Arbeitsmarkt Prognose: In Thüringen sollen Tausende Jobs verloren gehen - bundesweit höchste Quote
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29. Oktober 2024, 06:45 Uhr
Die schwächelnde Wirtschaft macht sich auch auf dem Thüringer Arbeitsmarkt bemerkbar. Forscher haben nun eine pessimistische Prognose für kommendes Jahr für den Freistaat vorgelegt.
In Thüringen sollen einer Studie zufolge im kommenden Jahr Tausende Jobs verloren gehen. Forscher des zur Bundesarbeitsagentur gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnen mit einem Rückgang bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 0,6 Prozent, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Montag mitteilte.
Institut rechnet mit fast 71.000 Arbeitslosen in Thüringen
Im kommenden Jahr sollen dabei rund 3.400 mehr Menschen in Thüringen arbeitslos werden, insgesamt wären dann rund 70.900 Menschen hierzulande ohne Job.
In Thüringen wird mit bundesweit dem höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit und dem stärksten Rückgang an Beschäftigung gerechnet.
Die Zahl der Beschäftigten soll neben Thüringen auch in Sachsen-Anhalt sinken, dort weniger stark als in Thüringen. Im ostdeutschen Schnitt wird dagegen mit einer Stagnation bei der Beschäftigungszahl gerechnet. Im Bundesschnitt prognostizieren die Experten sogar einen weiteren Zuwachs bei den Beschäftigtenzahlen in Westdeutschland.
Wer ist alles sozialversicherungspflichtig beschäftigt? (Zum Aufklappen)
Dies umfasst Arbeitnehmer, die Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen bezahlen. Dazu gehören auch Azubis, Altersteilzeitbeschäftigte, Praktikanten mit einem Entgelt oder Werkstudierende, aber auch Menschen, die ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten oder im Bundesfreiwilligendienst arbeiten. Nicht dazu gehören etwa hauptberuflich Selbstständige, Beamte, Berufssoldaten, ausschließlich geringfügig Beschäftigte sowie mithelfende Familienangehörige.
Quelle: Bundesamt für Statistik, IHK Düsseldorf
Über 1.000 Beschäftigte weniger in Autowerkstätten und Autohändlern
Die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Thüringen ging seit 2022 um 700 oder 0,1 Prozent auf 1,026 Millionen zurück, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Deutschlandweit hatte es hingegen einen Zuwachs um 0,7 Prozent gegeben. Mit Ausnahme von 2022 ist laut Statistikern in Thüringen seit 2019 ein Abwärtstrend bei Erwerbstätigen zu beobachten.
Den stärksten Rückgang hatten Verkehr und Lagerwirtschaft mit einem Minus von 3,1 Prozent oder 1.700 Erwerbstätigen zu verzeichnen (minus 3,1 Prozent). Autowerkstätten und Autohändler beschäftigten 1.100 Menschen weniger (minus 1 Prozent), im Baugewerbe nahm die Erwerbstätigenzahl um 1.000 beziehungsweise 1,4 Prozent ab.
Dagegen stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Gastgewerbe und im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen um jeweils 1.300 Personen zu, was einem Plus von 3,6 beziehungsweise 0,8 Prozent entspricht. In Bildung und Erziehung erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen um 1,1 Prozent auf 59.900. In die Statistik sind Einpendler aus anderen Bundesländern und Menschen in Kurzarbeit einbezogen.
Arbeitslosigkeit soll im Osten etwas stärker als im Westen steigen
Die Arbeitslosigkeit wird der Studie zufolge 2025 in allen Bundesländern wegen der schwachen Konjunktur zunehmen, allerdings in Thüringen auch bundesweit am stärksten. In Thüringen soll die Arbeitslosenquote dem Rechenmodell zufolge um 0,3 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent zunehmen. In ganz Ostdeutschland dürfte die Arbeitslosenquote 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent steigen, in Westdeutschland um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent.
Konjunkturelle und demografische Faktoren bestimmten dabei die Entwicklung in Deutschland, heißt es in der Studie. "In Thüringen wird dabei mit bundesweit dem höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit und dem stärksten Rückgang an Beschäftigung gerechnet", sagte Markus Behrens, der Vorsitzende der Regionaldirektion der Arbeitsagenturen für Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Nach Angaben des von Markus Behrens hat die aktuelle Wirtschaftsschwäche durch die vielen Krisen und geopolitischen Spannungen ihre Spuren hinterlassen. Das habe nicht nur die Produktion gesenkt, sondern auch das Entstehen neuer Stellen behindert. Um dem Trend entgegenzuwirken muss laut Behrens auch weiter auf Qualifikation und Förderung geringqualifizierter Menschen gesetzt werden.
Berechnungen stellen Mittelwert dar
Die Berechnungen der IAB-Studie bilden ein Mittelwertszenario ab. Die Forscher haben auch ausgerechnet, was im besten oder im schlechtesten Fall passieren kann: So könne die Arbeitslosigkeit im besten Fall auch sinken und die Beschäftigung steigen, so die Experten. Allerdings sei ein Wachstum der Beschäftigungsquote nur noch mit Zuwanderung möglich.
Bis 2035 sollen Hunderttausende Fachkräfte fehlen
Bis 2035 sollen einer früheren Studie der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturförderung (GWS) und des ifo-Instituts zufolge in Thüringen nahezu 250.000 Fachkräfte fehlen. Die Bevölkerungszahl in Thüringen soll gegenüber 2021 um rund 200.000 Einwohner auf 1,9 Millionen sinken.
MDR (jahi/rom)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. Oktober 2024 | 12:00 Uhr
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