Das Rathaus der Landeshauptstadt Erfurt.
Das Rathaus in Erfurt: An der Stadtspitze gibt es personelle Veränderungen. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Dezerneten Spitzenposten in Erfurt werden ausgetauscht: Warum welche Kandidaten zur Wahl stehen

22. Januar 2025, 05:00 Uhr

Die Erfurter Stadträte treffen sich am Mittwochabend zur Sondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: die Wahl von drei Dezernenten. Mit dem Ordnungsdezernenten wird zugleich die zweitwichtigste Person an der Stadtspitze gesucht - der oder die neue Bürgermeister(in). Außerdem sind die Stellen der Sozialdezernentin und des Stadtentwicklers zu besetzen.

MDR-Autorin Antje Kirsten
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Es sind - nach dem Amt des Oberbürgermeisters - die höchsten Posten, die eine Kommune, noch dazu eine Landeshauptstadt, zu vergeben hat. Das Jahresgehalt reicht von 110.000 bis 130.000 Euro. Entsprechend groß war das Bewerberfeld. 55 Bewerbungen waren eingegangen. Die Zahl der Bewerbungen war allerdings höher als die Zahl der tatsächlichen Bewerber, denn laut Stadt hatten sich einige Kandidaten mehrfach, also auf verschiedene Dezernate, beworben. Und andere hatten ihre Unterlagen deutschlandweit auf ähnliche Ausschreibungen verschickt.

Amtszeit von Sozialdezernentin Hofmann-Domke läuft aus

Neu zu besetzen sind die Posten aus unterschiedlichen Gründen. Anke Hofmann-Domke war 2018 mit 37 von 37 gültigen Stimmen gewählt worden. Die 63-Jährige möchte den Job gern weitermachen und weitere sechs Jahre am liebsten das Dezernat in seinem bisherigen Zuschnitt lenken und leiten. Die Linken-Politikerin, deren Markenzeichen kunterbunte Brillen sind, ist Dezernentin für Soziales, Bildung, Jugend und Gesundheit. "Das liegt mir, das kann ich", sagt sie und stößt bei den Stadträten damit offenbar auf breitere Zustimmung. Sie hat auch in der Opposition ihre "Fans".

Die Fraktion folgt mit großer Überzeugung den Vorschlägen des Oberbürgermeisters. Frau Hofmann-Domke hat in den letzten Jahren solide Arbeit geleistet.

Erfurter CDU-Stadtrat

Es gibt jedoch Konkurrenz: Auf den Posten des Sozialdezernenten hat sich auch ein SPD-Mann beworben. Der langjährige Leiter der Erfurter Volkshochschule, Torsten Haß, ist derzeit Erster Stadtrat in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen. Der 51-Jährige will gern nach Erfurt zurückkehren und ist der Kandidat, den die SPD/Piraten nominiert haben. Die Fraktion hat zehn Stimmen.

Bei einer Wiederwahl würde Hofmann-Domke das Amt der Bürgermeisterin verlieren, denn dieser Rang ist mit dem Dezernat für Sicherheit gekoppelt. Dieser Stuhl muss neu besetzt werden, weil Andreas Horn (CDU) im Sommer 2024 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Seitdem führt Ricarda Schreeg das Dezernant kommissarisch. Sie musste mit dem Wechsel im OB-Büro selbiges verlassen und ist seitdem die kommissarische Beigeordnete für Sicherheit, Umwelt und Sport. Sie würde das Dezernat gern führen, hat aber keine große Mehrheit im Vorfeld für sich gewinnen können.

Andreas Horn
Andreas Horn hatte bis zum Sommer 2024 das Dezernat für Sicherheit inne, dann wurde er Erfurts Oberbürgermeister. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/foto2press/Steffen Proessdorf

Erfurter Polizeichefin soll Ordnungsdezernat bekommen

Für das Ordnungsdezernat hat sich Oberbürgermeister Horn Erfurts Polizeichefin Heike Langguth ausgesucht. Da, wo Polizei drauf steht, ist Sicherheit drin - der Ansicht scheinen viele Stadträte zu sein. Die 58-Jährige gilt als sicher gesetzt und wird beispielweise auch von den Linken mitgetragen. Die ehemalige Kampfsportlerin führt seit 2021 die Erfurter Landespolizeiinspektion. Langguth hatte zuvor die Bildungseinrichtung der Polizei in Meiningen, die Bereitschaftspolizei Erfurt geleitet und war Referentin im Thüringer Innenministerium. Bei ihrer Wahl wäre sie künftig auch Bürgermeisterin von Erfurt und könnte ein Projekt vom Schreibtisch der Polizei mit ins Rathaus nehmen: Die Videoüberwachung des Erfurter Angers - die gibt es bis heute nicht.

Porträt Heike Langguth, Leitende Direktorin Landespolizeidirektion Erfurt
Heike Langguth leitet derzeit die Erfurter Landespolizeiinspektion. Bildrechte: Bavaria Entertainment GmbH

SPD stellt Gegenkandidat auf

Die SPD geht auf Distanz zum OB, unterstützt keine seiner Kandidatinnen oder Kandidaten. Sie tritt mit drei eigenen Vorschlägen an. So bekommt die Polizistin Langguth Konkurrenz von einem Juristen: Für die Wahl des hauptamtlichen Beigeordneten für Sicherheit stellen die Sozialdemokraten Ministerialrat Carl-Christian Dressel auf. Der ist aktuell Referatsleiter im Thüringer Finanzministerium.

Dezernat für Stadtentwicklung ist umkämpft

Die Neubesetzung des Dezernates für Kultur - das jetzt das Dezernant für Stadtentwicklung ist - wird die spannendste, weil am härtesten umkämpfte Personalie. Oberbürgermeister Horn verschiebt die Prioritäten und hat die Stelle eines Stadtentwicklers ausgeschrieben. Welches Dezernat künftig Kultur, Sport und die Umwelt mit managen wird, soll erst nach der Wahl entschieden werden. Diese Dezernentenstelle, die jetzt die des Stadtentwicklers wird, muss neu besetzt werden, weil die Amtszeit des Kulturdezernenten Tobias Knoblich (parteilos) nach sechs Jahren Amtszeit ausläuft.

Der aber hat längst das Weite gesucht, wohl in der Vermutung, keine Mehrheiten für eine zweite Amtszeit zu finden. Bis heute beschäftigt die Theateraffäre die Stadt und die Gerichte. Schon nach der Abwahl von Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) sah Knoblich am Wahlabend seine Felle davonschwimmen und war auf der Suche nach einem neuen Job. "Ich habe einige interessante Stellenangebote", sagte er damals MDR THÜRINGEN. Knoblich ist mittlerweile Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Digitales und Infrastruktur.

Andreas Bausewein 6 min
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Kandidaten von CDU, SPD und Grünen gehen ins Rennen

Als Stadtentwickler will sich der Oberbürgermeister einen abgewählten CDU-Mann aus Schleswig-Holstein ins Erfurter Rathaus holen. Die Amtszeit des 58-Jährigen Lars Bredemeier in Elmshorn läuft im Mai aus und da er nicht wiedergewählt wurde, hat er sich deutschlandweit unter anderem auch in Magdeburg und Bremerhaven beworben.

Ich setze bei meinen Kandidaten in erster Linie auf fachliche Kompetenz.

Andreas Horn, Oberbürgermeister Erfurt

Die Stimmen der Grünen und der SPD wird er für Bredemeier nicht bekommen. Die schicken jeweils einen eigenen Kandidaten ins Rennen.

Die Grünen haben Carsten Meyer nominiert und das schon vor Wochen. Meyer ist ein Handlungsreisender ins Sachen Politik. Zuletzt trat der 63-jährige Sozialwirt 2024 für die Grünen als OB-Kandidat in Nordhausen an. Er holte: 1,4 Prozent der Stimmen. Meyer war in den 1990er-Jahren Baudezernent in Weimar, wurde nicht wiedergewählt, saß von 2009 bis 2014 für die Grünen im Landtag, leitete die "Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen".

Und die SPD setzt auf Christoph Bimböse. Der SPD-Mann war Referent des Vorgänger-OB Bausewein, bis zu dessen Abwahl. Aktuell ist er Chef der Volkshochschule.

Mehrwertstadt und AfD lassen sich nicht in die Karten schauen

Die Fraktion Mehrwertstadt, die mit fünf Abgeordneten im Erfurter Stadtrat sitzt, will ihre Wahlentscheidung beziehungsweise ihre Favoriten nicht kommentieren. "Wir sagen im Vorfeld dazu nichts", erklärte Tina Morgenroth auf MDR-Nachfrage. Auch das Wahlverhalten der AfD ist noch offen. Aus der Fraktion heißt es dazu: "Bei der AfD-Fraktion hat sich keiner der Bewerber vorgestellt. Wir wurden auch nicht zu einer Vorstellungsrunde eingeladen. Eine Stellungnahme zum Wahlverhalten geben wir vor diesem Hintergrund nicht ab."

Die Neuwahl der drei Posten - die als kommunale Wahlbeamte mit Besoldungsstufen wie einer B4, B5 oder im Fall des Ordnungsdezernates mit einer B6 vergütet werden - findet in geheimer Abstimmung statt. Das Wahlergebnis wird am Mittwoch gegen 19 Uhr erwartet und öffentlich im Rathaus verkündet.

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MDR (kir/pvk)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Januar 2025 | 22:00 Uhr

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