der Frage, ob Gefahrguttransporte durchfahren dürfen oder nicht. Durch den Jagdbergtunnel dürfen Sie beispielsweise, durch den Rennsteigtunnel nicht. Standard sind Löschanlagen ohnehin nicht, im Gegenteil, es ist die Ausnahme. In Thüringen gibt es noch eine weitere im Pörzbergtunnel bei Schaala, das liegt unter anderem auch daran, dass in diesem Tunnel Gegenverkehr ist.
Eine Brandbekämpfungsanlage ist der absolute Ausnahmefall.
Was mache ich, wenn mein Auto brennt?
Anhalten – möglichst an einer Pannenbucht – einen der gut erreichbaren Feuermeldeknöpfe drücken und zum Feuerlöscher greifen. Alle 150 m gibt es Notrufkabinen mit jeweils mindestens zwei Feuerlöschern und dazu alle 300 Meter in den Querverbindungen zum Nachbartunnel.
Ist ein Feuer im Entstehen, dann sind die meisten Löschversuche auch erfolgreich, so die Erfahrung von Steffen Meier. Was man nicht machen sollte: Sich selbst in Gefahr zu bringen, auch nicht bei den Löschversuchen. Eigenschutz steht an erster Stelle.
Wenn der Löschversuch misslingt, dann sich selbst in Sicherheit bringen, das ist ganz wichtig!
Das Hauptproblem bei einem Feuer im Tunnel ist der Qualm, deshalb haben unsere Tunnel Entrauchungsanlagen, die im Brandfall eingeschaltet werden, erklärt Steffen Meier. Deswegen ist auch das Melden wichtig, die Tunnelzentrale überwacht die erwähnten 42 Tunnelkilometer, die kann man nicht alle gleichzeitig im Blick haben. Im Bereich der Tunnelkette inklusive des Rennsteigtunnels gibt es auch eine spezielle Tunnelfeuerwehr, die nach den bestehenden Einsatzplänen spätestens nach 8 bis 10 min jede Stelle der Tunnel erreicht haben soll.
Auf welchem Stand sind die Thüringer Tunnel?
Der Rennsteigtunnel und seine kleinen Geschwister sind gerade 20 Jahre alt geworden. Das ist schon ganz ordentlich. Aber sie sind permanent auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten worden. Das ist so ähnlich wie beim Flugzeug, wo das Alter weniger über die Sicherheit aussagt als der Wartungsstand. Was die Substanz angeht, werden neben der Fahrbahndecken auch die Seitenwände stark beansprucht. Im Winter schleppen die Fahrzeuge massenhaft Salzwasser in die Tunnel, das Salz greift die Betonschale an und im schlimmsten Fall die darunterliegende Metallbewehrung. Auch deshalb sind in den nächsten Jahren Sanierungsarbeiten nötig, die teilweise schon begonnen haben. Am Ende wird eine schützende Schicht aufgetragen. Außerdem wird die Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand gebracht, Beleuchtung, Lausprecher, Entrauchung usw. Eichelberg an der Landesgrenze zu Bayern wird der erste Tunnel in diesem Jahr sein, der saniert wird. Eine Röhre wird dann im Gegenverkehr befahrbar bleiben. Ob das wegen seiner Länge auch beim Rennsteigtunnel funktionieren kann, das wird derzeit geprüft. Unser Paradetunnel ist 2027 an der Reihe.
MDR (mw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 12. Februar 2024 | 16:40 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/06f5a786-a546-49df-a2c6-6637a83eed52 was not found on this server.