Bildung Alte Schulranzen, die glücklich machen: Christian Paar und seine Sammelaktion für bedürftige Kinder
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01. August 2024, 05:00 Uhr
Ein Familienvater aus Stadtroda engagiert sich seit 20 Jahren für Kinder in Not. Christian Paar sammelt ausgemusterte, aber noch brauchbare Schulranzen. Mit Heften und Stiften aufgefüllt, ermöglichen sie Kindern aus armen Familien außerhalb Deutschlands den Schulbesuch - und damit Zugang zu Bildung.
Es ist ein Herzensprojekt für Christian Paar, in das er viel Zeit und Arbeit investiert. Der IT-Fachmann, der selbst zwei Töchter im schulfähigen Alter hat, sammelt im Raum Stadtroda und Jena, aber auch darüber hinaus, ausgediente und noch gut erhaltene Schulranzen und Schulmaterial.
Über die international agierende Hilfsorganisation Gain (Global Aid Network) gelangen die Spenden dann zu bedürftigen Familien, unter anderem in Armenien, Lettland, Moldau, Rumänien und der Ukraine. Dahinter steckt großer logistischer Aufwand, der auf Hilfsbereitschaft basiert: von Spenderinnen und Spendern, aber auch Sammlern und Organisatoren wie Christian Paar.
Eine Zeitungsnotiz hatte ihn 2004 auf die Schulranzenaktion des Hilfswerks aufmerksam gemacht, erzählt der 45-Jährige. Angesprochen habe ihn besonders, dass Kinder die Schulranzen und Schultaschen bei einem Fest vor Ort in ihren Gemeinden persönlich geschenkt bekommen. Dass es dort auch Ansprechpartner der Organisation gibt und dass kein Geld fließt, das in falsche Hände gelangen könnte.
Er sei gleich Feuer und Flamme gewesen, habe selbst einen Schulranzen gepackt und ihn bei Familie Welker in Jena abgegeben, die die Aktion schon damals unterstützte. Christian Paar bot sich als Helfer an, ist dabei geblieben und inzwischen der Sammelstellenleiter für die Region.
Was ich richtig gut finde, man macht ein persönliches Geschenk und jemandem eine Freude, den man gar nicht kennt. Wo man gar nicht weiß, welches niedliche Gesicht sich darüber freut.
Motivation durch Reise nach Lettland
Als motivierendes Erlebnis beschreibt er eine Reise 2012 nach Lettland. Er konnte einen Transport der Hilfsorganisation begleiten und war dabei, als jeweils 400 Schulranzen bei zwei Festen an die Kinder vor Ort verteilt wurden. Jedes hatte vorher ein Los gezogen, um Streitereien und Neid zu vermeiden. Die Freude der Kinder über die geschenkten Ranzen sei unbeschreiblich gewesen, so Paar.
Organisiert hätten das alles Sozialarbeiter vor Ort, die die sozial schwachen Familien im Blick haben und sich auskennen. So sei die Hilfe genau dort angekommen, wo sie am dringendsten gebraucht werde, sagt Paar. Diese Begegnung habe ihn sehr berührt, die Bilder hätten sich eingebrannt und ihn motiviert, weiterzumachen.
Sammelaktion läuft noch
Das Schuljahresende hierzulande ist jeweils der Startschuss für die Sammelaktion, die noch bis Ende September läuft. In dieser Zeit können ausgediente Schulranzen in mehreren Sammelstellen abgegeben werden.
Sehr dankbar ist Christian Paar den Mitarbeitern in der Ernst-Abbe-Bücherei oder im Radsportladen "Zum Guten Ritzel" in Jena, die seit Jahren die Spenden entgegennehmen. Auch in seinem Wohnhaus in Stadtroda, am Homberger Ring 33, können die Schulranzen abgegeben werden. Sie sollten gefüllt sein mit Malblock, Schreibblöcken, Schreib- und Matheheften in A4 und einer Federmappe mit Stiften, Radiergummi, Spitzer und Lineal.
Wir freuen uns über jede Unterstützung. Da sind wir wirklich sehr dankbar. Das Helfen macht auch Spaß. Und es ist persönlich bereichernd zu sehen, dass nicht nur Egoismus in unserer Gesellschaft zählt, sondern dass man halt auch den Blick hat auf andere.
Zu dieser Grundausstattung könnten noch Hygieneartikel, wie Zahnbürste, Zahnpasta und Seife und vielleicht auch ein kleines Plüschtier hinzukommen, so Paar. Zusammen mit anderen ehrenamtlichen Helfern kontrolliere er jeden einzelnen Ranzen, damit es fair zugehe. Auch nur Schulmaterial für kleines Geld kaufen oder eine leere Schultasche spenden, alles sei möglich und helfe.
Der Weg der Ranzen
Christian Paar holt die Spenden an den Sammelstellen ab und bringt sie zu einem Container in Schlöben, wo sie zunächst zwischengelagert werden. Den Standplatz stelle das Agrarunternehmen Wöllmisse kostenfrei zur Verfügung, wofür er sehr dankbar sei.
Den vollen Container, in den auch gespendete Kleidung, Schuhe oder Rollstühle kommen, holt die Hilfsorganisation Gain einmal im Jahr ab und tauscht ihn gegen einen leeren. Anhand der Ladeliste, erklärt Paar, sei erkenntlich, wie viele Schulranzen dabei sind. Über deren Verteilung werde am Sitz der Hilfsorganisation in Gießen entschieden, darauf habe er keinen Einfluss.
Im Vorjahr kamen 117 Ranzen aus dem Raum Stadtroda und Jena zusammen. Das liege im Schnitt der letzten Jahre, freut sich der Sammelstellenleiter, der seit 2004 schon insgesamt mehr als 2.700 gefüllte Schultaschen auf die Reise schicken konnte. Bei der diesjährigen Aktion sind bislang 30 Schulranzen gespendet worden. Da ist noch Luft nach oben.
MDR (prel/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 01. August 2024 | 09:00 Uhr
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