Feiernde Jugendliche Ärger in Weimar: Anwohner klagen über Lärm am Beethovenplatz
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14. April 2023, 11:34 Uhr
Der Frühling zieht langsam in Thüringen ein. Das heißt auch: Viele junge Menschen treffen sich wieder draußen und feiern zusammen. In Weimar hat sich der Beethovenplatz am Park an der Ilm zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Das gefällt nicht jedem, vor allem wenn es laut wird.
Einige Anwohner sind mit den Nerven am Ende. Seit etwa einem Jahr treffen sich ihren Berichten zufolge abends junge Menschen auf dem Beethovenplatz am Park an der Ilm in Weimar. Das allein wäre kein Problem, so der Tenor. Wenn es beim Miteinander reden bleiben würde. Einige Grüppchen allerdings ließen laute Musik über große oder kleine Boxen laufen und würden sich teilweise darüber anschreien.
Jugendliche auf dem Beethovenplatz: Anwohner genervt
Besonders schlimm sei es in den Ferien und an den Wochenende, so die Anwohner. In den Osterferien habe es fast jeden Abend Ruhestörungen gegeben. Selbst an Karfreitag seien der Platz und die umliegenden Häuser laut beschallt worden. Regelmäßig wird, deshalb die Polizei informiert.
Inzwischen gebe es Nachbarn, die sich abends nicht mehr raustrauen, ihre Kinder nicht mehr auf den Beethovenplatz lassen, sagte eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, MDR THÜRINGEN. Zudem setze ihr der Lärmpegel zu. Die Kinder würden beim Schlafen gestört. Auch fernsehen oder lesen sei fast nicht mehr möglich. Selbst wenn die Fenster geschlossen sind, sei der Bass zu hören. An Erholen nach einem anstrengenden Arbeitstag sei nicht zu denken, ergänzt ein weiterer Nachbar.
Auch Hotelgäste beschweren sich
Probleme machen die Feierenden auch dem gegenüberliegenden Dorint-Hotel. Nicht alle Gäste hätten dafür Verständnis, sagte Hotel-Direktor Stefan Seiler. Es gebe häufig Beschwerden. Auch würden immer wieder Feiernde ohne zu fragen die Hoteltoilette benutzen und sich unangemessen verhalten. Zwar würden einige Hotelmitarbeiter auch versuchen, mit den Jugendlichen zu reden. Häufig würde das dazu führen, dass zumindest die Lautstärke reduziert wird. Es habe niemand etwas dagegen, wenn sich die jungen Leute treffen, so der Hotel-Chef. Aber nicht immer ließen diese sich etwas sagen. In den Fällen würde dann die Polizei verständigt.
Für den Beethovenplatz ist eigentlich die Stadt Weimar zuständig, heißt es von der Polizei. Wenn dort niemand erreichbar ist, kommen die Beamten vor Ort. Manchmal würde es aber etwas länger dauern, weil andere Einsätze mehr Priorität haben. Jeder Anruf würde aber ernst genommen, betont Polizeisprecher Daniel Müller.
Polizei: Meistens reicht Ermahnung oder Platzverweis
Vor Ort wenden die Polizisten laut Müller ein Stufenkonzept an. Zuerst würden die Feierenden angesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um eine Ruhestörung handelte. Sie werden gebeten, die Lautstärke zu minimieren oder den Platz zu verlassen. In den meisten Fällen würde das schon helfen und die Polizei wieder abrücken, so Müller.
Sollten die Beamten erneut gerufen oder die Musik trotzdem wieder aufgedreht werden, können weitere Schritte folgen. Dazu gehöre etwa, dass die Polizei die Musikboxen beschlagnahmt, Personalien aufnimmt oder Anzeigen stellt. Das sei zumindest in den Osterferien nicht der Fall gewesen. Anwohner hingegen haben bereits Anzeigen gegen Unbekannt gestellt. Diese liefen aber häufig ins Leere.
Stadt Weimar: Zu wenig Plätze für junge Menschen
Werden Anzeigen wegen Ruhestörung aufgenommen, werden diese im Nachgang von der Stadt bearbeitet. Das Lärmproblem auf dem Beethovenplatz sei hier hinlänglich bekannt und regelmäßig Thema im Jugendhilfeausschuss, sagte Ordnungsbürgermeister Ralf Kirsten MDR THÜRINGEN. Das Problem: Es gebe aktuell keine Lösung, die alle Seiten zufriedenstellen würde.
In der Innenstadt gäbe es schlicht keine Plätze, wo die jungen Menschen feiern könnten, ohne zu stören. Für den Wunsch, sich zu treffen, zu reden und vielleicht auch ein Bier oder Wein zu trinken, hat Kirsten durchaus Verständnis. Das höre allerdings dann auf, wenn Anwohner mit lauter Musik belästigt werden. Toleranz und Respekt seien keine Einbahnstraße, so Kirsten.
Der Ordnungsbürgermeister geht davon aus, dass sich das Problem noch verschärfen könnte, wenn es wärmer wird. Neben dem Beethovenplatz ist auch der Campus der Bauhaus Universität ein beliebter Treffpunkt. Dort war zuletzt im November vergangenen Jahres eine Party aus dem Ruder gelaufen. Derzeit seien keine Probleme bekannt, teilte die Bauhaus Universität MDR THÜRINGEN auf Nachfrage mit. Dennoch gebe es regelmäßig Gespräche mit Stadt, Polizei und auch Studierenden, um langfristige Lösungen zu erarbeiten.
Runder Tisch zusammen mit Jugendlichen?
Daran ist auch die Stadt interessiert, wenn es um den Beethovenplatz geht. Dorint-Chef Stefan Seiler hatte im Gespräch mit MDR THÜRINGEN einen runden Tisch angeregt. Neben den Anwohnern und Gewerbetreibenden sowie Stadt und Polizei sollten daran aber auch die feiernden jungen Menschen Platz nehmen, so Ordnungsbürgermeister Kirsten.
Das aber dürfte problematisch werden. Denn bei den Feierenden handele es sich um keine homogene, sondern um viele verschiedene Gruppen. Darunter seien Menschen aus Weimar, dem Umland, aber auch Gäste, die sich etwa im Rahmen ihrer Klassenfahrt in der Stadt aufhalten. Zudem sei die Altersspanne von etwa 14 bis Mitte/Ende 20 recht groß.
Vorerst soll es wieder gemeinsame Streifen von Ordnungsamt und Polizei geben. Ein Glasflaschenverbot, wie es auf dem Wielandplatz gilt, ist laut Kirsten derzeit nicht im Gespräch. Geplant ist zudem Anfang Mai ein Diskussionsformat mit Jugendlichen auf dem Theaterplatz. Das soll durch die Kinder- und Jugendbeauftragten organisiert werden. Dann soll es auch darum gehen, wo sich junge Menschen treffen können, ohne dass die Anwohner direkt auf die Barrikaden gehen. Kirsten hofft, dass sich vielleicht dann eine Lösung für das Dilemma finden lässt.
MDR (fno)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 14. April 2023 | 15:00 Uhr
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