Ach du meine Nase Pitti, Schnattchen und Sandmann erobern den Supermarkt
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18. Juni 2023, 12:16 Uhr
Was trinken Pittiplatsch, Schnatterinchen und Sandmann wohl am liebsten? Nun, so genau ist das nicht überliefert. Aber seit dem vergangenen September haben die drei Vorabend-Lieblinge ein eigenes Getränk auf dem Markt. Kannste glauben! Ein kleines Familienunternehmen aus Wünschendorf bei Gera hatte die Idee, eine Pitti-Kindercola auf den Markt zu bringen. Mit dem Erfolg hat dabei niemand gerechnet.
Eine Horde Sandmänner tummelt sich auf dem Fließband der Abfüllanlage, bevor es in die Getränkekisten geht. Erdbeer-Limonade in der 0,33-Liter-Flasche. Etwa 15.000 Flaschen Erdbeer-Limonade, bedruckt mit dem Sandmännchen, werden an diesem Montagmorgen in der Privatbrauerei Metzler im Thüringer Wald abgefüllt. Pittiplatsch Kindercola und Schnatterinchen Orangenlimonade sind nächste Woche wieder dran. Das Lager ist nicht gerade üppig besetzt: Pitti-Cola-Erfinder Marcus Kramer ist fast jeden Tag mit seinem Lkw in Dingsleben, um Nachschub zu holen. "Ich habe nicht gedacht, dass wir so erfolgreich sein werden. Aber dran geglaubt hab ich schon", sagt Kramer.
Hinweis zur Transparenz:
Der MDR ist zusammen mit dem RBB Lizenzinhaber des Sandmännchens und seiner Freunde. Das Unternehmen, über das wir hier berichten, hat diese Lizenzen käuflich erworben.
Der Artikel ist unabhängig von dieser geschäftlichen Beziehung entstanden.
Ostalgie-Welle rollt durchs Land
Noch im September, bei der ersten Abfüllung, waren gerade mal 5.000 Flaschen Kindercola vom Band gerollt. Bis Ende Dezember waren es schon 30.000. Für dieses Jahr rechnet das Team von Remember Drinks aus Wünschendorf bei Gera mit einer Viertelmillion Flaschen.
Ach du meine Nase - da werden Pittis wohl noch größer. Erfinder Marcus Kramer wurde vom Erfolg überrascht - gerade boomen die Getränke in Norddeutschland. Als wir uns in der vergangenen Woche zum Dreh für das MDR THÜRINGEN Journal verabreden, ist Kramer am Telefon ganz aufgeregt. "Tausende Flaschen müssen an die Ostsee. Ich weiß noch gar nicht, wie wir das hinkriegen." Am Ende wird alles gut, dank guter Kontakte des ehemaligen Berufskraftfahrers stehen Pitti, Schnattchen und Sandmann nun auch im hohen Norden in den Supermarktregalen. Denn zwei Herausforderungen treiben das junge Start-Up um und sorgen für schlaflose Nächte.
Da sind zum einen die hohen Preise bei Speditionen. "Es gibt nur wenige mit freien Kapazitäten und wenn, dann sind die sehr teuer", erzählt Kramer. Etwa 150 Supermärkte beliefert Remember Drinks derzeit nach eigenen Angaben, Tendenz stark steigend. Täglich trudeln bei Kramers Lebensgefährtin Laura Buortesch 20 bis 30 Bestellungen ein. Die meisten Märkte fährt Kramer selbst an. Wenn es eng wird, müssen auch die Schwestern ran. Zum Glück hat Kramer drei davon. Eine ist Frances Behrend. Im Hauptberuf treibt sie Menschen im Fitnessstudio zu sportlichen Höchstleistungen, im Nebenjob ist sie Firmeninhaberin und Rettungsanker für ihren Bruder. "Ich sage immer, sein Kopf ist Gold wert", sagt die junge Frau mit einem Schmunzeln. Manche Ideen seien umsetzbar, andere nicht so. Aber mit der Pitti-Cola hat "Karl", wie ihn alle nennen, offenbar einen Nerv getroffen.
Preise für Spedition und Pfand fordern Jungunternehmer
Das kleine Getränke-Einmaleins mussten Kramer und seine Mitstreiter ganz schnell lernen. Denn auch mit der zweiten Herausforderung - den hohen Preisen für neue Glasflaschen - kannten sie sich nicht aus, bevor sie ins Getränkebusiness wechselten. Unterstützung bekamen und bekommen sie von Christian Metzler, Braumeister und Chef der gleichnamigen Privatbrauerei in Dingsleben, wo die Kindergetränkte abgefüllt werden. "Man hat als Otto Normalverbraucher gar nicht die Ahnung, wie hat ein Etikett auszusehen, welche Schriftgröße muss drauf sein, was muss dort überhaupt alles draufstehen, wo krieg ich einen EAN-Code her. Brauche ich Flaschen, brauche ich Kästen, wie geht das mit den Rezepturen", zählt der junge Firmenchef auf, was er Branchenneulingen immer wieder erklären muss.
Dazu zählt eben auch das Thema Flaschenpfand. Fast 30 Cent koste eine neue Glasflasche derzeit. Bei acht Cent Pfand müsste man eigentlich mehr für eine verkaufte Flasche verlangen, so Metzler, aber das würde ja kaum noch jemand bezahlen. Noch schlimmer sei die Lage wegen des gefragten Rohstoffs bei den Kästen. "Weil neue Kästen fünf Euro kosten, müsste der Pfand dort höher als 1,50 Euro liegen", erklärt er. Kramer hat deswegen die Idee verworfen, seine Kindergetränke in stylischen Getränkekisten mit den bekannten Logos anzubieten. Viel zu teuer, der Schwund wäre wohl zu hoch. Deswegen werden Sandmann und seine Freunde in einfachem Schwarz verpackt. Die Idee, Sechser-Pakete in Pappträgern anzubieten, will Kramer auch nochmal überdenken. "Wir haben knapp zwei Tage gebraucht, um 20.000 Flaschen umzupacken", erzählt er mit einem Stöhnen. Dazu kommen die Kosten: 23 Cent pro Pappträger, umgerechnet knapp fünf Cent Kosten pro Flasche - das lohne sich nicht.
Tränchen laufen beim Start
Kramer will soviel wie möglich selbst machen, "die Kontrolle behalten". Stolz sei er gewesen, als seine Pitti-Cola das erste Mal in die Flaschen zischte: "Als die Flaschen durch die Etikettiermaschine gelaufen sind, da ist das ein oder andere Tränchen gelaufen. Das war schon sehr, sehr schön und fast noch schöner, als die Ware am Ende im Markt stehen zu sehen." Schwester Frances und Partnerin Laura erinnern sich noch, wie man im vergangenen September zu einer Tankstelle ins benachbarte Weida pilgerte, wo die ersten Flaschen verkauft wurden. "Wir haben genau geschaut, wie das aufgebaut und präsentiert wurde und waren mächtig stolz", erinnern sie sich.
Beim Erobern der Märkte kam Kramer sicher sein Talent zugute, andere Menschen einfach in Grund und Boden zu quatschen. Er habe seinen Pkw vollgeladen und in den Supermärkten Proben seiner Pittiplatsch Kindercola abgegeben. Die ersten Rückmeldungen von den lokalen Supermärkten ließen nicht lange auf sich warten und so rollte die Welle unaufhaltsam durch Ostdeutschland. Und schwappt nun auch - wohl bedingt durch die Urlaubssaison - gen Westen. "Wenn man die Mengen sieht, die da in der Brauerei stehen, das ist schon ein cooles Gefühl", sagt Kramer. Seine kleine Tochter sei mächtig stolz auf ihren Papa. Denn die habe den Stein Ostern 2022 losgetreten. "Sie wollte eine Cola trinken und als Papa erfüllst du natürlich auch mal so einen Wunsch. Nur geschmeckt hat ihr die Kindercola nicht. Und mir auch nicht", erinnert sich Kramer.
Nächstes Jahr eine Million Flaschen?
Die Idee nahm Formen an, selbst aktiv zu werden. Mit Braumeister Christian Metzler fand Kramer einen geduldigen Lehrmeister und mit der RBB Media GmbH einen interessierten Partner. Denn MDR und RBB haben die Rechte an Sandmann und seinen Freunden. Kramer sicherte sich die Lizenzen für Kinderlimonaden und hofft auf Kooperationen mit Anbietern von Plüschfiguren und Co. Pitti, Schnattchen und Sandmann sind schon auf dem Flaschenmarkt - neben Supermärkten gibt es die drei auch in den Onlineshops von RBB und Remember Drinks zu kaufen und bald auch im firmeneigenen Werksverkauf in Gera.
Und wer kommt als nächstes in die Flasche? "Moppi ist geplant. Wir würden eine ganz coole Geschmacksrichtung machen", verrät Kramer. Und da er sich die Lizenzen gesichert hat, sind auch weiteren Ideen keine Grenzen gesetzt. "Ach du meine Nase", denkt da vielleicht der Kobold Pitti. Im kommenden Jahr will das junge Familienunternehmen aus Ostthüringen bereits eine Million Flaschen verkaufen. Platschquatsch!
MDR ()
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. Juni 2023 | 19:00 Uhr
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