Der Dornröschenschlaf im Waldschlösschen ist zu Ende. Ins 1898 eröffnete Ausflugslokal mit dem markanten Türmchen zieht wieder Leben ein. "Nach 31 Jahren bin ich zurück", freut sich der neue Besitzer Sebastian Rönick. Zuletzt war er als Fünftklässler hier auf Klassenfahrt.

Anfang der 1990er-Jahre wurde aus der "Station Junger Touristen" ein Schullandheim; bis zur Schließung 2019. Weil es kein Trinkwasser und erheblichen Sanierungsstau gab, musste das beliebte Ziel für Klassenfahrten und Umweltbildung geschlossen bleiben.

Der zuständige Unstrut-Hainich-Kreis hatte sogar fast drei Millionen Euro Fördermittel vom Bund in Aussicht; konnte aber die dafür notwendigen Eigenmittel nicht aufbringen. Auch, weil sich zwischen den ersten Plänen und der Fördermittelzusage die Kosten für den Umbau des Areals deutlich erhöht hatten.

Deshalb beschloss der Kreistag des Unstrut-Hainich-Kreises den Verkauf des Objektes. Zunächst mit dem Ziel, dass Schullandheim oder eine vergleichbare Nutzung zu erhalten. Das klappte nicht; es gab keine Kaufinteressenten. Das Waldschlösschen wurde erneut ausgeschrieben. Dabei erhielt Sebastian Rönick den Zuschlag. Er betreibt seit 2020 in Alterstedt eine Jagdschule. Hier im "Waldschlösschen" sei Arbeit für zehn Jahre. Er hoffe aber, es in gut drei Jahren zu schaffen.

"Das wird eine total coole Nummer. Das Areal ist wie für uns gemacht", sagt Rönick. "Natur, Umweltbildung und Jagd. Es liegt mitten im Wald und mitten im Freistaat Thürigen; ein Ort für für Kinder und Erwachsene". Auf dem 22.000 Quadratmeter großen und sehr grünen Gelände gibt es fünf Bungalows, eine große Wiese, das Haupthaus, das Ökohaus und ein Recyclinghaus, kleine Spielecken und viele Bäume.

Die Bungalows will er wieder fitmachen und 30 Schlafplätze etablieren. Einst haben bis zu 60 Kinder hier und im Haupthaus übernachtet. An die Doppelstockbetten können sich viele Fünft- und Sechstklässler gut erinnern.

Dass der passionierte Jäger nicht nur für Jäger sondern auch für die Umweltbildung von Kindern da sein will, freut auch den Verband der Thüringer Schullandheime. "Das wäre eine Bereicherung; gerade solche Bildungsangebote sind wichtig", sagt die Landesvorsitzende Ina Gerlof. Derzeit gibt es 18 Schullandheime in Thüringen.

Ins Hauptgebäude will Sebastian Rönick selbst einziehen; eine weitere Wohnung ist für den Hausmeister. Oben unterm Dach will er mit seiner Lebensgefährtin Stephanie Bickel leben. Unten wird es eine kleine Gastronomie mit 30 Sitzplätzen geben; dort soll auch eine große Außenterrasse angebaut werden.

Ende 2024 soll er schon losgehen. Außerdem will er einen Jagdladen eröffnen. Mit dem Türmchen hat es eine besondere Bewandtnis: Sebastian Mutter habe zu ihrem Sohn früher immer gesagt. "Du wirst mal in einem Haus mit Türmchen wohnen".

In das große Ökohaus aus Holz wird das neue Domizil für die Jagdschule von Sebastian Rönick. "Wie für mich gemacht, unten Schulungsraum, oben Büroräume", sagt er. Hier will er im März 2024 einziehen. Dieser große Schulungsraum im Grünen soll bei Bedarf für Veranstaltungen gemietet werden können.

Unter großen Kastanien erstreckt sich das Areal. Einzelne Spielgeräte wie das Klettergerüst oder eine Schaukel erinner an die vielen Kinder, die hier vier, fünf Tage auf Klassenfahrt waren oder eine Ferienfreizeit erlebt haben.

Ganz hinten im Gelände steht ein Recyclinghaus. Daraus will Rönick ein Vereinshaus für Jäger machen; hier sollen auch erlegte Tiere verarbeitet werden können.