Männer laden Werkzeug aus Kleinlaster von Bauhof
Im Saale-Orla-Kreis arbeiten etliche Flüchtlinge inzwischen bei Kommunen, sozialen Trägern oder Vereinen - hier beispielsweise für den Bauhof der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Integration Wie läuft es mit der Arbeitspflicht für Asylbewerber im Saale-Orla-Kreis?

01. August 2024, 05:00 Uhr

Im Saale-Orla-Kreis gilt seit dem Frühjahr eine Arbeitspflicht für Asylbewerber. Seitdem müssen Flüchtlinge dort gemeinnützige Arbeit in Gemeinden und Vereinen leisten - für 80 Cent pro Stunde. Wie fällt die bisherige Bilanz aus?

Am Morgen laden Besion Xhafa und Bajram Falli den Rasenmäher vor dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg ab. Die beiden 31 und 35 Jahre alten Albaner leben seit diesem Jahr als Asylbewerber im Saale-Orla-Kreis, in einer Gemeinschaftsunterkunft in Pößneck. Seit Juni arbeiten sie 25 Stunden in der Woche in Oppurg und unterstützen die Mitarbeiter des Bauhofs.

Bilanz nach den ersten Monaten fällt positiv aus

"Ich bin bisher sehr zufrieden mit dem Ablauf des Projektes", sagt Landrat Christian Herrgott (CDU). Er hatte die Arbeitspflicht für Asylbewerber kurz nach seinem Amtsantritt auf den Weg gebracht. Der Kreistag des Saale-Orla-Kreises hatte bereits im Herbst mit großer Mehrheit dem CDU-Antrag zugestimmt. Seit knapp einem halben Jahr erhalten Asylbewerber im Landkreis Arbeitsangebote für Kommunen, soziale Trägern und Vereinen. Diese konnten sich beim Landkreis über ein Online-Formular anmelden. Der Landkreis übernimmt die Kosten für Arbeitskleidung und Unfallversicherung. Außerdem die Aufwandsentschädigung für die Flüchtlinge: 80 Cent pro Stunde. So steht es im Asylbewerberleistungsgesetz.

Rund 100 Asylbewerber haben bisher Angebote angenommen

Vor allem die Pflicht und die Höhe der Vergütung führten anfangs zu großen Diskussionen. "Dabei setzen wir nur geltendes Recht um", hatte der Landrat im Februar gesagt und darauf verwiesen, dass damit eigentlich die Chancen zur Integration verbessert werden sollen. Die Aufwandsentschädigung erhalten die Asylbewerber zusätzlich zu den anderen im Gesetz geregelten Leistungen.

Rund 100 Asylbewerber konnten im Saale-Orla-Kreis bisher Arbeitsangebote wahrnehmen. Ausnahmen gibt es für Menschen, die gerade an einem Sprachkurs teilnehmen oder erkrankt sind. Die Aufgaben sind vielfältig. "Das reicht vom Trikotwaschen im Sportverein und Rasenmähen über die Arbeit bei den Tafeln oder im Bauhof bei verschiedenen Kommunen", berichtet Landrat Herrgott.

Anfangs mussten sich die möglichen Träger erst einmal über die Abläufe informieren. Doch dann ging es schnell. Inzwischen kommen die Asylbewerber bei rund 50 verschiedenen Einrichtungen unter. Die meisten sehen die Arbeitsgelegenheiten als weitere Chance zur Integration. "Wir mussten bisher nur sieben Personen sanktionieren, weil sie Arbeitsangebote abgelehnt haben", sagt Herrgott. "Deren Leistungssatz wird jetzt von 460 auf 240 Euro gekürzt."

"Arbeiten würden sonst liegen bleiben"

Laut dem Chef der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Oppurg, Lars Böhme, war die Eingewöhnungszeit nicht nur für die Flüchtlinge spannend. Für die Mitarbeiter im Bauhof bedeutete das Projekt erst einmal mehr Arbeit. Seit einigen Wochen arbeiten die beiden Albaner aber weitestgehend selbstständig. Auch für das Sprachproblem haben sie inzwischen eine Lösung gefunden. "Das geht mit Händen und Füßen, aber langsam lernen die beiden auch einige Brocken deutsch", sagt Böhme. Anfangs gab es wohl Probleme mit der Pünktlichkeit, sagt der VG-Chef. Allerdings arbeiteten die beiden sehr gewissenhaft.

Lars Böhme tritt auch Befürchtungen entgegen, durch die Asylbewerber würden jetzt reguläre Arbeitsplätze wegfallen. "Das, was die beiden machen, sind Arbeiten, die sonst liegen bleiben", sagt er. "Die Gemeindearbeiter machen immer das, was erst mal am Nötigsten ist." Auch wenn die Sprachbarriere hoch sei, würde er sich wieder für das Projekt entscheiden.

Saale-Orla-Kreis-Landrat Christian Herrgott unterhält sich mit Mann in weißem Shirt
Der Landrat des Saale-Orla-Kreises, Christian Herrgott (rechts), im Gespräch mit dem Chef der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg, Lars Böhme. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Kürzere Wege zur Arbeit dank vieler kleiner Unterkünfte

Christian Herrgott kann sich weiterhin über ein großes Medieninteresse freuen. Und auch die Chefs anderer Landratsämter aus ganz Deutschland erkundigen sich in Schleiz nach dem Erfolg der Arbeitspflicht. Herrgott sieht den Grund des Erfolges auch in der Gliederung des Landkreises. "Wir haben viele kleine Gemeinschaftsunterkünfte", sagt er. "Das macht es für die Asylbewerber leichter, zu den Arbeitsplätzen zu kommen, weil sie nicht so weit fahren müssen."

Mann in Warnweste und mit Schutzhelm arbeitet mit Rasentrimmer
Die gemeinnützige Arbeit soll bei der Integration helfen. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Das Modell funktioniert offensichtlich. Immerhin 20 Prozent der Teilnehmer haben inzwischen sogar einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden, etwa als Helfer in Industriebetrieben. Bajram und Besion müssen dafür allerdings ihre Sprachkenntnisse noch verbessern.

Mehr zu Arbeitspflicht und Jobsuche für Asylbewerber

MDR (adr/uka)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 31. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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