Löberfeld Kaserne
Wegen Einbrüchen unter anderem in die Erfurter Löberfeld-Kaserne ist ein Mann zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Justiz Haftstrafe nach Einbruch in Erfurter Bundeswehr-Kaserne

10. Oktober 2024, 17:47 Uhr

Ein 44-jähriger Mann ist nach Einbrüchen in die Löberfeld-Kaserne und das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Erfurt zu fast vier Jahren Haft verurteilt worden. Er war der Polizei auch wegen anderer Delikte bekannt. Die Taten waren offenbar nicht politisch motiviert.

Nach Einbrüchen unter anderem in die Löberfeld-Kaserne und in das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Erfurt ist ein Mann zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Nach Recherchen von MDR Investigativ ereigneten sich die Fälle Anfang April dieses Jahres. In der Löberfeld-Kaserne, in der das Logistikkommando der Bundeswehr seinen Sitz hat, stahl der Mann aus einem Spind eine Schutzbrille im Wert von 64 Euro, wie das Landgericht Erfurt auf MDR-Anfrage mitteilte.

Bei dem Täter handelt es sich nach Angaben der Polizeiinspektion Erfurt um einen 44-jährigen, polizeibekannten Mann. Er wurde am 2. September vom Landgericht Erfurt wegen des Diebstahls in der Kaserne sowie wegen 16 weiteren Diebstählen und 15 Fällen des Computer-Betrugs zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Erfurt hatte Anklage gegen ihn erhoben. Das Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Hausfriedensbruch im Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in der Erfurter Innenstadt sei eingestellt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ein Zaun sperrt das Gelände der Bundeswehr in der Erfurter Löbervorstadt ab. Auf einem Schild steht: "Militärischer Sicherheitsbereich, unbefugtes Betreten verboten! Vorsicht Schusswaffengebrauch! Die Kasernenkommandantin/der Kasernenkommandant"
In der Löberfeld-Kaserne ist unter anderem das Logistikkommando der Bundeswehr beheimatet. Bildrechte: MDR/Michael Frömmert

Einbrüche wohl nicht politisch motiviert

Von einem politischen Motiv wie etwa Sabotage oder Spionage gehen Polizei und Justiz in dem Fall der Kasernen-Einbrüche in Erfurt nicht aus. Die Verhandlung am Landgericht habe keine Hinweise darauf ergeben, sagte Gerichtssprecherin Frauke Etzrodt. Es sei vielmehr von "willkürlich begangenen Taten" auszugehen. Auch in der Bundeswehr wird nach MDR-Recherchen nicht von einem politischen Motiv des Mannes ausgegangen.

Der 44-Jährige war am 8. April in der Mittagszeit in die Löberfeld-Kaserne eingedrungen und hatte dort ein Gebäude betreten. Ob er dabei den Sicherheitsdienst in der Kaserne täuschte oder von diesem unbemerkt in die Kaserne gelangte, wurde nicht mitgeteilt. Laut Etzrodt gab er sich gegenüber einem Zeugen als Bundeswehr-Angehöriger aus.

Bewachung an private Firmen ausgelagert

Laut Bundesverteidigungsministerium gab es zuletzt immer wieder Versuche, in Bundeswehr-Einrichtungen einzudringen. Es habe aber "nur einen wirklich sicherheitsrelevanten Vorfall" gegeben, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am 23. September. Er verwies darauf, dass die Bewachung von Bundeswehr-Liegenschaften vor einigen Jahren an private Sicherheitsdienste ausgelagert worden sei. Man werde nun schauen, "was dort verbessert werden kann". Ein "Zurückholen" der Kasernen-Bewachung in die Bundeswehr werde es aber nicht geben. Dafür fehle es der Truppe an Personal.

Die Bundeswehr weist seit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine darauf hin, verstärkt Ziel von Spionage- oder Sabotageakten zu sein. So wurden über Truppenübungsplätzen, auf denen ukrainische Soldaten von der Bundeswehr ausgebildet werden, vermehrt Drohnen gesichtet.

Sabotage-Vorfälle in Nordrhein-Westfalen

Im August dieses Jahres hatte es in der Luftwaffen-Kaserne in Köln-Wahn einen mutmaßlichen Sabotageakt gegeben. Dabei waren offenbar Unbekannte in das Kasernen-Gelände eingebrochen und hatten möglicherweise versucht, das Trinkwasser zu verunreinigen. Nachdem ungewöhnliche Werte im Wasser festgestellt worden waren, war die Kaserne mehrere Stunden gesperrt worden. Ein ähnlicher Sabotage-Vorfall wurde auf einem Bundeswehr-Standort in Mechernich in der Eifel gemeldet.

Eine Menge Wasserflaschen liegen auf einem Band einer Supermarktkasse. 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Brandanschlag auf Militärfahrzeuge in Erfurt

Anfang Juni dieses Jahres wurde zudem auf einem Betriebsgelände des Lkw-Herstellers MAN in Erfurt ein Brandanschlag auf mehrere dort abgestellte Militärfahrzeuge verübt. Dabei wurden insgesamt sechs Lkw der Bundeswehr und der Armee von Singapur beschädigt. Hinweise auf mögliche Täter und deren Motive gibt es laut Polizei bislang nicht.

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MDR (dr/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 10. Oktober 2024 | 18:00 Uhr

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