
Gastronomie 3,50 Euro Gebühr pro Stunde und Kind: Was ein neues Erfurter Café anders macht
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13. März 2025, 05:00 Uhr
Kleckern, lachen und nach Herzenslust toben - das alles ganz ohne schiefe Blicke vom Nachbartisch. Im neuen "Familiencafé" in Erfurt stehen die Bedürfnisse von Kindern und Eltern im Mittelpunkt. Damit wollten die Betreiberinnen in der Landeshauptstadt eine Marktlücke schließen. Der große Zuspruch beweist, dass sie den richtigen Riecher hatten.
Morgens kurz nach halb zehn: Das "Familiencafé" hat gerade erst geöffnet und schon jetzt ist der Kinderwagen-Parkplatz proppenvoll. Ebenso das Schuhregal neben der Eingangstür. Damit kein Dreck reingetragen wird, müssen die Straßenschuhe dort abgestellt werden.
Im Bällebad und im Einkaufsladen wuseln schon die ersten Kinder herum. Währenddessen können die Mamas und Papas entspannt ihr erstes Heißgetränk genießen.
Der gesamte Gastraum ist kindgerecht eingerichtet. Der Boden im Baby- und Kleinkindbereich ist mit Matten ausgelegt, die Tische haben keine eckigen Kanten, die Kaffeesessel kommen im Normal- und im Miniformat daher. Überall haben die Betreiberinnen kleine Überraschungen versteckt, die die Kinder beim Auskundschaften entdecken können.
Spielbereich mit Piratenschiff, Spielküche und Werkbank
In den Spielbereichen warten ein Piratenschiff, eine Spielküche, eine Verkleidungskiste und eine Werkbank auf die kleinen Gäste. Bei der Gestaltung haben sich die Betreiberinnen Janine Stahlhofen und Annemarie Franke-Stockbauer überwiegend am Montessori-Prinzip orientiert.
Erfurt lange ohne Familiencafé
Nachdem vor einigen Jahren das Café Wildfang am Hirschgarten geschlossen hatte, gab es in Erfurt lange kein familienfreundliches Café mehr. Die beiden Pädagoginnen - selbst Mütter von zwei Kindern - haben das fehlende Angebot immer wieder bemängelt. Vor etwa einem Jahr kam ihnen gemeinsam die Idee, das Problem einfach selbst in die Hand zu nehmen. Und so öffneten sie vor sechs Wochen in der Marbacher Gasse das "Familiencafé".
Hier soll im Grunde alles erlaubt sein. Nur ein paar wenige Regeln gelten für alle: Vor dem Spielen werden die Hände gewaschen und danach wird alles wieder aufgeräumt. Soweit die Theorie, doch nicht immer gehen die Cafébesucher pfleglich mit den Spielsachen um, berichtet Annemarie Franke-Stockbauer.
Spielpauschale: 3,50 Euro pro Stunde
Deshalb veranschlagt die Betreiberin pro Kind eine sogenannte Spielpauschale von 3,50 Euro pro Stunde. So soll ermöglicht werden, dass die Ausstattung gegebenenfalls repariert oder ausgetauscht werden kann. Ebenfalls in der Pauschale inbegriffen sind Wickelutensilien wie Windeln und Feuchttücher. Außerdem erhalten die Kleinen einen kostenlosen "Babyccino" - die kinderfreundliche Version des Cappuccinos.
Große Zielgruppe
Zunächst haben die Betreiberinnen das Café-Konzept in einer Testphase erprobt. So war der Café-Besuch nur mit einer Reservierung möglich. Vor etwa zwei Wochen konnte es dann offiziell losgehen - und sofort wurde klar, dass die vermeintliche Marktnische eine große und dankbare Zielgruppe hat. Auf Instagram hat das Café schon über 2.600 Follower.
Hier stehen Mamas und Papas und sagen 'Wir sind so froh, dass es euch gibt und das wir wieder einen Ort haben, wo wir entspannt hingehen können'.
Die Plätze im Café seien fast immer ausgebucht, die Rückmeldung der Eltern durchweg positiv, freut sich Annemarie Franke-Stockbauer. "Hier stehen Mamas und Papas und sagen 'Wir sind so froh, dass es euch gibt und das wir wieder einen Ort haben, wo wir entspannt hingehen können'."
Eigentlich ist es das einzige Café in Erfurt, wo ich mit Baby hingehen kann. Wo sie sich auch mal rollen und sich bewegen kann. Ansonsten muss sie immer auf dem Schoß sitzen oder im Kinderwagen liegen.
Andrea und ihre sechs Monate alte Tochter Johanna haben es sich auf den ausgelegten Matten gemütlich gemacht. Sie sind schon das zweite Mal im Familiencafé. "Eigentlich ist es das einzige Café in Erfurt, wo ich mit Baby hingehen kann. Wo sie sich auch mal rollen und sich bewegen kann. Ansonsten muss sie immer auf dem Schoß sitzen oder im Kinderwagen liegen", sagt die junge Mutter.
Auch Nastasja und Angela, deren Kinder gerade die Montessori-Spielwand erkunden, freuen sich riesig über das neue Angebot. Hier fühlen sie sich "frei von Verurteilung und frei von dem Druck, sich irgendwie leise verhalten zu müssen oder niemandem auf die Füße zu treten".
Café für alle
Trotzdem ist im Café von Janine Stahlhofen und Annemarie Franke-Stockbauer grundsätzlich jeder willkommen. Bewusst hätten sie sich dafür entschieden, es "Familiencafé" und nicht "Kindercafé" zu nennen, betont Franke-Stockbauer. "Ob es die Großeltern sind, die mit ihrer 35-jährigen Tochter hierherkommen oder ob es der Onkel, die Geschwisterkinder oder Patchworkfamilien sind. Wir möchten hier einen Ort für alle Konzepte von Familie schaffen."
Auch Singles oder Kinderlose würden natürlich nicht weggeschickt, versichert die Betreiberin. Im Gegenteil sei deren Besuch sogar ein großes Kompliment: denn das bedeute nicht nur, dass sich Kinder und Familien wohlfühlen, sondern auch, dass es gut schmeckt.
MDR (soh/caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 12. März 2025 | 08:20 Uhr
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