Eine Stele mit dem Namen "Halit Yozgat", daneben Menschen, die Rosen in Vasen stecken
Vor dem Thüringer Landtag erinnert ein Mahnmal an die Opfer des NSU-Terrorismus. Bildrechte: MDR/Anna Hönig

Rechtsterrorismus Seminar für Schüler erinnert an NSU-Terror

11. März 2025, 18:24 Uhr

Vor dem Landtag steht ein Mahnmal, das an die Opfer der rechtsextremen Terrorzelle NSU erinnert. Ein neues Seminar soll Schülerinnen und Schülern die Geschichte des NSU-Komplexes näherbringen.

Mit einem neuen Seminarangebot soll in Thüringen die Erinnerung an die Opfer des NSU gestärkt und auch das Versagen von Polizei und Justiz bei den Ermittlungen thematisiert werden. Die Landeszentrale für politische Bildung und der Erinnerungsort "Topf & Söhne" haben ein entsprechendes Seminar erarbeitet, wie die Leiterin des Erinnerungsortes, Annegret Schüle, der Deutschen Presse-Agentur sagte. 

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Schüler ab der zehnten Klasse könnten in dem Seminar die Geschichte und die Hintergründe des NSU-Komplexes kennenlernen, wobei zunächst vor allem die Biografien der Mordopfer im Fokus stünden. "Durch diesen stark betroffenenzentrierten Einstieg wird generell die Empathie mit Menschen gefördert, die von Rassismus betroffen sind", sagte Schüle.

Rechtes Terror-Trio aus Jena 

Eine Kombo aus Reproduktionen der Ostthueringer Zeitung aus dem Jahr 1998 zeigt Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (l-r), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.
Fahndungsbilder aus dem Jahr 1998 von Beate Zschäpe (l-r), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Bildrechte: picture alliance/dpa/Ostthueringer Zeitung | Frank Doebert

Der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) war eine rechtsextreme Terrorzelle, die aus Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe bestand. Die drei waren in den 1990er Jahren in Jena aufgewachsen, hatten sich dort radikalisiert und waren dann in den Untergrund gegangen. Zwischen 1999 und 2007 ermordeten sie zehn Menschen und verletzten weitere durch drei Sprengstoffanschläge.

Staatsversagen bei Ermittlungen

Die Ermittlungen von Polizei und Justiz wegen dieser Taten richteten sich jahrelang aber auf das Umfeld der Ermordeten. Den Opfern und ihren Familien wurde unterstellt, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein. Rechtsextreme und rassistische Motive ließen die Ermittler außer Acht.

Bilder und Namen von Opfern des Nationalsozialistischen Untergrund stehen 2021 im Stadtzentrum von Zwickau.
Bilder und Namen von Opfern des Nationalsozialistischen Untergrund stehen 2021 im Stadtzentrum von Zwickau. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Bei einer Trauerfeier für die NSU-Opfer in Berlin 2012 hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die Verbrechen eine "Schande für unser Land" genannt und auch daran erinnert, wie sehr die Hinterbliebenen von Polizei und Justiz kriminalisiert worden waren. "Diese Jahre müssen für Sie ein Alptraum gewesen sein", sagte Merkel damals. "Das ist besonders beklemmend, dafür bitte ich Sie um Verzeihung."

Versäumnisse der Sicherheitsbehörden

Nach Angaben von Schüle sollen sich die Schüler im Seminar damit auseinandersetzen, wie weit die Tatmotivation des NSU-Trios und die damaligen Ermittlungsrichtungen auseinander klafften und wie vehement die Behörden Rassismus als Tatmotiv ausschlossen.

Eine Installation mit Namen der Opfer des NSU-Terrors
Eine Installation mit Namen der Opfer des NSU-Terrors in Erfurt. Bildrechte: MDR/Anna Hönig

"Die Teilnehmenden hinterfragen die Verantwortung des Verfassungsschutzes und reflektieren, dass die Morde bei einer konsequenten Ermittlung und Weitergabe von Informationen durch die Sicherheitsbehörden möglicherweise hätten verhindert werden können", sagte Schüle. Zudem bette das Seminar die Taten des NSU in die Geschichte anderer rechtsextremer Terrortaten in Deutschland ein.

Das Seminar ist ein weiteres Element der Erinnerung an die NSU-Opfer in Thüringen. Im Sommer 2024 war vor dem Thüringer Landtag ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des NSU-Terrors eröffnet worden.

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Dieses Thema im Programm: MDR | "Springerstiefel – Die 90er sind zurück" in der ARD-Audiothek | 06. August 2024 | 00:01 Uhr

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