Neues Schuljahr Massiver Personalmangel an Sachsens Schulen - trotz 1.000 neuer Lehrer
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21. August 2023, 07:43 Uhr
Am Montag beginnt in Sachsen für rund 536.000 Schülerinnen und Schüler das neue Schuljahr. Lehrermangel und die Integration von ukrainischen Kindern stellen die Schulen vor Herausforderungen. Zum Schuljahresbeginn wurden mehr als 1.000 neue Lehrkräfte eingestellt - ob das ausreicht, ist fraglich. Der Freistaat versucht, mit digitalen Angeboten den Mangel an Lehrkräften auszugleichen.
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- Für Sachsens Schülerinnen und Schüler beginnt am Montag ein neues Schuljahr.
- Der Freistaat hat mehr als 1.000 neue Lehrkräfte eingestellt und setzt auf Digitalisierung.
- Für ukrainische Schülerinnen und Schüler soll es in Zukunft im Regelunterricht weitergehen.
Am heutigen Montag beginnt in Sachsen für rund 536.000 Schülerinnen und Schüler ein neues Schuljahr. Wie Sachsens Kultusministerium vergangene Woche mitteilte, wurden in der Vorbereitung darauf insgesamt 1.120 Lehrerinnen, Lehrer und pädagogisches Personal neu eingestellt. Ziel seien eigentlich mindestens 1.300 gewesen. Die meisten Einstellungen habe es für Grundschulen und Gymnasien gegeben, gefolgt von Oberschulen, Förderschulen und Berufsbildenden Schulen sowie den Gemeinschaftsschulen.
Sachsen vor "großer Herausforderung"
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sagte, man hätte gern noch mehr ausgebildete Lehrkräfte neu beschäftigt. "Aber aufgrund der Bewerberlage war nicht mehr möglich. Die Unterrichtsabsicherung bleibt eine große Herausforderung." Sachsen stehe erneut vor einem schwierigen Schuljahr, so Piwarz.
Wir stehen erneut vor einem schwierigen Schuljahr.
Von den neu Eingestellten sind den Angaben zufolge 959 grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sowie pädagogische Fachkräfte. Hinzu kämen noch 161 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Fast 70 Prozent der eingegangenen Bewerbungen entfielen nach Ministeriumsangaben auf die Ballungsräume Leipzig und Dresden.
In den Grundschulen sei man mit dem Personal vergleichsweise gut aufgestellt, sagte Piwarz. Die Oberschule bleibe das große Sorgenkind. In Ostsachsen und Erzgebirge sei der Mangel besonders spürbar - mit Ausnahme von Grundschullehrern im Erzgebirge. Für diese Regionen gelinge es nur mit großer Mühe, Bewerber zu gewinnen.
Gewerkschaft fordert Bildungspaket
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte am vergangenen Mittwoch die Zahl der zusätzlich benötigten Lehrkräfte in Sachsen auf mindestens 3.000 beziffert und ein neues Bildungspaket gefordert. Der Landesvorsitzende der GEW, Burkhard Naumann, kritisierte die "Zaghaftigkeit" beim Ausbau des Bildungssektors. "Man kann den Eindruck gewinnen, die schwarze Null in Sachsen wiege mehr als verfehlte Bildungschancen der nächsten Generation", so Naumann am Mittwoch.
Man kann den Eindruck gewinnen, die schwarze Null in Sachsen wiege mehr als verfehlte Bildungschancen der nächsten Generation.
Freistaat setzt auf digitale Methoden
Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken will der Freistaat verstärkt auf digitalen Unterricht und selbstständiges Lernen setzen. Piwarz sagte, das selbstständige und selbstorganisierte Lernen werde "zunehmend zu einer Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts." "Zukünftig kommt es immer stärker darauf an, Schülerinnen und Schüler zum selbstorganisierten Lernen zu befähigen." Digitale Lernangebote könnten auch genutzt werden, wenn Lehrkräfte ausfielen, so der Minister. Dafür habe das Landesamt für Schule und Bildung mit Hilfe von Fachberatern 63 digitale "Selbstlernmodule" für 16 Unterrichtsfächer entwickelt.
Zukünftig kommt es immer stärker darauf an, Schülerinnen und Schüler zum selbstorganisierten Lernen zu befähigen.
Bei den digitalen Angeboten unterrichtet den Angaben zufolge eine Videolehrkraft. Dem Nutzer und der Nutzerin würden Aufgaben gestellt und es gebe Aufforderungen, sich eigene Notizen zu machen. Für naturwissenschaftliche Fächer habe man außerdem Experimente eingebaut, die Schülerinnen und Schüler zum Teil selbst ausführen. Piwarz betonte, dass die Module eine Ergänzung zum Unterricht seien, aber kein Lehrerersatz. Dennoch könnten sie Lehrkräfte im Präsenzunterricht und bei der Vorbereitung der Stunden entlasten. Denkbar sei der digitale Einsatz auch, wenn eine Lehrkraft erkrankt sei.
Integration ukrainischer Kinder voranbringen
Neben Lehrermangel und der Digitalisierung steht laut Kultusminister auch die weitere Integration ukrainischer Kinder im Zentrum der Aufmerksamkeit. "Es ist gegenüber den geflüchteten Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine ein Gebot der Gerechtigkeit, sie nicht mehr separat zu unterrichten, sondern ihnen die gleiche Möglichkeit zur Integration in das schulische und gesellschaftliche Leben zu schaffen, wie für andere zugewanderte Kinder und Jugendliche auch", sagte Piwarz.
Aktuell lernen knapp 10.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler in Sachsen. Laut Piwarz sollen sie aus den Sprachklassen in Regelschulklassen integriert werden. 137 Lehrkräfte aus der Ukraine seien unbefristet eingestellt worden.
MDR (ben)/epd/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. August 2023 | 19:00 Uhr