Hildburghausen Prinz Chaos II. investiert weiter in Schloss Weitersroda in Südthüringen
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19. Januar 2023, 19:24 Uhr
Vor 15 Jahren kaufte Florian Kirner aus München das Schloss Weitersroda bei Hildburghausen. Mittlerweile ist er angekommen in Südthüringen und hat dem Schloss neues Leben eingehaucht. Aber auch für die nächsten 15 Jahre bleibt noch viel zu tun.
Aufgewachsen ist Florian Kirner, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Prinz Chaos II., in einem Reihenhaus. Jetzt hat er 38 Zimmer. Seit dem Kindesalter ist er insgesamt 19 mal umgezogen, 2008 ist er in Südthüringen sesshaft geworden. "Ich war als Kind schon in Schlösser und Burgen vernarrt und wollte dann einfach auch einen festen Ort haben, an dem ich wohne", sagt Kirner rückblickend. Das 1478 erbaute Schloss Weitersroda hat es ihm sofort angetan, als er es im Internet entdeckte.
Prinz Chaos II. gegen den Hausschwamm
"Zwischen der ersten Besichtigung und dem unterschriebenen Kaufvertrag lagen sechs Wochen", erinnert er sich. Der damalige Kaufpreis für das herrschaftliche Anwesen: 71.500 Euro. "Es gab viele Interessenten, aber die meisten hatten zu großen Respekt vor dem Projekt", erinnert sich die Maklerin Diana Gertloff.
Der Hauptgiebel des Schlosses hatte einen großen sichtbaren Riss. "Viele meinten, es würde Hunderttausende oder Millionen kosten, das zu reparieren", erzählt Kirner. Schließlich hat sich der Riss als das kleinere Problem herausgestellt. "Der hat mich am Ende so 22.000 Euro gekostet. Aber dann kam der Hausschwamm dazu", sagt der Schlossbesitzer. Der Pilz hatte sich durch das Gestein zu den Holzbauteilen durchgefressen. Warum er trotzdem weitergemacht hat? "Ich bin leidensfähig", sagt er. So habe er auch bei Rückschlägen immer weiter gemacht.
"Paradiesvogelfest" auf dem Schlossgelände
Der Stand nach 15 Jahren: Aktuell leben sechs Mietparteien plus der Prinz im Schloss Weitersroda. Florian Kirner hat gegenüber seiner eigenen Wohnung eine Ferienwohnung für zehn Personen eingerichtet - die vermietet er seit Juni vergangenen Jahres. Seit 2011 veranstaltet Prinz Chaos II. auf dem Schlossgelände auch das "Paradiesvogelfest" - ein fünftägiges Kunst- und Musikfestival.
Außerdem kann das Schloss für private Veranstaltungen wie Klassentreffen oder Hochzeiten gemietet werden. "Alle Einnahmen fließen direkt wieder in die Sanierung. Genau wie alles Geld, das ich verdiene", sagt Kirner. Eigentlich ist er studierter Historiker, auch mit der Geschichte des Schlosses beschäftigt er sich daher viel. Außerdem ist er Musiker, schreibt eigene Lieder, aber auch Romane und andere Texte.
Neidische Berliner im Schloss Weitersroda
Mittlerweile habe er insgesamt zwischen 400.000 und 500.000 Euro investiert. Hinzu kommen Fördergelder für die denkmalgerechte Sanierung. Zuerst erneuerte Kirner im ganzen Schloss die Elektrik. Zudem ließ er zwei Glasfaseranschlüsse legen. "Wir haben super Internet! Ich hatte schon Leute aus Berlin hier, die sagen, dass das Internet schneller ist als bei ihnen zu Hause", erzählt er.
Ich bin leidensfähig.
Geheizt werden die Gemäuer mit Pelletöfen - allerdings nur die Räume, die auch genutzt werden. Zuletzt wurden 60 neue Fenster eingebaut. Doch auch nach 15 Jahren gibt es noch viele Baustellen. Zimmer für Zimmer arbeitet sich der Prinz vor. Dabei versucht er, möglichst viel von der Substanz zu erhalten. So sind beispielsweise die alten Dielenböden wieder sichtbar - sie waren zum Teil unter PVC-Bodenbelag versteckt. Zur Dämmung verwendet Kirner Lehm und Naturfasern. Und auch die Möbel erinnern an vergangene Jahrhunderte. Den Schloss-Flair hat Prinz Chaos II. sich erhalten.
Prinz spielt schon die nächsten Pläne fürs Schloss durch
"Ich glaube, das Schloss ist jetzt an einem Punkt, an dem man es planvoller entwickeln kann. Die Bausubstanz ist jetzt ungleich besser", sagt Kirner. Mit dem, was er bisher geschafft hat, ist er zufrieden - das möchte er jetzt fortführen. "Vielleicht noch ein, zwei weitere Ferienwohnungen kann ich mir vorstellen. Und ich möchte das Gelände noch mehr für private Veranstaltungen anbieten", so der Prinz. Natürlich sind in seinem Kopf noch weitere Pläne. "Ich hab mir bloß angewöhnt, das nicht immer gleich so rauszuposaunen. Wenn ich es machen kann, mache ich es und dann merken es die Leute schon", sagt Kirner.
MDR (anh,mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Kultur am Sonntagabend | 22. Januar 2023 | 19:50 Uhr