Eine Frau mit Laptop und Smartphone auf einem Bett
Social Media-Plattformen, wie Instagram, zeigen immer nur die schönen Momente, wodurch man das Gefühl entwickeln kann, etwas im Leben zu verpassen und alleine mit seinen Problemen zu sein. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Cavan Images

#MDRklärt Valentinstag: Deshalb haben Menschen Angst, etwas zu verpassen

14. Februar 2023, 11:09 Uhr

Es ist Valentinstag und die sozialen Netzwerke sind voll mit glücklichen Pärchenbildern und deren schönen Erlebnissen. Für Singles, aber auch Paare, oft keine einfache Zeit. Denn: Einige haben Angst, etwas zu verpassen. Dahinter steckt ein Phänomen namens "FOMO". Ein Professor aus Merseburg erklärt, wieso diese Angst entsteht – und was man dagegen tun kann.

Glückliche Beziehungen, wunderschöne Urlaube und das beste Essen – all das wird täglich in den sozialen Netzwerken abgebildet und setzt deshalb viele Menschen unter Druck. Heinz-Jürgen Voß, Professor für "Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung" an der Hochschule Merseburg, erklärt: "Wir stellen uns immer möglichst gut dar, wir können auch Bilder extra dafür produzieren, so dass wir den Eindruck erhalten, dass um uns herum alle anderen Personen eine schöne, heile Welt und nur wir Probleme und ein langweiliges Leben haben. Und das kann so einen Druck aufbauen."

Das Phänomen dahinter heißt "FOMO" – eine englische Abkürzung, die für "Fear of missing out", also die Angst, etwas zu verpassen, steht. "Im psychologischen Kontext ist das schon länger Thema – auch im Bezug auf Sexualität. Beispielsweise Personen, die gerade keine Partnerschaft haben und andere Partnerschaften sehen oder sich in einer bestimmten Lebensphase sexuell ausprobieren wollen", beschreibt Voß weiter.

So hätten sich die Menschen früher vor allem mit Leuten auf der Straße und anderen Personen in ihrem Familien- und Freundeskreis verglichen. Heutzutage werde man in den sozialen Medien, in denen man täglich teilweise mehrere Stunden verbringt, dauerhaft mit den Themen konfrontiert, vergleiche sich selbst deshalb auch häufiger und werde neidisch auf die anderen Personen und deren Leben.

"FOMO" besonders stark an Feiertagen

Besonders ausgeprägt sei diese "FOMO" an Tagen wie Valentinstag und Weihnachten, da es hier um gemeinsames Zusammensein mit der Familie und den Liebsten, gerade auch Partnerinnen und Partnern gehe. In der Werbung werde schließlich immer wieder daraufhin gewiesen, was für besondere Tage das seien. Ein Grund, weshalb FOMO ebenfalls auftreten könne, ist "eine starke Produkt-Orientierung, also dass wir den Eindruck haben – so wird es ja auch vermittelt durch die Werbung –, dass wir Erlebnisse von der Kleiderstange bekommen können. Die eine Person hat gerade das, dann sollen wir das auch haben."

Dadurch könnten Singles und Paare die Angst entwickeln, etwas zu verpassen, wie Heinz-Jürgen Voß verdeutlicht: "Und wenn zum Beispiel Personen in einer Partnerschaft sind und sagen: 'Naja, ich muss ja trotzdem arbeiten.' Sie setzen sich dann abends aufs Sofa, machen es sich ganz nett und haben aber das Gefühl, das ganz Besondere des Tages haben wir aber nicht ausgekostet."

Folgen von "FOMO" und was man dagegen tun kann

Dieses dauerhafte Vergleichen und die damit einhergehende Unzufriedenheit mit der eigenen Situation können negative Folgen haben, zum Beispiel, dass "wir uns nicht ausreichend konzentrieren können, dass wir immer mehr Zeit in sozialen Medien verbringen – also dass auch ein Suchtpotenzial daraus entstehen kann. Es können daraus Selbstzweifel und Müdigkeit resultieren", meint Voß.

Deshalb rät er Betroffenen, das Nutzungsverhalten in den sozialen Medien zu ändern, also dort nicht mehr so viel Zeit zu verbringen. Und: Voß rät, "immer gut bei sich selbst bleiben, nicht so viel vergleichen, an eigenen Bedürfnissen orientiert sein und gut mit Menschen umgehen um einen herum. Und dann braucht man dieses Vergleichen auch nicht und dann sind solche Tage auch nicht so wichtig."

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MDR (Lukas Kammer, Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR exactly | 06. März 2023 | 17:00 Uhr

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