Die "Alte Feuerwache in Weimar" wird zu einem Wohnquartier umgebaut
Die Bauarbeiten an der "Alten Feuerwache" schreiten voran. Hier soll ein ganz besonderes Quartier entstehen. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland

Wohnungswirtschaft Wohnprojekt "Alte Feuerwache" in Weimar wird nicht gefördert

03. April 2022, 12:33 Uhr

Das ambitionierte Wohnprojekt "Alte Feuerwache" in Weimar wird nach der Sanierung keine Sozialwohnungen anbieten können. Der Grund: Die Förderstrukturen des Freistaates erlauben es nicht, solche Projekte zu unterstützen. Zudem stellt der Freistaat viel zu wenig Fördermittel für den Sozialen Wohnungsbau zur Verfügung, kritisiert der Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft.

Die "Alte Feuerwache" unweit der Weimarer Altstadt will ein Weimarer Verein in ein besonderes Wohnquartier verwandeln, mit Kindergarten, Café und Geschäften. Auch 23 Sozialwohnungen sollten entstehen, deren Kaltmiete nur 5,90 Euro pro Quadratmeter betragen sollte.

Freistaat lässt Traum platzen

Zumindest dieser Traum ist nun geplatzt, da der Freistaat das Projekt nicht fördert. "Also inhaltlich erfüllen wir alle Kriterien. Das Problem ist einfach, dass hier in Thüringen die Förderung mit einem Kredit zusammenhängt. Und dieser Kredit setzt eine Bonitätsprüfung voraus, die wir als neugegründete GmbH nicht erfüllen können", sagt Christiane Werth.

Kein ausreichendes Eigenkapital, keine Fördermittel, so die Erklärung. Damit müssen die Weimarer ihren Umbau mit normalen Krediten finanzieren. Die Nettokaltmiete wird am Ende bei geschätzten neun Euro pro Quadratmeter liegen.

Kritik vom Verband der Wohnungswirtschaft

Diesen Schritt kritisiert der Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft. Frank Emrich: "Dieses Projekt nicht zu fördern ist eine verpasste Chance, weil man damit bezahlbaren Wohnraum in der Weimarer Innenstadt verhindert hat. Und es passt in die Reihe verpasster Chancen der Thüringer Wohnraumförderung".

So sei im Jahr 2021 die Hälfte aller Anträge auf Soziale Wohnraumförderung vom Land abgelehnt worden, weil nicht ausreichend Mittel zur Verfügung standen, so Emrich.

Fördergelder im aktuellen Haushalt gestrichen

Auch in diesem Jahr wird es nicht besser. Der Landtag hat im aktuellen Haushalt neue Gelder für die Wohnraumförderung gestrichen, erklärt Barbara Schönig, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. "Da mussten viele Ressorts Kröten schlucken. Natürlich hätten wir uns als Ministerium gewünscht, dass für den sozialen Wohnungsbau und auch seine energetische Erneuerung mehr Geld in die Hand genommen würde."

In den letzten zehn Jahren sank die Zahl der preisgebundenen Sozialwohnungen drastisch, zeigen die Zahlen des Infrastrukturministeriums. 2012 gab es noch 35.612 Sozialwohnungen, zum Stichtag 15. Juni 2021 zählte das Land nur noch 13.179 Wohnungen. Ein Rückgang von 63 Prozent.

Ohne Fördermittel keine günstigen Wohnungen

Noch gibt es günstigen Wohnraum in Thüringen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt laut dem Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft in Erfurt, Jena und Weimar bei 5,90 Euro pro Quadratmeter. Im ländlichen Raum liegt sie bei rund 5,20 Euro.

Doch sobald neu gebaut wird oder bestehende Wohnungen saniert werden, müssen die Baukosten umgelegt werden und die Mieten steigen. Das lässt sich nur mit Fördermitteln regulieren, meint Emrich. 150 Millionen Euro jährlich seien da nötig.

Zumindest die Förderstrukturen will das Infrastrukturministerium bis zum Jahresende überarbeiten. Künftig sollen dann auch zivilgesellschaftliche Projekte wie die "Alte Feuerwache" in Weimar förderfähig sein.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. April 2022 | 14:00 Uhr

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