Mutterglück in Mühlhausen Tochter steigt nach Tod des Vaters in Buchhandlung mit Café ein
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12. Mai 2024, 11:19 Uhr
Die treuen Kunden der Mühlhäuser Buchhandlung C. Strecker hatten darauf gehofft, und nun wird ihr Wunsch wahr: Auch nach dem Tod von Christian Strecker wird die Tradition von Kaffee und Torte fortgeführt. Diese Woche markiert einen Wendepunkt: Tochter Rebekka kehrt nach 19 Jahren aus Nordrhein-Westfalen in ihre Heimatstadt zurück.
Die große Kaffeemaschine läuft wieder. Auch wenn Barista Christian Strecker sie nicht mehr bedienen kann. An Christian, den Ruhepol am Tresen mit den großen immer freundlichen Augen, erinnert ein großes Foto an der Wand gegenüber. So als habe er ein Auge auf alles und natürlich auf seine Kaffeemaschine. Er ist Ende Januar verstorben.
Die Kaffeemaschine - einst Christians Domäne
An der Kaffeemaschine müht sich nunmehr Ehefrau Heike um die richtige Dosierung aus Kaffee, Milchschaum und Wasserdampf. "Darum habe ich mich nie gekümmert. Das war immer Christians Sache", sagt sie. Vor einem Jahr kam die Diagnose Leukämie, das hat alles verändert. Auf der Tafel draußen stand kein Kuchenangebot mehr, die Kuchenvitrine verschwand unter Büchern. Irgendwann ist auch die große Kaffeemaschine außer Betrieb genommen worden.
Das fehlende "Wohnzimmer"
Die Kunden hielten den Streckers auch im vergangenen Jahr die Treue, wollten hier aber nicht nur Bücher und Deko kaufen. Sie wollten hier sitzen und schwatzen. Die Buchhandlung C. Strecker gibt es schon 20 Jahre. Vor fünf Jahren kam ein Café zwischen den Bücherregalen dazu. Aus dem Buchladen wurde ein Kulturladen - für viele Kunden wie ein "Wohnzimmer", das sie gern und deshalb vermisst haben.
Seit dieser Woche ist alles anders
Seit dieser Woche steht Heikes große Tochter Rebekka mit im Laden. Sie kehrte nach 19 Jahren aus Nordrhein-Westfalen wieder nach Hause zurück. Die Pharmazeutisch-technische Assistentin hat bisher in einer Apotheke verkauft, nun sind es selbst gebackene Torten von Mutter Heike, Bücher, Kaffee aus der großen Maschine und Deko. "Ich verkaufe weiterhin", sagt sie. "Nur eben andere Sachen."
Rebekkas Entschluss
Der Entschluss fiel schon zu Jahresbeginn, als Christian Strecker im Sterben lag und Rebekka Urlaub nahm, um bei ihm zu sein. In dieser Zeit habe sich ihr Blick für die wirklich wichtigen Dinge geschärft. Sie sei bis zum "bitteren Ende" geblieben. Eine Woche nach der Beerdigung von Christian entschloss sie sich: "Ich komme zurück." Schon im vergangenen Jahr habe sie daran gedacht, weil ihre Mutter schon damals Hilfe brauchte.
Freude bei den Kunden
Die Kunden sind froh über dieses Comeback. Sie haben nicht nur Kaffee und Kuchen vermisst. Es sei so gemütlich, so besonders und der Blick auf die Marienkirche einmalig in Mühlhausen. Man treffe hier Bekannte oder lerne neue Menschen kennen. Einfach in der Ecke sitzen und von hier aus die Kunden beobachten. Es sei ein beliebter Treffpunk, aber wenn es nur Bücher gibt, treffe man die Leute nicht so.
Neues Mutter-Tochter-Gefühl
Mutter und Tochter müssen sich auch aneinander gewöhnen, weil sie beide sehr temperamentvoll seien, sagen sie. Da könne es auch zwei Mal "laut" werden. Mutter Heike freut sich, dass Rebekka da ist und sich auf sie als nicht unbedingt "leicht zu nehmende Person" einlassen will. Auch die 17-jährige Johanna, Heikes jüngere Tochter, freut sich über Rebekkas Entscheidung. Und die 85 und 86 Jahre alten Großeltern in Flarchheim sind auch froh, ihre Enkelin nun wieder in der Nähe zu wissen.
MDR (cgo/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Mai 2024 | 15:00 Uhr
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