Mobilität Abgasfrei und leise: Erste Wasserstoffbusse rollen durch Weimar
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09. November 2023, 14:48 Uhr
In Weimar hat die Stadtwirtschaft ihre ersten Wasserstoff-Busse auf Jungfernfahrt geschickt. Das Pilotprojekt wird zu 80 Prozent durch EFRE-Mittel gefördert. Elektro-Busse eignen sich nicht für Weimar.
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- Gutachten vergleicht Elektrobusse und Wasserstoffbusse
- Weimarer Tankstelle wird mit Wasserstoff aus Bayern versorgt
- Stadt investiert sechs Millionen Euro in neue Technologie
- Neue Busse tragen Namen berühmter Weimarer Persönlichkeiten
"Pilotprojekt bedeutet auch - wir probieren aus", sagte Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) und machte keinen Hehl daraus, dass die Wasserstoff-Technologie durchaus Kritiker hat. Wasserstoff werde dauerhaft teuer sein und auch weniger effektiv, dennoch werde er eine wachsende Rolle einnehmen, so Stengele bei der Inbetriebnahme der Busse.
Der große Vorteil: Wasserstoff ist abgasfrei. "Für Weimar ist diese Technologie die beste Wahl", sagt Bernd Wagner, der Geschäftsführer der Stadtwirtschaft. Gerade mit Blick auf die Reichweiten der Elektro-Autos und deren Batterien sei der Antriebsstoff eine Alternative.
Weimarer Gutachten: Elektrobusse für Weimar nicht geeignet
Ein Gutachten aus dem Jahr 2021 gibt ihm recht. Experten hatten den Einsatz von Elektrobussen und Wasserstoffbussen in Weimar verglichen. Sie kamen zu dem Schluss, dass E-Busse den Umlauf der einzelnen Linien nicht schaffen würden.
Sie müssten am Tag mehrfach neu betankt werden. "Das aber können wir uns zeitlich und personell gar nicht leisten", so Wagner. "Dafür sind die Fahrpläne zu eng gestrickt und die Zahl der Fahrer ist zu knapp."
Wasserstoff aus Bayern für Thüringer Tankstelle
Mit den drei Wasserstoffbussen gingen am Donnerstag auch eine eigens errichtete Werkstatt und eine Wasserstofftankstelle in Betrieb. Beides wurde in Rekordzeit, in nur vier Monaten, gebaut. Die Tankstelle wird mit Wasserstoff aus Wunsiedel in Bayern beliefert. "Der ist natürlich grün hergestellt, auch wenn er mit Diesel-Lkw nach Weimar transportiert wird", sagte der Stadtwirtschaft-Geschäftsführer. Diese Kröte muss die Stadtwirtschaft schlucken. Rein gesetzlich ist es noch verboten, dass ein Wasserstoff-Laster auch Wasserstoff transportiert.
Aber das, so hofft Wagner, werde sich hoffentlich bald ändern. Aktuell wurde sie für nur drei Busse gebaut, ein Wasserstoff-Müllauto für den Kommunalservice kommt noch hinzu. Die Öffentlichkeit darf die Tankstelle nicht nutzen. "Das hat etwas mit den Förderauflagen zu tun", erklärte Wagner.
850.000 Euro pro Wasserstoffbus in Weimar
Sechs Millionen Euro hat die Weimarer Stadtwirtschaft in Busse, Tankstelle und Werkstatt investiert. 80 Prozent davon stammen aus EFRE-Mitteln der EU. Auch für die Zukunft hofft Weimar auf Fördermittel, denn neue Busse sind bereits bestellt. 2024 soll die Flotte um weitere drei Gelenkbusse erweitert werden. Preislich nehmen sich die Fahrzeuge und ihr Pendant mit Elektroantrieb kaum etwas.
"Die Kosten für ein Fahrzeug liegen bei großen Bussen bei etwa 850.000 Euro. Dieselbusse schlagen 2,5 Mal weniger zu Buche - doch Neuanschaffungen in Diesel sind schlichtweg nicht mehr erlaubt. Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass alle Fahrzeuge, die neu beschafft werden, zu einem gewissen Prozentsatz emissionsfrei sein müssen", so Wagner.
Dieses Kriterium erfüllt der Wasserstoff. Der wohl einzige Feinstaub, der durch einen Wasserstoffbus erzeugt wird, ist der Abrieb von Rädern, sonst ist das Fahrzeug sauber. Außerdem ist es leise - auch eine Lärm-Emission entsteht nicht.
EFRE
Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist ein Strukturfonds der Europäischen Union für nachhaltige Stadt- und Ortsentwicklung. Gefördert werden damit unter anderem Vorhaben zur energetischen Optimierung von Gebäuden als auch der Aus- oder Umbau von Wärmenetzen. Mit dem Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen und den Energieverbrauch von Gebäuden und Infrastrukturen zu senken.
Erhält ein Land Geld aus dem Strukturfonds, muss es dafür auch öffentliche Mittel beisteuern. Die EU-Regionalförderung darf die Unterstützung durch die Mitgliedstaaten selbst nicht ersetzen. Die Förderung erfolgt jeweils in mehrjährigen Förderperioden.
Mit Goethe, Schiller und Anna Amalia durch Weimar
Optisch unterscheiden sich die Wasserstoffbusse kaum von ihren Kollegen mit Dieselantrieb. Die Wasserstofftanks sind auf den Dächern verbaut und damit auch bei eventuellen Unfällen weniger gefährlich.
Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) macht auf eine weitere Neuerung aufmerksam. Die neuen Wasserstoffbusse haben Namen. Und wie könnte es anders sein: Sie heißen Johann Wolfang von Goethe, Friedrich Schiller und Anna Amalia.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, dass das Pilotprojekt zu 80 Prozent vom Freistaat Thüringen gefördert wird. Richtig ist, dass das Millionen-Projekt zu knapp 80 Prozent mit EFRE-Mitteln der EU gefördert wird. Wir haben den Fehler korrigiert.
MDR (ost/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. November 2023 | 19:00 Uhr
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