Statistik Zahlreiche Unterrichtsstunden an Sachsens Schulen ausgefallen

05. April 2024, 18:11 Uhr

Auch im aktuellen Schuljahr bleibt Unterrichtsaufall an sächsischen Schulen ein großes Thema. Das Kultusministerium hat gerade eine Statistik zum ersten Schulhalbjahr veröffentlicht. Besonders betroffen sind Ober- und Förderschulen.

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An Sachsens Schulen sind im ersten Halbjahr des aktuellen Schuljahres wieder zahlreiche Unterrichtsstunden ausgefallen. Wie eine Statistik des Sächsischen Kultusministeriums zeigt, fanden rund 8,8 Prozent aller Schulstunden nicht statt. Rund 40.000 dieser ausgefallenen Stunden führt das Ministerium auf den Warnstreik der Lehrkräfte im November und Dezember 2023 zurück. Ohne die Streiktage läge der Unterrichtsausfall auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr, hieß es.

Besonders viel Ausfall an Ober- und Förderschulen

Besonders hoch war der Anteil der ausgefallenen Stunden den Angaben zufolge an Förderschulen mit rund 14,1 Prozent und Oberschulen mit 12,9 Prozent. Dabei unterscheidet das Kultusministerium in seiner Statistik zwischen planmäßigen Ausfall aufgrund fehlender Lehrkräfte oder Räume und außerplanmäßigem Ausfall aufgrund von Krankheit oder Ähnlichem.

Der planmäßige Ausfall lag bei Förderschulen bei 7,3 Prozent und bei Oberschulen bei 5,7 Prozent. Im Gegensatz dazu kamen Gymnasien nur auf einen planmäßigen Ausfall von 1,2 Prozent und Grundschulen sogar nur auf einen Anteil von 0,8 Prozent.

Fehlende Bewerber für Ober- und Förderschulen

Laut einer Sprecherin des Kultusministeriums ist dieser große Unterschied vor allem auf fehlende Bewerber für Stellen in Förder- und Oberschulen zurückzuführen. "Es liegt nicht an Geld oder fehlenden Stellen", sagt sie MDR SACHSEN. "Wir machen schon gezielt Werbung, aber es herrscht großer Fachkräftemangel."

Selbst Quereinsteiger hätten aufgrund der hohen Nachfrage freie Auswahl bei den Stellen. Viele von ihnen würden Gymnasien und Grundschulen bevorzugen und lieber in die Großstädte als in den ländlichen Raum gehen, so die Sprecherin weiter.

Landeselternrat wünscht sich mehr Bildungsgerechtigkeit

Der Vorsitzender des Landeselternrats Sachsen, Jan Zippel, zeigte sich nicht überrascht über die Statistik. "Es gibt zu wenige Lehrkräfte und die sind auch noch schlecht verteilt", sagt er. Zippel rechnet in den nächsten Jahren mit einer Verschlimmerung der Situation, da viele Lehrkräfte in Rente gingen. "Wir haben ein Riesenproblem was Bildungsgerechtigkeit angeht", sagt er. "Es kann nicht davon abhängen, wo ich wohne und auf welche Schulart ich gehe, ob ich eine ordentliche Ausbildung erhalte."

In einem Mangelsystem ist man froh, wenn dort überhaupt jemand steht und die Stunde nicht ausfällt.

Jan Zippel Vorsitzender des Landeselternrats Sachsen

Die Schülerinnen und Schüler bräuchten dringend Unterstützung. Er würde sich dabei auch kreativere Wege vom Kultusministerium wünschen, wie zum Beispiel eine Überprüfung des Lehrplans oder die Einbindung von außerschulischem Personal. "Natürlich wollen wir alle gern, dass gut ausgebildete Lehrkräfte vor den Klassen stehen", so Zippel. "Aber in einem Mangelsystem ist man froh, wenn dort überhaupt jemand steht und die Stunde nicht ausfällt."

MDR (ali)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 05. April 2024 | 11:00 Uhr

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