300 Jobs betroffen "Ohne Vorwarnung": Autozulieferer schließt Werk am Erfurter Kreuz
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19. April 2024, 22:43 Uhr
Das Unternehmen IHI kündigt an, sein Werk am Erfurter Kreuz zu schließen. Vom Aus des Autozulieferers sind rund 300 Mitarbeiter betroffen. Thüringens Wirtschaftsminister Tiefensee reagiert überrascht und will in Japan mit den Eigentümern sprechen.
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Der Autozulieferer IHI Charging Systems International (ICSI) in Ichtershausen am Gewerbegebiet Erfurter Kreuz steht vor dem Aus. Das Werk muss in zwölf bis 15 Monaten geschlossen werden, wie Werkleiter Christian Giest mitteilte. Bis dahin soll der Geschäftsbetrieb normal weitergeführt werden.
Die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herstellers von Turboladern für Autos seien am Donnerstag darüber informiert worden. Weitere Details will das Unternehmen in den kommenden Tagen bekannt geben.
"Ohne Vorwarnung": Tiefensee will in Japan mit Eigentümern sprechen
Auch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat überrascht auf die Schließungspläne des Autozulieferers IHI Charging Systems reagiert. Die Meldung habe ihn ohne Vorwarnung erreicht, sagte Tiefensee MDR THÜRINGEN. Er habe das Arnstädter Unternehmen in der Vergangenheit mehrfach besucht, über ein Aufgeben des Standorts sei nie gesprochen worden. Dieses Vorgehen sei bedauerlich.
Laut Tiefensee geht es jetzt darum, mit dem Unternehmen die Situation und die weiteren Optionen auszuloten. Der Wirtschaftsminister bricht am Samstag mit einer Unternehmer-Delegation nach Japan auf. Dort wolle er sich auch bemühen, mit der dort ansässigen IHI-Muttergesellschaft ins Gespräch zu kommen.
Tiefensee räumte ein, dass der Strukturwandel in der Automobilindustrie die Branche derzeit vor große Herausforderungen stellt. Er sei aber nicht überzeugt, dass im Fall IHI Arnstadt alle Alternativen ernsthaft geprüft worden seien. Das Land Thüringen stehe bereit, Konzepte zur Fortführung oder für eine Nachfolge zu entwickeln und zu unterstützen.
"Schlechtes Signal" für den Standort Thüringen
Der Geschäftsführer von Automotive Thüringen, Rico Chmelik, sprach gegenüber MDR THÜRINGEN von einem schlechten Signal für den Standort Thüringen. Obwohl Turbolader mit Blick auf die E-Mobilität ein Produkt mit Verfallsdatum seien, sei die Nachfrage aktuell sehr gut.
Zusammen mit anderen Entscheidungen, speziell Thüringer Standorte zu schließen, sei das Gesamtbild im Moment nicht gut. Keine Sorgen mache sich Chmelik um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese würden rund um das Erfurter Kreuz vermutlich schnell etwas neues finden - gerade auch, wenn sie noch ein Jahr Zeit haben.
Hauptsitz erst 2019 ans Erfurter Kreuz verlegt
Der Automobilzulieferer, der zur IHI-Gruppe gehört, hatte erst 2019 seinen europäischen Hauptsitz von Heidelberg nach Ichtershausen verlegt. ICSI entstand als Joint-Venture der japanischen IHI-Gruppe und der Daimler AG hervor. Neben den beiden Standorten in Deutschland ist das Unternehmen auch in Italien ansässig.
Das Unternehmen baut Turbolader für Automobilhersteller, unter anderem für VW, Audi, BMW und Ferrari.
In den vergangenen Monaten hatten mehrere Autozulieferer angekündigt zu schließen oder mussten Insolvenz anmelden. Allerdings investierten andere Zulieferer in Thüringen in den Ausbau ihrer Produktion.
MDR (lw/flog/dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. April 2024 | 12:00 Uhr
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