Verkehr Wie es mit der Pfefferminzbahn weitergehen soll

19. Januar 2019, 18:35 Uhr

Die Pfefferminzbahn im Kreis Sömmerda ist eines der Sorgenkinder im Thüringer Eisenbahnnetz. Damit die Bahnlinie erhalten werden kann, müssten die Fahrgastzahlen steigen. Jetzt gibt es erste Ideen dafür.

In Buttstädt im Kreis Sömmerda liegen Glanz und Elend des deutschen Schienenwesens nah beieinander. Nördlich der Gemeinde schießen die elektrischen ICE-Züge der Deutschen Bahn auf der neugebauten Verbindung zwischen Erfurt und Leipzig/Halle über die Gleise - ohne Halt freilich. In der Kleinstadt selber macht sich auf der eingleisigen, nicht elektrifizierten Pfefferminzbahn alle zwei Stunden ein Dieseltriebwagen auf die 22 Kilometer lange Strecke nach Sömmerda oder kommt von dort an. Tempolimit: 80 km/h. Dabei reicht die "Pfefferminzbahn" im Westen weiter bis Straußfurt und im Osten bis zum Eisenbahnknoten Großheringen im nordöstlichen Weimarer Land - doch diese Teilabschnitte werden nicht mehr von Personenzügen befahren, die Nachfrage war zu gering.

Indes: Dieser Rest-Personenverkehr hält die gesamte Pfefferminzbahn am Leben. "98 Prozent der Kosten muss der Personenverkehr abdecken, erst dann können Tourismus und Güterverkehr andocken", erklärt das Ralf Kaiser von der Thüringer Eisenbahn GmbH. 2005 hat sein Unternehmen die Pfefferminzbahn übernommen, bis 2024 läuft der Pachtvertrag.

Der Güterverkehr ist erfolgreich "angedockt". Zweimal am Tag rollt ein Güterzug von der Pfefferminzbahn aus auf das Gelände des Motorenwerks Kölleda, das vom Autobauer Daimler betrieben wird. Von Buttstädt und Eckartsberga aus werden jährlich rund 60.000 Tonnen Getreide auf der Bahnstrecke transportiert, dazu kommen Holz und Zuckerrüben. Der Preis dafür: Niedrige Trassenpreise für die Güterzüge - anders wäre es nicht gelungen, diese Fracht von der Straße auf die Schiene zu bringen.

Damit die Züge auch langfristig für Personen- und Güterverkehr genutzt wird, müssten die Fahrgastzahlen steigen. Dazu müsste das Angebot attraktiver werden. Ein Stundentakt wäre sinnvoll, meint Betreiber-Manager Ralf Kaiser. Und die Verbindung müsste in der Region besser vernetzt sein: Anschlüsse müssten besser passen, Tarife aufeinander abgestimmt sein. Ein Weg dahin wäre die Mitgliedschaft des Kreises Sömmerda im Verkehrsverbund Mittelthüringen, der abgestimmte Fahrpläne konzipiert, ein einheitliches Tarifsystem anbietet und Annehmlichkeiten wie eine Smartphone-App bietet. Doch der Kreis will nicht beitreten.

Zumindest die Herausforderung abgestimmter Fahrpläne wollen die Freunde der Pfefferminzbahn jetzt gemeinsam angehen. Vertreter des Kreises, der Thüringer Eisenbahn GmbH, der Tourismuswirtschaft und des Rettungsvereins Pfefferminzbahn e.V. haben sich dazu am Freitag in Sömmerda getroffen. Die Schienenfreunde hoffen auch auf einen ordentlichen Andrang zum Thüringentag Ende Juni in Sömmerda, zu dem zumindest ein Teil der Besucher mit der Pfefferminzbahn anreisen wird. Ab jetzt wollen sich die Partner jeden Monat treffen, um Ideen für den Fortbestand der Bahn zu entwickeln - auch über 2024 hinaus.

Pfefferminzbahn Die 1874 eröffnete Pfefferminzbahn trägt ihren Namen, weil hier vor allem rund um Kölleda und Buttstädt früher Kräuter angebaut und per Bahn transportiert wurden.

Die Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen ist eine 54 Kilometer lange Nebenbahn in Thüringen und Sachsen-Anhalt, die ursprünglich durch die Saal-Unstrut-Eisenbahn-Gesellschaft erbaut wurde. Sie führt von Straußfurt über Sömmerda und Kölleda zum Eisenbahnknoten Großheringen.
Kursbuchstrecke (DB): 594
Streckennummer: 6721

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 19. Januar 2019 | 17:40 Uhr

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