Jüdisch-interkulturelles Festival Thüringer Achava Festspiele verlieren Bodo Ramelow als Schirmherrn
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23. September 2024, 12:28 Uhr
Die Thüringer Achava Festspiele verlieren ihren prominenten Schirmherrn: Wie aus einem Schreiben an Festspiel-Intendant Martin Kranz hervorgeht, hat Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) seine Schirmherrschaft für das jüdisch-interkulturelle Festival niedergelegt. Erst am Sonntag ist die 10. Ausgabe des Festivals erfolgreich zu Ende gegangen.
- Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat seine Schirmherrschaft für die Thüringer Achava Festspiele beendet.
- Intendant Martin Kranz würdigte Ramelow als "Schirmherrn der ersten Stunde".
- Die diesjährigen Thüringer Achava Festspiele sind am Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen.
Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat seine Schirmherrschaft für die Achava Festspiele niedergelegt. Das geht aus einem Schreiben an den Festspielintendanten Martin Kranz hervor. Begründet wird dieser Schritt mit dem absehbaren Ende seiner Regierungsverantwortung als Ministerpräsident, heißt es. Die Thüringer Staatskanzlei hat MDR KULTUR den Rückzug von Bodo Ramelow als Schirmherr bestätigt.
Martin Kranz dankte Bodo Ramelow für seine langjährige Unterstützung. Im Gespräch mit MDR KULTUR sagte er: "Er war Schirmherr der ersten Stunde und hat sofort verstanden, was Achava, dieser Kern, die Brüderlichkeit, das Sich-Ins-Gespräch-Begeben, bedeuten kann und was es werden kann." Er könne die Entscheidung Ramelows nachvollziehen und hoffe, dass auch "der nächste Ministerpräsident des Freistaats Thüringen Schirmherr von Achava wird". Denn Demokratiebildung sei ein zentrales Thema für Thüringen, so Kranz.
Positive Bilanz der 10. Thüringer Achava Festspiele
Erst am Sonntag sind die diesjährigen Festspiele mit einem Abschlusskonzert in der Kornmarktkirche in Mühlhausen zu Ende gegangen. Rund 30.000 Menschen haben das jüdisch-interkulturelle Festival in den vergangenen zwei Wochen besucht. Intendant Martin Kranz zog im Gespräch mit MDR KULTUR eine positive Bilanz der Jubiläumsausgabe: "Wir können nach diesen zwei Wochen sagen: Es ist alles friedlich und gut gelaufen." Angesichts der "bewegten Zeiten" nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem andauernden Krieg in Gaza, sei er froh, dass bei den Achava Festspielen Dialog und Austausch im Mittelpunkt standen. "Was ich deutlich erlebt habe ist, dass die Menschen am Thema Judentum und Israel sehr, sehr interessiert sind, aber auch da natürlich sehr kritische Fragen stellen. Und das ist richtig so", sagte Kranz.
Er nehme bei den Menschen eine große Sehnsucht nach dem Gespräch auf Augenhöhe wahr, sagte Martin Kranz. Die Begegnungs-, Gesprächs-, Diskurs- und besonders Jugendformate seien bei der diesjährigen Achava-Ausgabe noch einmal deutlich vergrößert werden. Sie seien sehr gut angenommen worden. Besonders im Schulbereich habe es eine große Nachfrage gegeben. "Ich bin ehrlich gesagt sehr überrascht und auch hoffnungsfroh, weil die Gespräche, die wir mit den vielen Tausend Jugendlichen geführt haben, waren wirklich gut und tief. Die jungen Leute sind wach, sie sind interessiert, sie sind aber auch streitbar. Und das stimmt mich hoffnungsfroh", betonte der Intendant.
Die Menschen sind am Thema Judentum und Israel sehr, sehr interessiert.
Abschlusskonzert in Mühlhausen
Erstmals fanden in diesem Jahr in Eisenach die Achava Filmtage unter dem Titel "NS-Verbrechen und Holocaust" statt. Im Fokus standen polnische und tschechische Filmkunstwerke der Nachkriegszeit. Zum vielfältigen Programm der Achava Festispiele gehören auch Gespräche mit Zeitzeugen. Die Holocaust-Überlebenden Naftali Fürst und Pavel Taussig waren in diesem Jahr in Weimar zu Gast.
Außerdem wurden Stadtführungen auf den Spuren jüdischen Lebens oder Koch-Workshops für Schülerinnen und Schüler angeboten. Neben Erfurt, Eisenach, Gotha und Weimar war in diesem Jahr auch Mühlhausen als neue Partnerstadt der Festspiele erstmals Veranstaltungsort. Hier wurden die Festspiele am Sonntagabend mit einem festlichen Abschlusskonzert, der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, in der Kornmarktkirche beendet. Doch bis in den November hinein können noch einzelne Veranstaltungen und Ausstellungen besucht werden.
Quelle: MDR KULTUR, Achava Fstspiele, redaktionelle Bearbeitung: lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. September 2024 | 06:30 Uhr