Umweltschutz Grünes Dach, 50 Abfallsorten, regionale Kantine: Wie das Uniklinikum Jena nachhaltiger werden will

11. August 2024, 14:53 Uhr

In Deutschland stammen knapp fünf Prozent der Emissionen aus dem Gesundheitssektor. Dabei stechen vor allem die Krankenhäuser hervor. Krankentransporte, viel Abfall und viele Räume, die klimatisiert werden müssen. Das Uniklinikum Jena beschäftigt sich deswegen schon seit mehreren Jahren damit, nachhaltiger zu werden. Aber wie sieht das genau aus?

Jedes Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern muss ab dem Jahr 2025 einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Das hat das Europäische Parlament bereits im November 2022 beschlossen. Davon sind auch viele Krankenhäuser betroffen. Das Universitätsklinikum Jena mit fast 7.000 Beschäftigten arbeitet schon viele Jahre daran, nachhaltiger zu werden.

Seit 2016 veröffentlicht die Stabsstelle Umweltschutz und Nachhaltigkeit alle zwei Jahre einen Umweltbericht. Darin informiert das Klinikum über verschiedene Maßnahmen und Entwicklungen zum Thema.

Ein Mann steht vor einem Klinikum-Gebäude.
Marc Hoffmann leitet die Stabsstelle Umweltschutz und Nachhaltigkeit am Uniklinikum Jena. Bildrechte: MDR/Johanna Ratz

Nachhaltigkeit betrifft nicht nur die Natur

Nachhaltigkeit bedeutet mehr als Umweltschutz. Das erklärt Marc Hoffmann, der Leiter der Stabstelle. Der ökologische Aspekt müsse gemeinsam mit der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit zusammen agieren. Nur wenn alle drei Punkte berücksichtig werden, könne nachhaltig gearbeitet werden.

Drei Säulen der Nachhaltigkeit (Beispiele) - Soziale Nachhaltigkeit: Arbeitsbedingungen
- Ökonomische Nachhaltigkeit: Regionalität
- Ökologische Nachhaltigkeit: Mülltrennung

Wie das funktioniert, lässt sich an dem Bau des neuen Gebäudes am Standort Lobeda erklären. Das ist seit 2016 in Betrieb. Bereits bei der Errichtung wurde auf eine kompakte Bauweise geachtet. Das führt zu einem geringeren Volumen. Letztendlich wird so weniger Energie für den Betrieb benötigt. Auch die internen Arbeitswege sind durch den Neubau kürzer geworden. Das kommt der sozialen Nachhaltigkeit zugute.

Auf dem Dach befindet sich eine Grünfläche. Sie ist nicht nur Heimat für Bienen und Insekten, sondern führt auch dazu, dass Niederschläge verdunsten und nicht in die Saale gelangen. Eine Art Hochwasserschutz. Auch auf dem zehn Hektar großen Außengelände verbinden sich ökologische und soziale Aspekte. Die Wiesen werden nur zweimal im Jahr gemäht, das ist gut für Boden und Insekten. Auf der anderen Seite hätten die Mitarbeitenden eine Erholungsmöglichkeit im Klinikalltag, sagt Hoffmann.

Uniklinik Jena: 2.900 Tonnen Abfall im Jahr

Im Inneren des Klinikums befindet sich das Entsorgungszentrum, das einen Beitrag zur ökonomischen, aber auch ökologischen Nachhaltigkeit leistet. Hier kommen alle Abfälle zusammen, die in der Klinik anfallen: 2.900 Tonnen im Jahr. Die Abfälle sind in 50 verschiedene Sorten unterteilt, die alle penibel getrennt werden. An der Papierpresse zum Beispiel müssen die Mitarbeiter genau darauf achten, dass nur Papier, Pappe oder Kartonagen in die Presse kommen.

Mehrere Abfallcontainer nebeneinander.
Im Entsorgungszentrum am Uniklinikum Jena wird auf Mülltrennung viel Wert gelegt. Bildrechte: MDR/Johanna Ratz

Die Pappe wird anschließend reycyelt. "Dadurch verbraucht man weniger Energie, Wasser und auch Primärfasern, wie zum Beispiel Holz," erklärt Marc Hoffmann. Sogar Geld verdient die Klinik mit dem Abfall. Denn die Pappe wird auch verkauft. Das bringt der Klinik einen fünfstelligen Betrag im Jahr ein.

Das reicht zwar nicht, um die Kosten der Abfallentsorgung zu decken, doch durch das Recycling hat das Klinikum bereits diverse Tonnen CO2 eingespart. So steht es im aktuellen Umweltbericht von 2022. Bei Papier, Karton und Pappe waren es beispielsweise 44 Tonnen, bei Kunststoffverpackungen sogar 62 Tonnen.

Kantine setzt auf Regionalität

Ein Blick auf die Tafel in der Cafeteria zeigt: Auch hier spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Nicht nur, dass auf regionale Produzenten geachtet wird. Jedes Gericht hat auch seine eigene Ökobilanz. Diese wird vorher von einer Software berechnet. Dabei spielen zum Beispiel Faktoren wie Regionalität und Wasserverbrauch eine Rolle. Auch der sogenannte Nutri-Score wird angegeben. "Das kann für Sie eine Ernährungsentscheidung sein. Für eine umweltfreundlichere und gesündere Ernährung am Tag", sagt Hoffmann. Ob die Mitarbeiter darauf achten, müsse jeder selbst wissen.

Eine Infotafel informiert über nachhaltiges Essen.
Bewusste Mittagspause: Sie soll am Uniklinikum Jena ermöglicht werden. Bildrechte: MDR/Johanna Ratz

Immer neue Ideen für nachhaltigeren Alltag

Neben solchen Maßnahmen versuche das Klinikum seine Nachhaltigkeit täglich zu verbessern, sagt Hoffmann. So beteilige sich das Universitätsklinikum an einer Handysammelaktion. Im Klinikum gibt es demnach mehr als 3.200 Handys, die für den täglichen Betrieb benötigt werden. Kaputte Diensthandys werden bei der Aktion gesammelt und repariert.

Auch die Elektro- und Hybridautos des Klinikums sollen helfen, Emissionen zu senken. Es gibt auch eine eigene Arbeitsgruppe, in der acht Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen des Hauses mithelfen, das Klinikum nachhaltig zu gestalten. Sie sammeln neue Ideen, die sie zum Beispiel aus ihrem Alltag mitbringen. Wie Marc Hoffmann erklärt, soll irgendwann zum Beispiel auch das Faxgerät aus dem Klinikalltag verschwinden. Dieser Schritt würde auch eine Menge Papier einsparen.

MDR (mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 11. August 2024 | 19:00 Uhr

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