Mühlhausen Wie der Ukrainer Vitali Stupak über Umwege zum Erntehelfer wurde
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24. März 2023, 20:40 Uhr
Seit Ende November sucht der 35-jährige Vitali Stupak einen Job. Jede Woche lässt er sich vom Jobcenter in Mühlhausen beraten. Die angebotenen Firmen sagen schon am Telefon ab, weil Vitali keine Berufserfahrung hat, nicht gut genug Deutsch spricht oder nur Frauen eingestellt werden.
Im September vergangenen Jahres ist Vitali wegen des Ukraine-Krieges aus Kiew nach Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) geflüchtet. Seit Ende November sucht er nach einem Job. Am liebsten würde er mit seinem Fahrrad etwas ausliefern oder Post zustellen.
Der 35-Jährige hat Wirtschaft studiert. In Deutschland kann er mit dieser Ausbildung jedoch kein Geld verdienen. Die größten Hindernisse für ihn sind seine mangelnden Deutschkenntnisse sowie seine fehlende Berufserfahrung.
Drei Jobangebote ohne Erfolg
Von seiner Jobvermittlerin hatte er drei Angebote erhalten: Eine der Firmen suchte lediglich nach Frauen, einer anderen fehlte seine Berufserfahrung im Bau und eine dritte bemängelte seine Kenntnisse der deutschen Sprache.
Damals hatte Olena Schorin für ihr angerufen. Sie betreibt in der Innenstadt von Mühlhausen ein Café. Als keine der drei Firmen zusagte, rief Olena eine ihr bekannte Chefin einer Konservenfabrik an. Dort durfte Vitali zunächst Probearbeiten. Ab Juni soll er dort einen Arbeitsvertrag als Erntehelfer bekommen.
Sprachkurs mit dem Handy
Nun sucht der Ukrainer noch einen Job für die Zeit bis Juni. Parallel dazu lernt er Deutsch mit dem Handy. Für einen Deutschkurs ist er vom Jobcenter zwar angemeldet worden, derzeit ist er aber noch auf einer Warteliste. Im Jobcenter ist der motivierte Kunde aufgefallen, weil er zahlreiche Beratungstermine vereinbart und immer wieder nachgefragt hat.
Bisher 88 Ukrainer in Mühlhausen vermittelt
Das Jobcenter im Unstrut-Hainich-Kreis hat nach eigenen Angaben bisher 88 Ukrainer vermittelt. Sie sind unter anderem in der Produktion, im Fahrgewerbe und Verkauf tätig. Wie Sprecherin Anja Schöwe-Wipprecht sagt, steht für viele der aktuell 525 Jobcenter-Kunden aus der Ukraine zunächst im Fokus, die Sprache zu lernen. Anhand der Abschlüsse und Fähigkeiten würden dann im persönlichen Gespräch, per Post oder Mail Jobvorschläge unterbreitet.
Probleme bei der Vermittlung
Natürlich gebe auch Probleme, so Schöwe-Wipprecht. Die unterschieden sich aber nicht von denen anderer Bewerber. Dazu gehörten fehlende Kinderbetreuung für Alleinerziehende, gesundheitliche Einschränkungen, mangelnde Sprachkenntnisse oder auch fehlende Motivation.
Im Unterschied zu Zugewanderten aus anderen Ländern sei ein Teil der Ukrainer noch unsicher, ob Deutschland die neue Heimat werden soll. Viele hätten nach wie vor die Hoffnung, möglichst schnell wieder in die Ukraine zurückzukehren, so die Sprecherin. Insgesamt werden im Jobcenter in Mühlhausen mehr als 500 Frauen und Männer aus der Ukraine betreut.
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 24. März 2023 | 18:40 Uhr
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