Drei Männer und eine Frau mittleren Alters stehen auf einem großen Platz mit einem historischen Gebäude und einem Denkmal im Hintergrund.
Sie werden ab 2025 das Deutsche Nationaltheater als Team leiten (v.l.n.r.): Timon Jansen, Dorian Dreher, Valentin Schwarz und Sabine Rühl Bildrechte: Candy Welz

Vor Generalsanierung Deutsches Nationaltheater Weimar bekommt erstmals Team-Intendanz

24. April 2024, 10:31 Uhr

Ab 2025 wird das Deutsche Nationaltheater in Weimar zum ersten Mal von einem Team geleitet. Die Nachfolge von Intendant Hasko Weber übernehmen dann die Regisseure Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen. Weber hatte vor wenigen Monaten seinen vorzeitigen Rücktritt als Intendant angekündigt. Die größte Aufgabe des neuen Teams wird es sein, die künstlerische Arbeit während der umfassenden Sanierungen am Theatergebäude zu sichern.

Ab der Spielzeit 2025/26 wird das Deutsche Nationaltheater in Weimar zum ersten Mal von einem Team geleitet. Wie die Thüringische Staatskanzlei am Montagabend mitteilte, hat sich der Aufsichtsrat für die drei Regisseure Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen entschieden. Damit folgten die Gesellschafter der Empfehlung der Findungskommission. Sabine Rühl wird weiterhin als kaufmännische Geschäftsführerin die Finanzen des Theaters verwalten.

Team auf Augenhöhe am DNT Weimar

Die drei Künstler werden sich die Aufgaben teilen, die auch bisher mit verschiedenen Posten am Theater vorgesehen waren, aber enger als Team zusammenarbeiten. Valentin Schwarz sagte MDR KULTUR: "Wir haben gemerkt: Jetzt ist die Zeit reif, dass wir gerade an diesem besonderen Ort mit diesen besonderen Herausforderungen an dieser besonderen Wirkungsstätte, die historisch und politisch so viel erzählt, noch mal gemeinsam wirken wollen."

Der Regisseur Valentin Schwarz am Grünen Hügel. 11 min
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2025 übernehmen Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen die Nachfolge von Hasko Weber am DNT. Valentin Schwarz sprach mit Thomas Bille über spartenübergreifende Projekte zwischen Moderne und Tradition.

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Der Österreicher hat mit seiner umstrittenen Inszenierung des "Ring des Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen 2022 für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Er wird in Zukunft als Chefregisseur am DNT zwei Inszenierungen je Spielzeit übernehmen. Dorian Dreher studierte in Berlin und Wien und inszenierte bereits Opern in den Niederlanden und Frankreich. Er wird die Aufgaben des Operndirektors übernehmen. Timon Jansen studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitet aktuell als Dramaturg am Theater Basel. Er wird ab 2025 die Schauspielsparte in Weimar leiten. Schwarz sagte MDR KULTUR, die drei Regisseure verbinde eine alte Freundschaft.

Das sind ganz alte Freundschaften. Wir haben uns schon in Studienzeiten kennengelernt.

Valentin Schwarz, künftiger Chefregisseur am DNT Weimar

Die Findungskommission, in der auch Beschäftigte des Theaters vertreten waren, hatte die Leitung des Weimarer Theaters öffentlich ausgeschrieben und 36 Bewerbungen überprüft. In der engeren Auswahl standen schließlich drei Bewerbungen, von denen zwei eine Teamleitung vorsahen. Mit diesen Bewerbenden hat die Kommission vor wenigen Tagen vertiefende Gespräche zu den kommenden Herausforderungen in Weimar geführt.

Schließlich schlug sie das Team von Schwarz, Dreher und Jansen vor. "Das vergleichsweise junge Team mit reichhaltiger Erfahrung machte überzeugend deutlich, dass es einen modernen, wertebasierten Führungsstil nicht nur verspricht, sondern auch lebt", urteilte Thüringens Kulturminiser Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) nach der Entscheidung für die neue Leitung.

Sieben Personen stehen in einem Innenhof in einer Reihe und lächeln in die Kamera.
Der Weimarer Bürgermeister Peter Kleine (links) und Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (rechts) bestätigen in ihrer Mitte das neue Leitungsteam aus (v.l.n.r.) Sabine Rühl, Timon Jansen, Valentin Schwarz und Dorian Dreher. Bildrechte: TSK/Matthias Frank Schmidt

Spartenübergreifendes Theater geplant

Bei MDR KULTUR darauf angesprochen, ob zwei Regisseure mit Musiktheaterhintergrund und nur einer mit Schauspielhintergrund die Gewichtung des Nationaltheaters verschieben, betonte Schwarz, die Akzentverschiebung sei formal zwar da. Man stehe aber für eine spartenübergreifende Methode. Gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Generalsanierung mit verschiedenen Wirkungsstätten und einem dementsprechend zerteilten Team wolle man "eine starke Position von spartenübergreifenden Projekten, von Zusammenhalt, auch in schwierigen Zeiten, schaffen. Das war unser Ziel."

Das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater DNT auf dem Theaterplatz in Weimar.
Die neue Theaterleitung muss während der ersten Amtszeit fast völlig auf das eigentliche Theaterhaus verzichten. Bildrechte: imago images/Jacob Schröter

Besondere Herausforderungen in Weimar

Tatsächlich dürften die baulichen Gegebenheiten die größte Hürde für das neue Team sein: Das Haupthaus am Weimarer Theaterplatz soll umfassend saniert werden, damit es aktuellen Bedürfnissen und Regelungen entspricht. Es wird für mindestens vier Jahre nicht mehr bespielt werden können. Das Team soll dennoch Repertoirebetrieb, Auslastung und Pflege des bestehenden Ensembles und der Belegschaft sichern.

Vorrangig werden Produktionen in der Nebenspielstätte Redoute gezeigt. Aber es sind auch sogenannte modulare Produktionen und Projekte an anderen Orten in Weimar geplant. Die neue Leitung sieht den Umbau auch als große Chance. Man sei im Gespräch mit vielen besonderen Orten in Weimar, sagte Valentin Schwarz bei MDR KULTUR: "Diese Besonderheit des Ortes kann ein ganz attraktiver Faktor werden."

Der österreichische Regisseur Valentin Schwarz, ein Mann mit kinnlangen dunklen Haaren und Schnurrbart, steht mit verschränkten Armen vor dem Festspielhaus.
Valentin Schwarz hat als künftiger Chefregisseur und künstlerischer Geschäftsführer des Deutschen Nationaltheaters Weimar große Pläne. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Theater zwischen Tradition und Moderne

Eine weitere Herausforderung werde es sein, Weimar als Ort der Tradition mit den Ansprüchen eines jungen Publikums zu verknüpfen, erklärte Schwarz: "Es gibt natürlich diese sehr große Klassiker-Tradition, an die wir auch anschließen wollen. Weimar steht für Tradition und Geschichte", so Schwarz. Auf der anderen Seite wolle man sehen, wie diese Geschichten ins Hier und Jetzt wirkten. Es gebe viele Formate, die beide Seiten vereinen könnten, argumentiert Schwarz.

Gleichzeitig wolle man der Stadt, ihren Bewohnern und den Mitarbeitern zuhören und die Geschichten abhören, die sie bewegten. Dabei müsse das Theater "seinen Beitrag leisten, nicht nur in Weimar, sondern auch in Thüringen und in ganz Deutschland."

Das Team wurde vorerst für die Dauer von fünf Jahren unter Vertrag genommen. Zum Ende der kommenden Spielzeit wird der bisherige Intendant Hasko Weber das Theater verlassen. Sein Vertrag lief eigentlich bis 2027 und wurde vorzeitig aufgelöst. Weber gab für seine Entscheidung persönliche Gründe an, erwähnte aber auch die umfassende Sanierung des Haupthauses. Für die aktuelle und kommende Spielzeit 2024/2025 ist er jedoch noch der Verantwortliche.

Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheater Weimar, ein Mann mit hoher Stirn und Brille, spricht bei der Vorstellung des Programm vom Kunstfest Weimar.
Zwei Jahre vor Vertragsende wird Intendant Hasko Weber Weimar verlassen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Quelle: DNT Weimar, MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: tsa, hro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. April 2024 | 07:30 Uhr

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