Demokratie lernen Die Stadt, in der Kinder regieren: Ein Tag in der "Kidstown" in Sömmerda
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19. Juni 2024, 09:12 Uhr
Eine Bäckerei, ein Schönheitssalon und eine Schneiderei: In Sömmerda ist mit "Kidstown" aus elf Holzhütten eine kleine Gemeinde entstanden. Feuerwehr und Rettungsstation sorgen für Sicherheit, das Rathaus ist das Zentrum. In dem Gemeinschaftsprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes und des Kinder- und Jugendparlaments Sömmerda lernen Kinder spielerisch Demokratie und verschiedene Berufe kennen.
- In der "Kidstown" Sömmerda lernen Kinder spielerisch, wie die Gesellschaft funktioniert.
- Die Kinder können Berufe wählen.
- Künftig soll die "Kidstown" weiter wachsen.
Auf dem Bauspielplatz am Rande von Sömmerda ist tatsächlich einen kleine Stadt entstanden. Elf Holzhütten wurden extra für die Kinderstadt gezimmert. Dort eingezogen sind zum Beispiel eine Bäckerei, ein Schönheitssalon oder eine Schneiderei. Damit "Kidstown" sicher und seine Bewohner gesund bleiben, gibt es eine Feuerwehr und eine Rettungsstation - klar zu erkennen an dem Schild "Tatütata". Im Zentrum wurde das Rathaus errichtet. Später werden hier der demokratisch gewählte Bürgermeister und seine Stadträte diskutieren.
Kinder lernen spielerisch Demokratie
Die Kinderstadt ist ein Gemeinschaftsprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes und des Kinder- und Jugendparlaments der Stadt Sömmerda. Hier sollen die Kinder zwischen neun und zwölf Jahren spielerisch erleben, wie das Leben in einer Kommune abläuft und wie demokratische Prozesse funktionieren. "Was macht eigentlich ein Bürgermeister und ein Stadtrat? Das sind ja viele Vorgänge, die man als Kind noch gar nicht kennt", sagt Organisatorin Julia Ansorg.
In den vergangenen Tagen sei "Kidstown" von fast 500 Kindern bevölkert worden. 15 Schulen aus dem Landkreis haben sich laut Ansorg an der Aktion beteiligt. Jede Gruppe, bestehend aus bis zu 80 Teilnehmern, konnte einen Tag lang in der Kinderstadt leben.
Kinder können Berufe wählen
Auch an diesem Tag bekommen die 65 Kinder zu allererst ihren Ausweis für die Kinderstadt. Danach steht der Gang zum Arbeitsamt an. Auf einer Tafel hängen Stellenausschreibungen von mehr als 20 Berufen aus. Die Kinder können bei der Feuerwehr oder dem Rettungsdienst für die Sicherheit in der Stadt sorgen, sich aber auch als Künstler, Schneider oder Handwerker kreativ austoben.
Für alle Berufe gibt es das gleiche Gehalt: für fünf Minuten einen Unstruttaler - das ist die Währung in "Kidstown". Nach ein paar Minuten ist die Brieftasche schon gut gefüllt. Aber Achtung: Wie im echten Leben werden vom Einkommen noch ordentlich Steuern abgezogen.
Nachwuchs-Reporterinnen im Einsatz
Nele und Carlie sind mit einem Schreiblock und einer kleinen Kamera ausgestattet. Sie haben sich für den Job als Reporterinnen entschieden. Die beiden Mädchen im Alter von elf Jahren sprechen mit den Bewohnern von "Kidstown" und machen Fotos. "Ich find's voll spannend, die Meinung von anderen Leuten zu hören", begründet Nele ihre Berufswahl. Am Abend werden die gesammelten Geschichten und Fotos in der städtischen Zeitung veröffentlicht.
Rettungsmission im Streichelzoo
Ein paar Meter weiter machen sich gerade die Kameraden der Feuerwehr für ihr Training bereit. Unter der Anleitung von einer echten Feuerwehrfrau müssen sie einen Parcours durchlaufen, um für den Einsatz gut vorbereitet zu sein. Nebenan, in der Rettungsstation "Tatütata", wird gerade ein kleiner (Kuscheltier-)Elch aus dem Streichelzoo verarztet, der sich das Bein verletzt hat.
Von etwas weiter entfernt sind Trommelgeräusche zu vernehmen. In der Musikschule stimmen die Musiklehrerinnen Mila, Emma und Martha gerade ein Trio an.
Pizza oder Politik
So langsam wird es Mittag. Über Kidstown liegt schon ein köstlicher Duft - im Restaurant wird Pizza zubereitet. Unter den Pizzabäckern sind auch zwei angehende Kinderstadt-Politiker. Oskar kandidiert als Bürgermeister. "Ich kann gut entscheiden und bin sehr selbstbewusst", begründet er seine Kandidatur.
Ich bin gerne für Menschen da und beschäftige mich auch schon mit Politik.
Neben ihm sitzt Moritz, der als Stadtrat die Interessen der Bewohner vertreten möchte. "Ich bin gerne für Menschen da und beschäftige mich auch schon mit Politik", sagt Moritz. Falls es bei der Wahl nicht klappen sollte, mache ihm die Arbeit als Koch aber auch Spaß, fügt er hinzu.
"Kidstown" soll weiter wachsen
Die gewählten Stadträte und der Bürgermeister entscheiden später, was mit den eingesammelten Steuergeldern passieren soll. Gewünscht ist zum Beispiel eine neue Schaukel für "Kidstown". Die wird es dann aber frühestens im nächsten Jahr geben, wenn die Kinderstadt das nächste Mal stattfinden soll.
Für fünf Jahre hat der Arbeiter-Samariter-Bund die Fläche von der Stadt gemietet. Neben der Kinderstadt im Sommer sollen laut Organisatorin Julia Ansorg über das ganze Jahr auch Ferienaktionen angeboten werden. Im Laufe der Zeit soll "Kidstown" immer weiter wachsen. Bis auf eine Sache - da sind sich die Kinder einig: Eine Schule wird es in "Kidstown" nicht geben.
MDR (soh/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 18. Juni 2024 | 18:37 Uhr
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