Israelische Sängerin Hadar Maoz 2 min
Mit einem Konzert in Gera starteten die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage 2025, noch bis 10. April gibt es ein facettenreiches Programm, das zum Austausch einlädt. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Konzert, Lesung, Diskussion In Thüringen gehen die Jüdisch-Israelischen Kulturtage ins Finale

01. April 2025, 16:46 Uhr

In Thüringen gehen die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage ins Finale. Noch bis 10. April gibt es die Gelegenheit, in Kultur, Religion und Geschichte einzutauchen. Bei Konzerten, Lesungen, Stadtrundgängen und politischen Diskussionen zur Lage in Israel. Erstmals gehören auch Greiz oder Almerswind zu den Orten des Festivals, das laut dem Landesvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Reinhard Schramm, Trauer und Ängsten angesichts des wachsenden Antisemitismus mit Lebenslust begegnet.

Die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage gehen ins Finale. Noch bis 10. April gibt es die Gelegenheit, jüdische und israelische Kulturen, Religion und Geschichte kennenzulernen; in Konzerten, Lesungen, Filmen, Ausstellungen und Gesprächen. Laut Festivalleiter Johannes Gräßer soll auch die Lage in Israel Thema sein. Deshalb habe er jüdische Journalisten sowie Nahost-Korrespondenten eingeladen.

Blick auf die alte Synagoge in der Waagegasse in Erfurt
Auch in der Alten Synagoge von Erfurt finden während der 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage 2025 zahlreiche Veranstaltungen statt. Bildrechte: IMAGO/Karina Hessland

Stadtrundgänge führen zu historischen Orten jüdischen Lebens und zu Tatorten der Judenverfolgung im Freistaat. Aber auch kulinarische Angebote sind Teil des Programms.

Jüdisches Leben und Geschichte: Konzerte, Lesungen, Rundgänge von Erfurt bis Berkach

Am Dienstagabend wird in die Synagoge von Mühlhausen geladen, zu "Liedern und Geschichten zu Purim und Pessach". Das Purimfest geht zurück auf die biblische Geschichte zur Errettung der Jüdinnen und Juden der persischen Diaspora, Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten. Davon erzählen unterhaltsam und musikalisch Milán Andics, Kantor der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Flötistin Leonie Ducke (Klezmerorchester Erfurt) und Lutz Balzer (Gitarre und Gesang).

Die israelischen Musikerin Hadar Maoz und ihrer Band „The Persian Groove“ bei der Eröffnung der jüdisch-israelischen Kulturtage 2025
Beim Eröffnungskonzert der Jüdisch-Israelischen Kulturtage in Gera war Hadar Maoz mit ihrer Band The Persian Groove zu erleben. Bildrechte: MDR/Johanna Ratz

In Greiz, Erfurt und Rudolstadt berichtet Autorin Sara Klatt von einer Reise auf den Spuren ihres Großvaters "durch das heutige und das vergangene Israel". In Erfurt gibt es einen inklusiven Rundgang, der über das Schicksal der jüdischen Familien Cars und Cohn in der NS-Zeit informiert. Auch in Gera, Aschenhausen oder Berkach werden die Orte jüdischen Lebens in Erinnerung gerufen.

Diskussion: Israel, Judentum und Antisemitismus in Deutschland

In Meiningen analysiert Michael Panse von der Landeszentrale für politische Bildung, wie das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 den globalen Antisemitismus befeuert hat. In Erfurt gibt es eine Diskussionsrunde, wie Medien das Bild von Israel prägen und auf Regierungshandeln verkürzen und damit auch das Leben jüdischer Menschen in Deutschland beeinflussen. Zu Gast ist Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, der aus seinem Buch "Deutsche Lebenslügen" liest.

Gabriel Wolff
Auch Ausstellungen gehören zum Programm. Der deutsch-israelische Kalligraphie-Künstler Gabriel Wolff zeigt in der Schau "Verlorene Sprache" im Erfurter Waidspeicher, wie sich ihm seit dem Hamas-Massaker seine Muttersprache als "Haus des Seins" entzieht. Bildrechte: Timo Lentner

Mit der Eröffnung der 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage am 19. März in Gera startete ein facettenreiches Programm mit 85 Veranstaltungen in 16 Städten, dazu gehören erstmals Orte wie Greiz in Ostthüringen und Almerswind in Südthüringen. Almerswind, ein Ortsteil von Schalkau im Landkreis Sonneberg zählt nur knapp 300 Einwohner und plant ein soziokulturelles Zentrum, berichtet Festivalleiter Johannes Gräßer, der sich freut, dass die Initiatoren auf ihn zukamen. Das sei eine gute Grundlage für Austausch.

Johannes Graesser 1 min
Der Leiter der Jüdisch-Israelischen Kulturtage, Johannes Gräßer, freut sich auf ein umfangreiches Programm und neue Partner. Mehr im Audio: Bildrechte: Alice End
1 min

In mehreren thüringischen Orten beginnen heute die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage. Festivalleiter Johannes Gräßer spricht im Audio über Programm-Highlights und neue Kulturpartner:

MDR KULTUR - Das Radio Mi 19.03.2025 07:50Uhr 00:33 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/johannes-graesser-juedisch-israelische-kulturtage-audio-100.html

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Logo MDR 9 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
9 min

Philipp Peyman Engel schreibt in seinem Buch über deutsche Lebenslügen. Wo er sie sieht, wie stark der Antisemitismus in Deutschland ist und warum der Osten in diesem Bereich anders tickt, hat er MDR KULTUR berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Sa 23.03.2024 11:34Uhr 09:03 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/audio-peyman-engel-juedische-allgemeine-deutsche-lebensluegen-antisemitismus-afd-100.html

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Festival als Einladung zu Begegnung und Austausch

Den möchte auch der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde in Thüringen, Reinhard Schramm, befördern. 80 Jahre nach Kriegsende und Holocaust sieht er die Entwicklung insbesondere seit dem 7. Oktober 2023 mit Sorge: "Ich weiß, wer die Gaskammer für meine Verwandten gebaut hat, das waren nicht die Muslime und auch nicht die Linken. Aber heute haben wir neben rechtem Antisemitismus auch linken und muslimischen Antisemitismus, die sich gegenseitig stützen." Und er betont: "Bei aller Sorge um die Welt und um unsere Situation müssen wir sehen, dass auch der wachsende Antisemitismus bekämpft werden muss. Ich denke, dass die Kulturtage dabei hilfreich sind."

Reinhard Schramm
Der Vorsitzender de Jüdischen Landesgemeinde Thüringen Reingard Schramm sieht die Israelisch-Jüdischen Kulturtage als Angebot zur Begegnung und zum Austausch. Bildrechte: picture alliance / ZB | Michael Reichel

Das Festival begegnet Trauer und Ängsten mit Widerstandswillen und Lebenslust.

Reinhard Schramm Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde in Thüringen

Das Festival begegne der Trauer und den Ängsten mit Widerstandswillen und Lebenslust. Darüber hinaus helfe das vielfältige Angebot, ein besseres Verständnis für die Geschichte Israels, seine Multikulturalität und die Menschen, die dort leben, zu entwickeln. Zugleich zeige das Festival, dass Juden die Entwicklung Thüringens über 900 Jahre mitprägten. An die Nachbarn von einst zu erinnern, unterstütze das wiedererstandene jüdische Leben und trage dazu bei, Antisemitismus entgegenzuwirken.

Ministerpräsident Mario Voigt hatte zur Eröffnung des Festivals erklärt, die Kulturtage lüden ein zur Begegnung, zum Dialog und zur Reflexion. Gerade heute sei es die gemeinsame Verantwortung, jüdisches Leben zu schützen und zu fördern.

Service-Informationen zu den Veranstaltungen (Auswahl)

Lieder und Geschichten zu Purim und Pessach
Mit Kantor Milán Andics, Leonie Ducke & Lutz Balzer
Dienstag | 01.04.2025 | 18:30 Uhr
Mühlhausen | Synagoge | Jüdenstraße, 99974 Mühlhausen

Das Land, das ich dir zeigen will – Sara Klatt
Dienstag | 01.04.2025 | 18:00 Uhr
Greiz | Buchhandlung Bücherwurm | Am Markt 2, 07973 Greiz

Mittwoch | 02.04.2025 | 19:00 Uhr
Erfurt | Kultur- und Bildungszentrum der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen | Juri-Gagarin-Ring 21, 99084 Erfurt

Donnerstag | 03.04.2025 | 19:00 Uhr
Rudolstadt | Stadtbibliothek Rudolstadt | Schulplatz 13, 07407 Rudolstadt

Das Land Israel: Geschichte und Perspektiven mit Michael Panse
Mittwoch | 02.04.2025 | 18:00 Uhr
Meiningen | Aula der VHS Meiningen | Klostergasse 1, 98617 Meiningen

Barrierefrei erinnern – Das Zentrum für Thüringen – Geschichte inklusiv
Auf den Spuren der Familien Cars und Cohn

Donnerstag | 03.04.2025 | 14:30 Uhr
Erfurt | Treffpunkt: Eingang Kunsthalle am Fischmarkt | Fischmarkt 7, 99084 Erfurt

Israel, Judentum und die deutsche Wahrnehmung
Ein Abend mit Perspektivwechseln u.a. mit Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen
Sonntag | 06.04.2025 | 16:00 Uhr
Erfurt | Kultur- und Bildungszentrum der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen | Juri-Gagarin-Ring 21, 99084 Erfurt

Quelle: MDR THÜRINGEN, MDR KULTUR / Redaktionelle Bearbeitung: ks

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https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/juedische-Literatur-literarischer-herbst-audio-100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 20. März 2025 | 19:00 Uhr

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