Objektkunst Ausstellung "Deutschstunde" mit Werken von Olaf Metzel in Weimar
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07. Juni 2024, 20:02 Uhr
Olaf Metzels Kunstobjekte tragen Titel wie "ichhasseschule" oder "Heimatkunde". Eine Auswahl davon gibt es jetzt im Schloss Belvedere und im Liszt Haus Weimar zu sehen. Sie fordern unter anderem dazu auf, sich mit der Geschichte und ihrer Auswirkung auf die Gegenwart auseinanderzusetzen.
- In der Ausstellung "Deutschstunde" ist in Weimar derzeit Objektkunst von Olaf Metzel zu sehen.
- Für das Objekt mit dem Titel "ichhasseschule" hat er mit Schülerinnen und Schülern zusammengearbeitet.
- Die Ausstellung konnte auch entstehen, weil durch Bauarbeiten gerade größere Flächen im Schloss Belvedere museal beräumt sind.
In Weimar wird aktuell unter dem Titel "Deutschstunde" Gegenwartskunst gezeigt. Die Klassik Stiftung Weimar hebt mit dieser Schau die neue Veranstaltungsreihe "Contemporary Weimar" aus der Taufe. Unter diesem Label sollen künftig ihre Aktivitäten im Bereich zeitgenössischer Kunst gezeigt werden.
Zum Auftakt sind Werke des namhaften Berliner Bildhauers und Objektkünstlers Olaf Metzel zu sehen. Er war drei Jahrzehnte lang als Professor, später auch als Rektor an der Akademie der Bildenden Künste München tätig.
Aus der Geschichte lernen
Metzel treibt vor allem eine Frage um: Lernen wir tatsächlich etwas aus der Geschichte für die Gegenwart – und wenn ja, was? Diesen Fragen ist er vor allem in großformatigen Installationen nachgegangen.
Es gibt beispielsweise eine übermannshohe Installation mit dem Ausstellungstitel "Deutschstunde" zu sehen. Sie besteht aus Aluminiumteilen, beidseitig bedruckt mit Fotos, Buchseiten und Zeitungsausrissen. Die Bleche sind so verformt, als wären die Blätter gefaltet, geknittert oder achtlos angepinnt: türkische Zeitungen zum Thema NSU oder Plakate vom Deutschen Theater.
Einen Text von Hannah Ahrendt hebt Metzel darauf besonders hervor: "Nennt uns nicht Flüchtlinge, wir selbst bezeichnen uns als Neuankömmlinge oder Einwanderer …" Das sei die Situation heute in unserem Land, sagt der Künstler.
Projekt mit Schülern
Eine Deutschstunde ganz anderer Art ist in den mittleren Durchgangsräumen des Belvedere zu besichtigen. Man muss sich regelrecht den Weg bahnen durch ein Labyrinth aus wild zueinander gestellten Schulbänken, die über und über beschmiert sind, vor allem mit obszönen Piktogrammen und Parolen. Das Objekt trägt den Titel "ichhasseschule".
Entstanden ist diese Arbeit gemeinsam mit Gymnasiasten und Hauptschülern. Metzel sagt dazu: "Und hab dann die ins Atelier eingeladen und hab alles zur Verfügung gestellt: Schulbänke, Stifte alles was sie wollten, aber auch Zigaretten, Getränke, Mucke, wie es so schön heißt. Und die waren nicht mehr zu stoppen, da war eine Sinnlichkeit und eine Kreativität, die so in einer Schule gar nicht möglich ist. Und im Grunde genommen hassen die alle die Schule – und so heißt auch die Arbeit."
Günstige Gelegenheit für Ausstellung
Warum gerade ein günstiger Zeitpunkt für die Ausstellung mit den Werken Metzels ist, beschreibt die Direktorin der Museen der Stiftung Weimarer Klassik, Annette Ludwig: "Aufgrund von Bauarbeiten ist das Schloss museal beräumt worden. Und diese Chance haben wir genutzt und haben Olaf Metzel gewonnen, worüber ich sehr glücklich bin, eine Einzelausstellung hier in den Räumen zu veranstalten, und die lassen natürlich die Architektur in der Zusammenschau mit den wunderbar raumgreifenden Objekten ganz anders erleben."
Die Räumlichkeiten sind Metzel für die Ausstellung seiner Objekte wichtig. Er sagt: "Wenn man mich kennt, weiß man, dass ich sehr präzise mit den Räumen arbeite." Ein Objekt hat er extra für einen bestimmten Raum ausgewählt, eine spartanische Installation. Zwischen zwei halbrunden Nischen rechts und links steht in einer Reihe, Seite an Seite, ein Dutzend nach innen gewölbter, weißer Stelen. Es trägt den Titel "Milieufragen".
Frau mit Kopftuch
Neben den stark abstrahierten Skulpturen steht hier auch die klassisch modellierte Figur einer nackten Frau. Sie trägt irritierenderweise ein dicht gebundenes Kopftuch. Metzel bemerkt dazu: "Die Arbeit war natürlich hoch diskutiert. Und ist für mich auch wesentlich in der Migrationsdebatte – die Rolle der Frau."
Eine Vorstudie zu dieser Arbeit zeigt das Liszt-Haus. Auch hier wird die Dauerausstellung erneuert, und auch hier gibt es als Interim moderne Kunst von Metzel zu sehen. Neben Zeichnungen und Modellen steht hier auch eine Skulptur, die das Thema "Bauhaus in Haifa" illustriert. Ein Gruß aus Israel gleich nach nebenan, an die Bauhaus Universität Weimar.
Quelle: MDR KULTUR (Sabine Frank), Klassik Stiftung Weimar
Redaktionelle Bearbeitung: op
Weitere Informationen
Olaf Metzel: Deutschstunde
Sonderausstellung im Schloss Belvedere und im Liszt-Haus
7. Juni bis 1. November 2024
Liszt-Haus
Marienstraße 17, 99423 Weimar
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr
Schloss Belvedere
Weimar-Belvedere, 99425 Weimar
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Juni 2024 | 14:45 Uhr