Krypto-Betrug
Zur Aufklärung des Krypto-Betrugs fanden europaweite Razzien statt. Die Federführung liegt bei der Erfurter Staatsanwaltschaft. Bildrechte: Colourbox.de

Mehrere Festnahmen 113 Millionen Euro Schaden: Thüringer Ermittler decken Krypto-Betrug auf

13. Juni 2024, 06:33 Uhr

Anlagebetrüger haben Betroffene in Deutschland und anderen europäischen Ländern offenbar um 113 Millionen Euro gebracht. Unter Federführung des Thüringer Landeskriminalamts und der Staatsanwaltschaft Erfurt waren Ermittler nach internationalen Razzien gegen die Bande vorgegangen. Durchsuchungen und Verhaftungen gab es auch in Thüringen.

Thüringer Ermittler haben offenbar einen millionenschweren Betrug mit Kryptowährung aufgedeckt. Wie die Staatsanwaltschaft Erfurt am Mittwoch mittelte, ermittelt sie gemeinsam mit dem Landeskriminalamt wegen Anlagebetrugs in Millionenhöhe. Nach derzeitigem Stand wird von einem Gesamtschaden in Höhe von 113 Millionen Euro ausgegangen.

Sechs Personen festgenommen - drei aus Thüringen

Ermittelt wird demnach gegen mehrere Verdächtige wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug. Am Dienstag gab es umfangreiche Durchsuchungen in mehreren Bundesländern und in benachbarten Staaten - federführend waren das Thüringer LKA, die Staatsanwaltschaft Erfurt sowie eine Züricher Staatsanwaltschaft. Es wurden sechs Haftbefehle vollstreckt, drei davon in Thüringen, die anderen drei in der Schweiz. Die Thüringer Beschuldigten kommen demnach aus Erfurt und der Einheitsgemeinde Hörselberg-Hainich.

Vermutlich erfundene Renditen verlockten zu Investitionen

Ein Hinweis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hatte die Ermittlungen vor einem Jahr ins Rollen gebracht. Die Beschuldigten sollen über ein Online-Vertriebssystem und zahlreiche Mitarbeiter vermeintliche Anlageprodukte vermarktet haben, unter anderem eine Verpachtung von Automaten zum Tausch in Kryptowährung. Dabei sollen sie Renditen von bis zu 200 Prozent innerhalb von drei Jahren in Aussicht gestellt haben. Man müsse davon ausgehen, dass die Investitionen nicht angelegt wurden, heißt es. Vielmehr handele es sich offenbar um Betrug "im großen Stil".

Betrug vermeiden: Das rät die Polizei

Die Polizei rät, misstrauisch zu sein, wenn ungewöhnlich hohe Gewinne winken, und sich nicht unter Druck setzen zu lassen oder Daten herauszugeben. Betrügerische Online-Plattformen würden oft seriös wirken und auf populären Online-Kanälen wie YouTube, Instagram oder Tinder beworben werden. Teilweise würden auch Personen hinter dem angeblichen Unternehmen und ihre vermeintlich professionellen Lebensläufe erfunden. Wie man unseriöse Online-Trading-Plattformen erkennen kann, beschreibt die Verbraucherzentrale hier. Außerdem bietet die Bafin Informationen zu zugelassenen Finanzdienstleistungs- und Wertpapierinstituten.

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MDR SACHSEN-ANHALT Do 02.05.2024 14:14Uhr 00:33 min

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280 Beamte aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz und Österreich im Einsatz

Unterstützt wurden die Ermittler bei dem internationalen Einsatz am Dienstag von der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (Eurojust) und dem Europäischen Polizeiamt (Europol). Rund 280 Beamte aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz und Österreich sowie vier Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft Erfurt und auch Staatsanwälte aus den anderen Ländern waren beteiligt. Sie durchsuchten 20 Objekte in Thüringen, Sachsen, Berlin, Brandenburg, Bayern sowie in der Schweiz, Österreich, Lichtenstein, Litauen und Tschechien. Es handelte sich laut Staatsanwaltschaft um Firmen und Privatadressen, die durchsucht wurden.

Vermögenswerte wurden sichergestellt, in welche Höhe ist unklar. Eine Herausgabe der einzogenen Werte an die Geschädigten ist laut Staatsanwaltschaft zwar nicht ausgeschlossen: "Da würde ich mir im Einzelfall aber nicht zu viel Hoffnung machen", schränkte jedoch ein Behördensprecher gegenüber MDR THÜRINGEN ein.

Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Erfurt geführt, weil einige Beschuldigte in deren Zuständigkeitsbereich wohnen und auch die entsprechenden Firmen hier ansässig waren. Über Geschädigte aus Thüringen konnte die Staatsanwaltschaft keine Auskünfte geben.

Erst am Mittwoch war ein Betrugsfall aus dem Landkreis Sömmerda bekannt geworden, bei dem ein Mann rund 100.000 Euro bei einer Kryptowährung-Betrugsmasche verloren hat.

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MDR (kk,ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Juni 2024 | 16:00 Uhr

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