Promenaden-Hotel Gera
Die Theaterstraße in Gera hieß früher Promenadenstraße und hat dem Hotel seinen Namen gegeben. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Gastgewerbe Neues Hotel in Gera wirbt um Städtereisende

01. März 2025, 17:07 Uhr

Lange Zeit waren die zwei Gründerzeithäuser gegenüber dem Theater Gera dem Verfall preisgegeben. Zaur Salaev hat in der früheren Promenadenstraße bereits drei Häuser saniert und nun auch die beiden Schandflecke wieder schick gemacht. Am Samstag öffnete dort das "Promenaden-Hotel“.

Aus der freistehenden Badewanne geht der Blick direkt hinüber zum historischen Theater Gera. Oder zum Küchengarten mit der Orangerie. Gäste in der Präsidentensuite des neuen "Promenaden-Hotels" haben einen ganz neuen Blick auf Geras Kultur-Sahnehäubchen.

Freistehende Badewanne
Von der freistehenden Badewanne in der Präsidentensuite hat man einen tollen Blick - ein besonderer Wunsch des Bauherren. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Die Theater-Besucher wiederum hat Bauherr Zaur Salaev als Zielgruppe entdeckt für das neue Haus am Platz. 27 Zimmer, davon vier Familienzimmer und die Präsidentensuite.

Die Katze im Sack gekauft - nach jahrelangem Leerstand

2020 hatte Salaev die beiden Gründerzeithäuser mit den Hausnummern 2 und 4 über eine Zwangsversteigerung erworben. In schlechtem Zustand, wie er sagt. Vermüllt und jahrelang dem Verfall preisgegeben. Im Treppenhaus erzählt ein Stück des Parkettbodens von den Jahren des Leerstandes. Ungebetene Gäste hatten hier ein Lagerfeuer entzündet.

Den Zustand der beiden Häuser konnte der neue Eigentümer erst nach dem Kauf in Augenschein nehmen. Er habe die Katze im Sack gekauft, sagt der Bauingenieur aus Baku in Aserbaidschan, der schon länger in Deutschland lebt, aber erst 2016 nach Gera kam.

zwei Männer betrachten Pläne.
Zaur Salaev (links im Bild) hat die beiden Gründerzeithäuser bereits 2020 gekauft und sie seitdem zu einem Hotel umgebaut. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Vorher – erzählt Salaev – habe er einige Häuser in Schwerin saniert. Auf der Suche nach neuen Bauprojekten sei er eher durch Zufall nach Gera gekommen. Seitdem leben er und seine Familie in der Stadt, die ihm inzwischen Heimat geworden ist.

Moderne Technik und Denkmalschutz - kein Widerspruch

Drei weitere Häuser in der Theaterstraße strahlen seitdem im neuen Glanz. Nun kommen die beiden präsenten Häuser gegenüber dem Theater hinzu. Eines der beiden steht komplett unter Denkmalschutz, das andere nur von außen. Salaev wollte den beiden Häusern ihren ursprünglichen Charme zurückgeben und gleichzeitig moderne Technik zum Einsatz bringen.

Ein Mann öffnet eine Tür.
Zimmertüren mit Fingerabdruck-Zugang gibt es noch nicht in vielen Hotels. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Schon an der Eingangstür beginnt die neue Zeit. Hier können die Gäste mittels Hotelcode zu jeder Zeit das Haus betreten. Und auch elektronisch einchecken. Das funktioniert sogar per App. Die öffnet, wenn gewünscht, auch die Zimmertür oder kann die Heizung auf dem Zimmer regulieren. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Tür zum Zimmer per Fingerabdruck zu entriegeln.

Manches ist jetzt vielleicht noch Spielerei, in ein paar Jahren schon normal. Aber auch die klassische Zimmerkarte gibt es im "Promenaden-Hotel". Nicht jeder Gast sei schließlich handy-affin, sagt Zaur Salaev.

Vom Zustand vor der Sanierung erzählen Fotos im Haus

Beim Rundgang zeigen Salaev und sein langjähriger Unterstützer Timur Babadjanov stolz, was sich seit dem Kauf in den Häusern verändert hat. In einigen Bereichen können die zukünftigen Gäste auf Fotos den Zustand vor der Sanierung in Augenschein nehmen.

Deckenverzierungen
Floralen Glaselemente an der Decke im Wintergarten erinnern an die Geschichte des Hauses. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

In einigen Zimmern hat der Bauherr eigene Hotelerfahrungen einfließen lassen. In den Familienzimmern zum Beispiel gibt es richtige Betten für vier Personen. Salaev sagt, es habe ihn immer gestört, im Urlaub mehrere Doppelzimmer für seine Familie buchen zu müssen. Aufbettungen seien dagegen meistens unbequem.

Für die Präsidentensuite hat der neue Hotelbesitzer Möbel im historischen Gewand neu anfertigen lassen. Auch die Wandleuchten gäbe es "nicht von der Stange", meint er schmunzelnd. Und der Blick aus der Badewanne hin zum historischen Theater sei sein persönlicher Traum gewesen.

Überhaupt plant Salaev mit den Theaterbesuchern. Möglicherweise mit Kombiangeboten mit Ticket und Übernachtung. Die könnten vor oder nach den Vorstellungen sogar noch im Haus essen gehen. Schon vor einigen Wochen wurde im Erdgeschoss ein syrisches Restaurant geöffnet.

Blick in Hotelzimmer
Für die Präsidenten-Suite hat Zaur Salaev Möbel im historischen Stil bauen lassen. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Brandschutzauflagen verzögern Eröffnung

Eigentlich wollte Salaev das Hotel schon zwei Jahre früher eröffnen. Doch Probleme mit dem Brandschutz hätten die Arbeiten verzögert. Als öffentliches Gebäude gelten hier strengere Regeln als bei Wohnhäusern. "Wir mussten sogar fertige Wand- und Deckenbereiche noch mal öffnen, um neue Kabel zu verlegen", sagt der Hotelchef. Das kostete Zeit und Geld.

Aber auch die Denkmalschutzbehörde musste Salaev bei den Planungen mit einbeziehen. Das hätte eigentlich gut funktioniert, allerdings hätte er gern die Fassade so gestaltet, wie sie vor über 100 Jahren ausgesehen hat. Das habe die Behörde allerdings nicht gewollt. Deshalb gäbe es auf den Balkonen auch nur schlichte Edelstahlgeländer, sagt Salaev.

Blick in Badezimmer
Moderne Bäder mit Fußbodenheizung lassen nicht erkennen, dass die Häuser um die Jahrhundertwende errichtet wurden. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Die Stadtspitze sieht das neue Hotel positiv. Insgesamt gäbe es damit nun 14 Beherbergungseinrichtungen in Gera. Darunter zählen Häuser mit mehr als zehn Betten, sagt die Stadtverwaltung. Über 1.300 Betten stehen Touristen und Geschäftsreisenden damit zur Verfügung. Allerdings seien die Kapazitäten im Jahr 2023 laut Landesamt für Statistik nur zu knapp 30 Prozent ausgelastet gewesen.

Barrierefreiheit soll durch Aufzug erreicht werden

Zaur Salaev hofft auf bessere Werte für sein neues Haus. Das soll so schnell wie möglich barrierefrei werden. Wegen der schwierigen Grundrisse habe er zuerst auf einen Fahrstuhl verzichtet. Dieser sei jetzt allerdings geplant und soll nachgerüstet werden.

Noch sind im neuen Haus nicht alle Arbeiten erledigt. Die Zimmer sollen in den nächsten Tagen noch mit Bildern ausgestattet werden, sagt Timur Babadjanov. Die Familienzimmer bekommen ganz besondere Kunstwerke, erzählt Zaur Salaev stolz. Seine beiden Kinder hätten sie gemalt, sagt er, und öffnet eine Mappe mit farbenfrohen Zeichnungen.

Zwei Männer betrachten Bilder.
Zaur Salaev (links) will in die Familienzimmer Bilder aufhängen, die seine Kinder gemalt haben. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Er blickt optimistisch in die Zukunft als Hotelbetreiber. Die ersten Buchungen gab es bereits, und ab 7. März sollen die ersten Gäste einchecken. Ab 50 Euro ist eine Übernachtung zu haben. Für ein Doppelzimmer müssen die Gäste um die 120 Euro hinlegen. Kaum zu glauben: die erste Buchung überhaupt gab es für die Präsidentensuite. Für immerhin 500 Euro gibt es historisches Ambiente und den Blick hinüber zum Theater quasi gratis dazu.

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MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. März 2025 | 19:00 Uhr

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