Cannabispflanzen in Töpfen. 3 min
Anhören: Wie steht es um die Ernte der Cannabis-Clubs in Thüringen? Bildrechte: CSC freshSpace Franken-Thüringen e.V.
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Seit April ist der Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen Cannabis und das Rauchen von Gras mit Einschränkungen legal. Auch in sogenannten Cannabis-Clubs können die Mitglieder für den Eigendbarf anbauen.

MDR THÜRINGEN - Das Radio So 19.01.2025 16:49Uhr 02:36 min

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Legal kiffen Cannabis-Clubs stehen nach Hürden vor erster Ernte

19. Januar 2025, 18:14 Uhr

Der Weg zu legalem Cannabis aus einem Anbauverein war in Thüringen bislang steinig. Jetzt sprießen zwar die ersten Blüten, doch bürokratischer Aufwand und Unsicherheiten trüben die Euphorie.

In Thüringens Cannabis-Clubs stehen die ersten Pflanzen vor der Ernte. Die erste Abgabe an die Mitglieder ist in Erfurt etwa Ende Februar geplant, in Weimar soll es im März so weit sein, wie es von den Vereinen heißt.

Die Pflanzen sehen sehr gut aus und wir sind auch zufrieden mit der Qualität.

Hermann Klatt Cannabis Social Club Erfurt

Auch in Jena und in Hildburghausen haben Anbauvereinigungen inzwischen Lizenzen erhalten. Fünf weitere Anträge liegen derzeit noch beim Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), wie ein Sprecher sagte. 

"Die Pflanzen sehen sehr gut aus und wir sind auch zufrieden mit der Qualität", sagt der Vorstand des Erfurter Vereins, Hermann Klatt. 640 mehr als mannshohe Pflanzen zieht der Club in einer angemieteten Halle auf.

Ein Korb voller Cannabisblätter
Nach der Ernte müssen die Blüten noch getrocknet und weiter bearbeitet werden. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Die erste Ernte für die fast 500 Vereinsmitglieder werde voraussichtlich 25 Kilogramm betragen, sagt Klatt. Das müsse zunächst für drei Monate reichen, weil danach neue Pflanzen angebaut werden müssten. Später solle zeitlich versetzt angepflanzt werden, um regelmäßiger ernten zu können. 

Auch in Hildburghausen steht die Ernte bevor

In Hildburghausen startet die erste Ernte auf der derzeit 150 Quadratmeter großen Fläche im Februar, wie Vorstand Andreas Hofmann mitteilte. Danach muss das Cannabis noch getrocknet und "veredelt" werden, bevor es im März an die 200 Mitglieder verteilt werden kann, so Hoffmann. In diesem Jahr soll die Anbaufläche auf mehr als 300 Quadratmeter anwachsen, um somit auch mehr Menschen im Verein aufnehmen zu können.

Gegründet hatte sich der Verein im Mai 2023 und nach Verzögerungen den Anbau im November starten können. Die Lizenz zu erhalten, sei für den Verein laut Hofmann bisher die größte Herausforderung gewesen. Unklarheiten in Bezug auf die Gesetzeslage gebe es derzeit noch, etwa mit Blick auf die Grenzwerte des THC- und CBD-Gehaltes auf Bundesebene. "Für Deutschland gibt es da leider noch keine klare Vorschrift", sagte Hofmann.

Gesetz sollte Schwarzmarkt "austrocknen"

Seit dem 1. April vergangenen Jahres ist das Kiffen in der Öffentlichkeit mit Einschränkungen erlaubt. Legal lässt sich Genusscannabis seither über Eigenanbau beziehen oder durch Mitgliedschaft in nicht gewerblichen Anbauvereinigungen. Die brauchen eine Genehmigung.

Den Antrag darauf können sie in Thüringen seit dem 1. Juli stellen. Das Verfahren ist umfangreich, der Erfurter Club berichtete etwa von einem 80 Seiten langen Antrag. Anfang November erhielten die ersten Vereine ihre Lizenzen. 

Probleme mit den Behörden

Doch selbst mit der Lizenz in der Tasche gibt es noch viele Unsicherheiten und Probleme mit Behörden, wie etwa Friedemann Söffing erzählt. Er ist Vorstand beim Cannabis-Club in Weimar und auch Thüringer Landessprecher beim Hanfverband.

Jetzt muss man wieder mit Anwälten arbeiten, hat Kosten und Ärger.

Hermann Klatt Cannabis Social Club Erfurt

Viele Themen seien lange verschleppt worden und Konsumierende setzten inzwischen oft eher auf medizinisches Cannabis. "Die Informationen kommen sehr tröpfchenweise, teils sehr spät. Von uns verlangt man aber, immer Gewehr bei Fuß zu stehen, wenn sie anrufen."

Drei junge Hanfpflanzen stehen in einer Schale.
Die Sämlinge, die Mitglieder gespendet hatten, dürfen nicht verwendet werden. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Davon berichtet auch Klatt. In Erfurt sei etwa geplant gewesen, den Anbau mit Setzlingen zu starten, die Vereinsmitglieder gespendet hätten. Einen Tag vor dem Start sei die Ansage gekommen, man müsse mit Samen starten. Und zuletzt sei er aufgefordert worden, binnen weniger Tage alle Mitgliederdaten an die Behörden weiterzugeben. "Das darf ich aber datenschutzrechtlich gar nicht. Jetzt muss man wieder mit Anwälten arbeiten, hat Kosten und Ärger."

Sorgenfalten vor der Bundestagswahl

Dazu komme die anstehende Bundestagswahl. Die CDU etwa hatte in ihrem Wahlprogramm angekündigt, die Cannabis-Legalisierung zurückzunehmen. "Das wäre eine Katastrophe", sagt Klatt.

Allein in Erfurt seien bislang rund 250.000 Euro in die Anbautechnik investiert worden. Der Schatzmeister des Vereins, Dennis Gottschalk, habe sogar seinen Job gekündigt und kümmere sich ehrenamtlich in Vollzeit um die Pflanzen und Vereinsangelegenheiten.

Was aber sowohl Klatt als auch Söffing klarmachen: In Thüringen hakt es zwar an einigen Stellen, aber nicht so stark wie in anderen Bundesländern. Dort ließen die Zulassungsbehörden die Vereine teils "am langen Arm verhungern".

Probleme sollen gemeinsam gelöst werden

Im Freistaat gebe es inzwischen sogar eine Arbeitsgruppe der Landessuchthilfe mit den Cannabis-Clubs, wo auf Augenhöhe diskutiert werde. "Das ist eine positive Sache, die wir gutheißen, denn jede Information hilft im Moment weiter", sagt der Hildburghäuser Hofmann. Zudem sei der Verein im engen Austausch mit der zuständigen Behörde.

Der Anbau unterliege strengen Auflagen und bedeute für die Anbauvereinigungen den Angaben nach großen bürokratischen Aufwand, etwa durch die Dokumentationspflicht. Mit Hunderten von Mitgliedern seien dafür normalerweise Bürokräfte notwendig, so Hoffmann.

Laut Hofmann hätten die Cannabis-Clubs zur Eindämmung des Schwarzmarktes nur eine Chance, wenn sie preislich mithalten können. Da der derzeitige Aufwand mit Kosten verbunden sei, müsste sich künftig daran etwas ändern.

Mehr zum Cannabis-Anbau in Thüringen

MDR (wdy/gh)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 19. Januar 2025 | 18:00 Uhr

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