Erfurter Rathaus am Fischmarkt
Bislang gab es in den Spitzenämtern im Erfurter Rathaus vor allem Männer. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Stadtverwaltung Erfurts Oberbürgermeister besetzt mehr Führungsposten mit Frauen

09. August 2024, 17:02 Uhr

Erfurt wurde in der Stadtverwaltung nahezu ausschließlich von Männern regiert. Oberbürgermeister Andreas Horn hat nun mehr Frauen für die Spitzenriege ernannt. Das Verhältnis könnte sich aber im Herbst wieder drehen.

Neue Besen kehren gut, sagt ein Sprichwort. Der neue Erfurter Oberbürgermeister Andreas Horn (CDU) hat sich das offenbar zu Herzen genommen. Sein Neuanfang beginnt mit verändertem Team im Rathaus - und damit hat er die bisherige Männer-Riege umgebaut. Drei Führungspositionen, die nach dem Wechsel an der Rathausspitze vakant waren, hat er mit Frauen besetzt.

Wechsel in den Erfurter Dezernaten

Das Dezernat für Sicherheit, Umwelt und Sport führt kommissarisch Ricarda Schreeg. Sie hat es von Horn übernommen. Bisher leitete sie das Dezernat des Oberbürgermeisters - auf diesem Posten folgt ihr nun kommissarisch Nicole Kühnert, die damit unter anderem für das Personalamt, das Rechts- und Rechnungsprüfungsamt sowie die Pressestelle zuständig ist. Auch dort folgte mit Heike Dobenecker eine Frau auf einen Mann: Henry Köhlert ist zu den Erfurter Stadtwerken zurückgegangen.

"Heike Dobenecker und auch die anderen beiden Frauen haben diese Stellen aber nicht bekommen, weil sie Frauen sind, sondern weil sie gut sind, diesen Job können", begründet Horn seine Entscheidung. Heike Dobenecker arbeitet seit 1993 im Erfurter Rathaus und leitet nun kommissarisch die Pressestelle.

Von sechs Dezernenten sind aktuell drei weiblich. In dieses Spitzenamt im Erfurter Rathaus hat es neben Kühnert und Schreeg auch Sozialdezernentin Anke Hofmann-Domke (Linke) geschafft.

Andreas Horn
Andreas Horn ist neuer Oberbürgermeister in Erfurt. Bildrechte: IMAGO / foto2press

Erfurter Stadtrat entscheidet im Herbst über Dezernate

Im Herbst könnte sich das Verhältnis vielleicht drehen. Dann sind drei Dezernentenposten neu zu besetzen. Das betrifft auch das vorübergehend mit Schreeg besetzte Dezernat für Sicherheit, Umwelt und Sport. Außerdem sind das Dezernat für Soziales, Jugend, Bildung und Gesundheit sowie das für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe neu zu besetzen. Die Entscheidung, ob die Stellen mit Männern oder Frauen besetzt werden, trifft der Stadtrat. Es gehe immer um die Bestenauswahl und nicht um das Geschlecht, so Horn.

Ein Dezernent oder eine Dezernentin leitet die Fachbereiche einer Stadtverwaltung. Sie sind die Chefs und Chefinnen der Amtsleiter. Dass Andreas Horn bei der Neubesetzung von drei freigewordenen Führungspositionen auf Frauen setzt, begründet der 50-Jährige damit, dass er im Wahlkampf gesagt habe, er wolle einen Neuanfang. Dazu gehöre für ihn auch eine zum Teil neue Mannschaft.

Männer-Domäne Stadtspitze

Viele der Spitzenämter im Erfurter Rathaus und auch in den kommunalen Betrieben waren oder sind mit Männern besetzt. Gerade die Ebene der Amtsleiter sind laut Stadt eine Männer-Domäne. Sei es der Amtstierarzt, der Leiter des Verkehrsamtes oder der Gartenamtschef.

Die Kultur wird von einem Mann gemanagt und der Tourismus neuerdings auch: Seit März hat Christian Fothe den Posten von Carmen Hildebrandt übernommen, die in den Ruhestand gegangen ist. Der Erfurter Zoo wird künftig auch von einem Mann geführt. Allerdings hatten sich laut Personalratschef Christian John auch nur zwei Frauen, aber zwölf Männer beworben.

Keine Blindbewerbungen geplant

Eine Blindbewerbung, bei der das Geschlecht nicht erkennbar ist, lehnt die Stadtverwaltung ab. Im öffentlichen Dienst sei ein anonymes Auswahlverfahren schwierig, da seien zu viele Vorgaben zu erfüllen. Außerdem wolle man den Bewerber sehen.

Verein: Frauenquote in Spitzenpositionen nimmt ab

Der Verein "Pro Quote" mit Sitz in Hamburg beobachtet nach eigener Aussage, dass die Frauenquote in Spitzenpositionen bundesweit abnimmt. Mit dem Erstarken rechtskonservativer Parteien, die Frauen wieder mehr am Herd sehen wollen, nehme diese Tendenz zu, sagte Katharina Preuth vom Vorstand "Pro Quote" MDR THÜRINGEN. Zum ersten Mal sei die Quote wieder rückläufig. Man beobachte aktuell, dass viele vom Thema Gleichberechtigung genervt seien.

Übrigens: Im Gegensatz zu Erfurt sind in Weimar nahezu alle Amtsleiterposten von Frauen besetzt. Nach Hannover steht Weimar im Quotenvergleich an zweiter Stelle bundesweit.

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MDR (kir/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 08. August 2024 | 16:00 Uhr

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