Porträt "Erfurt zur Sportstadt machen": Wer ist der neue Oberbürgermeister - und was plant er?
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01. Juli 2024, 16:34 Uhr
Andreas Horn (CDU), der neue Oberbürgermeister von Erfurt, ist seit dem 1. Juli im Amt. Vorher war er fünf Jahre Ordnungsdezernent der Stadt - und unter anderem auch für den Sport verantwortlich. Die Erwartungen an den "neuen Andreas" sind mindestens so groß wie die Kritik an Amtsvorgänger Andreas Bausewein (SPD) kurz vor dessen Abwahl.
Einen Zehn-Punkte-Plan hatte Andreas Horn (CDU) bereits vor dem ersten Wahlgang. Da lag Amtsinhaber Andreas Bausewein (SPD) noch mit Werten um die 40 Prozent vorne, Horn kam erst an dritter Stelle hinter dem AfD-Kandidaten Stefan Möller. Doch Horn ist optimistisch geblieben und hat die Erfurter mit seinem zentralen Wahlslogan "Zeit für einen neuen Andreas" offenbar überzeugt.
Schon im ersten Wahlgang der Kommunalwahl überholte er Amtsinhaber Bausewein und lag mit rund 28 Prozent der Stimmen vorne. Und bei der Stichwahl war bereits nach den ersten ausgezählten Bezirken erkennbar, dass es ein klarer Sieg wird. Mit rund 64 Prozent wurde Horn am 9. Juni zum neuen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt gewählt.
Zehn Punkte in 100 Tagen
Seinen Zehn-Punkte-Plan will Horn in den ersten 100 Tagen als Oberbürgermeister angehen. Ganz vorne dran steht, die bereits beschlossene Videoüberwachung am Anger ins Rollen zu bringen - bis Ende des Jahres sollen die Kameras hängen, wenn es nach Horn geht.
Außerdem will er sich weiter um die Großbaustelle Schulbau und -sanierungen kümmern und einen Schulbaukoordinator etablieren, der das Schulsanierungsprogramm beschleunigen soll. Das liegt im Moment in den Händen von Baudezernent Matthias Bärwolff (Linke). Der schlechte Zustand zahlreicher Schulgebäude in Erfurt wurde Ex-OB Bausewein nicht nur einmal angelastet.
Zuletzt hatte auch die Kündigung der Gleichstellungsbeauftragten Mary-Ellen Witzmann im Zuge der Theater-Affäre für Aufsehen gesorgt. Horn will einen Vergleich mit Witzmann erzielen und sie wieder in der Stadtverwaltung einstellen. Außerdem will Horn einen Seniorenpass etablieren, die erste Stunde Parken in der Stadt kostenfrei machen und Bündnisse mit den anderen "demokratischen Fraktionen" im Stadtrat schmieden.
Nebenbei will er sich bei allen Ämtern und Mitarbeitern der Stadt persönlich vorstellen. "Ich möchte ein Bürgermeister für alle Erfurter sein", betont Horn immer wieder und will nicht nur auf der Straße ein offenes Ohr für die Bürger haben, sondern auch eine digitale Sprechstunde einrichten.
Ich möchte Erfurt zur Sportstadt machen und mindestens eine deutsche Meisterschaft pro Jahr nach Erfurt holen.
"Die nächste Zeit wird erstmal sehr arbeitsreich werden", sagt Horn mit Blick auf den Amtsantritt. Erfurt soll Sportstadt werden "Für meine Hobbys bleibt dann wohl erstmal nicht viel Zeit", sagt Horn. Normalerweise dreht er etwa zwei Mal in der Woche eine große Runde mit seinem Rennrad, außerdem spielt er Badminton und Squash oder geht auch gerne mal ins Fitnessstudio.
Seine Liebe zum Sport soll sich auch in seiner Arbeit als Oberbürgermeister widerspiegeln: "Ich möchte Erfurt zur Sportstadt machen und mindestens eine deutsche Meisterschaft pro Jahr nach Erfurt holen", sagt er. Besonders am Herzen liegen ihm dabei natürlich die Radrennen, wie kürzlich die Lotto Thüringen Ladies Tour, die eine Etappe in Erfurt absolviert hat.
Kochen, Ehrgeiz und Kinderschokolade
Neben dem Sport kocht Horn auch gerne: "Am liebsten italienisch, Pasta in allen Variationen und Salate", erzählt er. Für seine Familie bereitet er auch gerne Menüs mit mehreren Gängen zu. "Und wenn ich mal keinen Sport mache, ist das abends, auch wenn es spät wird, mein Ritual, mir in Ruhe noch etwas zu kochen", erzählt Horn. Sportler, Koch, Jurist - und jetzt Oberbürgermeister.
Man muss auch mit Niederlagen umgehen können, das ist im Sport so und eben auch in der Politik.
Horn beschreibt sich selbst als ehrgeizig. "Das ist eine gute Voraussetzung für diesen Job, denke ich. Aber man muss auch mit Niederlagen umgehen können, das ist im Sport so und eben auch in der Politik. Und das kann ich glaub ich auch gut - aus Niederlagen lernen", sagt er. Gibt es bei ihm auch Schwächen?
"Ja, ich habe eine große Schwäche für Kinderschokolade", sagt Horn. Vor seinem Dezernentenbüro im Rathaus habe immer eine Schüssel gestanden, die jeden Montag wieder mit neuen Schokoriegeln aufgefüllt wurde. Diese Schüssel zieht auch mit in das neue OB-Büro - eine Etage höher.
Voller Vorfreude aber auch mit etwas Nervosität schaut Andreas Horn auf seinen Platz auf dem Chefsessel im Erfurt Rathaus. "Ich möchte der bleiben, der ich bin", sagt er. Auf keinen Fall möchte er später nachgesagt bekommen, er habe sich durch seine Position als Oberbürgermeister verändert. Wichtig sei ihm, dass er nah an den Menschen dran ist. "Ich werde in der Stadt und auch bei Veranstaltungen und Festen unterwegs und vor allem ansprechbar sein", sagt Horn, "es darf nicht passieren, dass wir an den Menschen vorbei Entscheidungen fällen".
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR Thüringen Journal | 01. Juli 2024 | 19:00 Uhr
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