Valentinstag Glücklich oder nicht? - Jüdisches Liebesorakel schaut in die Zukunft

14. Februar 2023, 13:32 Uhr

Zum Valentinstag bietet die Alte Synagoge in Erfurt ein besonderes Angebot: Paare und Singles können per Liebesorakel in ihre Zukunft schauen. Das Prinzip stammt aus dem Mittelalter.

Diverse Online-Seiten oder Apps, die vermeintlich voraussagen können, wie gut zwei Menschen zusammenpassen, gibt es schon seit einigen Jahren. Gibt man die Namen "Maria und Paul" ein, spuckt die Anwendung das Ergebnis aus, dass sie zu 87 Prozent zusammenpassen - vielversprechend.

Bei "Maria und Lukas" zeigt das Ergebnis nur zu 45 Prozent an - Mist, dabei steht Maria doch eigentlich mehr auf Lukas. Welches Prinzip hinter den Zahlen steckt, ist für den Nutzer nicht ersichtlich. Klar ist: So eine Liebesprognose ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts.

Liebesorakel aus dem Mittelalter

Schon im mittelalterlichen Judentum wollten die Menschen vor einer Eheschließung wissen, ob es mit dem Partner klappen kann. Dafür haben Rabbiner ein Liebesorakel angewandt. "Das ist eine relativ komplizierte Rechnung", erklärt die Kuratorin der Alten Synagoge Erfurt, Dr. Maria Stürzebecher.

"Man muss sozusagen den Zahlenwert ihres Namens mit dem Zahlenwert seines Namens addieren, dann noch mal 16 dazu und dann so lange neun abziehen, bis man bei einer einstelligen Ziffer rauskommt. Irgendwas zwischen eins und neun. Und aus diesem Zahlenwert lässt sich ableiten, ob die Verbindung funktioniert", sagt sie.

Eheanbahnung im Judentum wichtig

Die Vorbereitung von Hochzeiten sei im Judentum schon sehr früh ein wichtiges Thema gewesen. Das Liebesorakel war also nicht nur Spielerei, sondern Teil der Arbeit von Rabbinern. "Das war oft die Haupteinnahmequelle von Rabbinern. Und da war natürlich diese Abschätzung, ob das mit den beiden funktioniert, ganz wichtig und da ist die Gematria, also das Liebesorakel, zur Anwendung gekommen", erzählt Stürzebecher.

Natürlich kann auch mal was Positives rauskommen wie Güte, Erlösung und Vergnügen.

Museumspädagogin Katharina Pecht

Das Prinzip des Liebesorakels hat der Künstler Arik Weiss 2021 in einem Kunstwerk dargestellt: Schwarze Symbole, hebräische Buchstaben und Zahlen auf weißem Grund, die eigentlich erstmal nicht nach Liebe aussehen.

Hinweis zur Veranstaltung Am 14.2. findet von 17-22 Uhr die Valentinstagsaktion in der Alten Synagoge in Erfurt statt. Das Liebesorakel-Ergebnis können sich die Besucher vom "Illumaten" illustrieren lassen und mit nach Hause nehmen. Außerdem gibt es Musik, Getränke und Sonderführungen zum jüdischen Hochzeitsring.

Jüdische Liebesprognose per App

Um den Besuchern der Alten Synagoge das Liebesorakel näher zu bringen, hat das Museum eine App entwickeln lassen. Diese funktioniert nach dem jüdischen Prinzip: Die Besucher können ihre Namen eingeben und bekommen eine Zahl zwischen eins und neun als Ergebnis.

Allerdings ist das jüdische Liebesorakel nicht ganz so romantisch, wie manche vielleicht hoffen, erklärt Museumspädagogin Katharina Pecht: "Natürlich kann auch mal was Positives rauskommen wie Güte, Erlösung und Vergnügen. Allerdings gibt es beispielsweise auch die Variante Pech, Hass, Kampf. Ganz grundsätzlich ist das alles nicht durch und durch kitschig, sondern tatsächlich auch mit einer gewissen humoristischen Komponente zu sehen".

Die App steht Besuchern zur Valentinstags-Aktion am 14. Februar zur Verfügung, soll aber auch darüber hinaus in der aktuellen Ausstellung etabliert werden.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. Februar 2023 | 07:00 Uhr

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