Licht aus Stadt entwickelt "Dunkelstrategie": Wo es in Erfurt künftig dunkler bleiben soll
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22. Januar 2025, 18:00 Uhr
Weil nächtliche Beleuchtung den Tag-Nacht-Rhythmus von Menschen, Tieren und Pflanzen durcheinanderbringt, geht die Stadt Erfurt einen neuen Weg: Sie entwickelt eine "Dunkelstrategie". Straßenlaternen sollen demnach nicht einfach abgeschaltet, aber zum Teil gedimmt und neu ausgerichtet werden oder andere Lichtfarben verwenden.
Nicht nur Touristen sind gerne auf dem Erfurter Petersberg unterwegs, um sich die barocke Festungsanlage, die Defensionskaserne oder die Klosterkirche anzuschauen - auch Fledermäuse fühlen sich hier wohl.
Die Zahl der Fledermäuse ist durch neue Wege und Leuchten zurückgegangen.
Doch seit das Gelände, insbesondere für die Bundesgartenschau 2021, weiter erschlossen wurde, ziehen sich die Tiere zurück. "Wir konnten beobachten, wie die Zahl der Tiere im Zuge der neuen Wege und Leuchten immer weiter zurückgegangen ist", sagt Biologin und Fledermaus-Expertin Inken Karst vom Büro "Nachtaktiv".
Eines der Winterquartiere an der Festwiese haben die Fledermäuse bereits aufgegeben. Der Grund: Die Einflugöffnungen werden direkt von den Straßenlaternen am Fußweg angestrahlt.
Neben Tieren auch Pflanzen und Menschen betroffen
Neben den Fledermäusen werden auch andere Tierarten wie beispielsweise Insekten durch nächtliche Beleuchtung gestört, erklärt Jens Düring, Abteilungsleiter für Naturschutz, Artenschutz und Landschaftspflege im Erfurter Umweltamt: "Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird, können sich zum Beispiel ganz viele Insektenarten nicht mehr verpuppen. Dadurch sind sie in ihrer Entwicklung behindert, wandern weg oder können in bestimmten Bereichen sogar aussterben."
Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird, können Insektenarten sogar aussterben.
Und auch Pflanzen sind betroffen: Durch das nächtliche Kunstlicht verändere sich laut Düring das Austreibungsverhalten. "Wenn die Bäume früher austreiben, sind sie anfälliger für Spätfrost, und es tut ihnen auch nicht gut, wenn sie früher die Blätter verlieren, dann dann sind sie vor Schnee nicht geschützt", sagt Düring. Und schließlich könnten auch Menschen Schlafstörungen bekommen, wenn nachts das Straßenlicht hell durchs Fenster scheint.
Dunkelheit durch Dimmen und Bewegungsmelder
Und dennoch: Bei der "Dunkelstrategie" sollen nicht einfach die Lichter ausgeschaltet werden. "Es wird nicht plötzlich dunkel sein auf der Straße", sagt Düring. Damit zum Beispiel die Fledermäuse auf dem Petersberg wieder einziehen, empfiehlt Karst, die Wegbeleuchtung neu auszurichten, damit das Licht nur auf den Weg scheint und nicht streut.
Eine weitere Option wäre, den Weg im Herbst und Frühjahr, komplett dunkel zu lassen. In dieser Zeit beziehen die Fledermäuse das Quartier beziehungsweise schwärmen nach ihrem Winterschlaf wieder aus. "Oberhalb gibt es einen weiteren Weg an der Straße, der ausgeleuchtet ist", argumentiert Karst.
Technik zum Teil bereits vorhanden
Die Technik, um das Licht zu dimmen, sei vielerorts bereits vorhanden, erklärt Stephan Unbehau, Sachgebietsleiter für Stadtbeleuchtung beim Tiefbau- und Verkehrsamt. Und auch Bewegungsmelder können an den Laternen programmiert werden, dazu warte man laut Unbehau gerade noch auf die nötige Software. Auch der Kriminalpräventive Rat und die Polizei waren bei der Vor-Ort-Begehung auf dem Petersberg und in der Innenstadt dabei. Denn Licht schütze auch vor Straftaten wie Vandalismus, sagt Unbehau.
Licht schützt vor Vandalismus.
Ergebnisse im Jahresverlauf
Wo genau es nur ein bisschen dunkler wird, Bewegungsmelder programmiert werden oder teilweise ganze Wege dunkel blieben, soll in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Geplant ist laut Stadt, auch die Öffentlichkeit miteinzubeziehen. Die "Dunkelstrategie" soll dann im Jahresverlauf öffentlich präsentiert werden.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit | 21. Januar 2025 | 18:50 Uhr
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