Eine Frau in einer Ausstellung schaut in eine Vitrine mit einem Buch, an der Wand hängen Porträts von Goethe und Friedrich. 4 min
Die neue Ausstellung in Weimar zeigt die Beziehung zwischen Goethe und Friedrich. Mehr im Audio von Ulrike Thielmann. Bildrechte: Thomas Müller
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Nach Hamburg, Berlin und Dresden zeigt auch Weimar eine große Ausstellung zum gefeierten Maler Caspar David Friedrich. In der Schau geht es auch um die Beziehung des Künstler zu Goethe. Ulrike Thielman hat sie gesehen.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 22.11.2024 06:00Uhr 04:19 min

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Schiller-Museum Weimar: Goethe und Caspar David Friedrich sorgen für Besucherrekord

03. Dezember 2024, 16:29 Uhr

Die Werke von Caspar David Friedrich und anderen Zeitgenossen der Romantik locken tausende Menschen nach Weimar. Laut Klassik Stiftung verzeichnete die Sonderausstellung im Schiller-Museum bereits in der ersten Woche gut 3.000 Besucherinnen und Besucher. Das habe sogar die eigenen Erwartungen übertroffen, wie Museumsdirektorin Annette Ludwig mitteilte. Im Zentrum der Ausstellung steht insbesondere Goethes Beziehung zu Caspar David Friedrich. Sie ist die vierte und letzte große Schau zum 250. Geburtstag des Malers.

  • Die letzte Schau im großen Ausstellungsreigen zum Friedrich-Jubiläum verzeichnet nach der ersten Woche über 3.000 Besucherinnen und Besucher.
  • Die Weimarer Ausstellung beleuchtet die Beziehung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Caspar David Friedrich.
  • Zum ersten Mal hat die Klassik Stiftung ihre Bestände zur Caspar David Friedrich aufgearbeitet – und bemerkenswerte Entdeckungen gemacht.

Goethes Grün, von dem der Geheimrat in seiner Farbenlehre sagte, dass man angesichts dessen "nicht weiter will – und kann", empfängt einen wohlig in den vielen kleinen Ausstellungsräumen des Schiller-Museums. Zu Beginn bezeugen zwei stattliche Gemälde von Caspar David Friedrich und Johann Wolfgang von Goethe, worum es hier geht: die Beziehung dieser beiden Denkmale deutscher Kunst.

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Schillermuseum in Weimar, Gebäude, Außenansicht 4 min
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Die CDF-Ausstellung in Weimar haben sich in der ersten Woche gut 3.000 Besucher angesehen. Das hat die Klassik Stiftung mitgeteilt. Die Direktorin der Museen, Annette Ludwig, sagte MDR KULTUR, sie sei begeistert:

MDR KULTUR - Das Radio Di 03.12.2024 10:18Uhr 04:26 min

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Goethes Bedeutung für die Romantik

Das Gemälde "Bergkette mit Mond" von Friedrich und Goethes "Dampfende Täler bei Ilmenau" sowie ein Begleitheft zur Ausstellung, in dem sich noch mal Goethes Gedicht "An den Mond" von 1777/78 nachlesen lässt, machen im Fortgang der Ausstellung deutlich, wie beide Künstler der Romantik verbunden waren. "Das ist auch eine Rolle, die wir Goethe hier in der Ausstellung geben wollen: als ein Anreger der Romantik", erklärt Christoph Orth, Kurator der Graphischen Sammlungen in Weimar.

Füllest wieder 's liebe Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz.

Aus: "An den Mond" von Johann Wolfgang von Goethe

Eine monochrome Zeichnung von einer bewaldeten Hügellandschaft.
Die Ausstellung präsentiert auch das Gemälde "Dampfende Täler bei Ilmenau" von Johann Wolfgang von Goethe. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

Ausstellung zeigt Begeisterung für Schiller und Goethe

Goethe schätzte von Anfang an den 25 Jahre jüngeren Maler und überzeugte Herzog Karl August, Gemälde und Grafiken von ihm zu kaufen. Neben Caspar David Friedrichs ersten Werken in der Weimarer Sammlung – er gewann auf ausdrücklichen Wunsch Goethes einen Zeichenwettbewerb – zeigt die Schau auch Friedrichs Erkenntlichkeit: Er widmete etliche seiner Illustrationen Schillers Werken wie "Die Räuber" oder "Piccolomini" oder auch "Schäfers Klagelied" von Goethe.

Ein Gemälde über eine Wiesenlandschaft spannt sich ein Regenbogen, am Rand steht eine Person.
Caspar David Friedrich hat sich immer wieder mit Werken von Goethe beschäftigt – auch in "Rügenlandschaft mit Regenbogen". Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

Augenfällig ist hier die Kopie zu dem Bild "Rügenlandschaft mit Regenbogen": Man sieht einen Schäfer samt weidender Herde, darüber besagten Bogen. Das ursprüngliche Bild gilt als verschollen, nachdem es 1945 von amerikanischen Soldaten aus seinem Einlagerungsort auf Schloss Schwarzburg im Thüringer Wald entwendet wurde. In der Weimarer Ausstellung erhält die Kopie einen Ehrenplatz.

Diese Akkuratheit, die Genauigkeit in den Naturdarstellungen – das ist das, was Goethe an Friedrich schätzte.

Christoph Orth, Kurator der Graphischen Sammlungen in Weimar MDR KULTUR

Neue Zeichnung von Caspar David Friedrich

Der kleine, feine Friedrich-Bestand in Weimar wurde für die Schau erstmals aufgearbeitet, wobei sich etliche Entdeckungen machen ließen. Bemerkenswert ist sicherlich ein bis dato unbekanntes Werk von Friedrich: eine zarte Bleistiftzeichnung mit dem Titel "Wiesenblumenstück" vom 1. Januar 1807. "Wir stehen vor einer Neuentdeckung einer bisher unbekannten Zeichnung Caspar David Friedrichs aus Goethes Sammlung", erklärt Kurator Christoph Orth. "Das beweist nochmal das spezifische Interesse von Goethe an Friedrich – nämlich diese Akkuratheit, die Genauigkeit in den Naturdarstellungen."

Eine Zeichnung einiger Gräser.
Die Zeichnung "Wiesenblumenstück" wurde bei der Vorbereitung der Ausstellung entdeckt. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

In dem Bild "Huttens Grab" wurden dank neuer Technik Inschriften deutscher Befreiungskrieger wie Stein oder Jahn entdeckt. Friedrich galt als glühender Patriot, der mit dem Pinsel gegen Napoleon malte, was die Weimarer Schau einmal mehr betont. Auch Caspar David Friedrich zugeschriebene Bilder haben die Experten enttarnt und erzählen in der Ausstellung die Geschichte um Weimars Gauleiter Fritz Sauckel in der NS-Zeit, der dem so genannten "Führer" Friedrich-Werke zum Geburtstag schenken wollte.

Die Ausstellung nutzt die Gelegenheit, sich vor heutigen politischen Vereinnahmungen zu verwahren. "Vor allem Caspar David Friedrich wurde instrumentalisiert", betont Annette Ludwig, Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar. "Man hat in ihm das sogenannte deutsche Wesen erkannt, diese Innerlichkeit, die Beschäftigung mit philosophischen Strömungen, das Nachdenkliche. Wir können das in diesem Teil der Ausstellung, wo es auch im Provenienzforschung geht, entkleiden."

Zeichnung einer knieenden Frau mit einem Helm.
In der Ausstellung sind auch andere Romantiker zu sehen: "Jungfrau von Orléans" von Luise Seidler. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

Der Bruch zwischen Goethe und Friedrich

Natürlich geht die Ausstellung auch der Geschichte um den Bruch zwischen Friedrich und Goethe nach. Ersterer lehnte es ab, für den Geheimrat Wolkenstudien zu zeichnen. Das brachte diesen dazu, seine Wolken selbst zu zeichnen – wie die Schau zeigt. Publikumswirksam befand er Friedrichs Malerei nach der Auseinandersetzung auf einmal als "zu düster".

Annette Ludwig dementiert dies nicht. Sie betont aber, dass es zumindest keinen "eklatanten Streit gab, sondern eher eine abgekühlte Beziehung." – Was Friedrich-Fans aus heutiger Perspektive leider nur wenig tröstet! Die Interventionen bescherte dem Maler eine echte Schaffenskrise: Nicht zuletzt dank Goethes verbaler Attacken geriet Fredrich als heutiger Klassiker der deutschen Romantik zu Lebzeiten ins Abseits der Kunstwelt. Das betont diese Ausstellung, im Herz der Goethe-Verehrung, naturgegeben nicht. Verschiedensten Thesen und Entdeckungen um Friedrich und Goethe, und ihr Ringen um die Romantik, spürt die Schau – auch auf verschlungenen Pfaden – nach. Zudem schmückt sie sich mit Werken weiterer romantischer Maler und Malerinnen wie Carus, Runge oder aber der malenden Goethe-Vertrauten Luise Seidler.

Informationen zur Ausstellung

"Caspar David Friedrich – Goethe und die Romantik in Weimar"
Sonderausstellung vom 22. November 2024 bis 2. März 2025

Adresse:
Schiller-Museum
Schillerstraße 12
99423 Weimar

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 9:30 bis 18 Uhr
Montags geschlossen

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
"Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar"
erschienen im Hatje Cantz Verlag
224 Seiten, Klappenbroschur
Preis: 40 Euro
ISBN: 978-3-7757-5789-8

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. November 2024 | 08:40 Uhr

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