Waldbrände im Urlaubsparadies Flucht von brennender Insel Rhodos: Wenn der Urlaub abrupt endet
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24. Juli 2023, 19:30 Uhr
Seit sieben Tagen wüten die Brände auf der beliebten Ferieninsel Rhodos in Griechenland. 19.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Laut Angaben der dortigen Regierung ist es die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte des Landes. Teilweise zu Fuß müssen Urlauber - viele auch aus Sachsen - aus ihren Hotels flüchten. Während viele Flugzeuge nach Rhodos gar nicht erst abheben, wollen Reiseveranstalter eine schnelle Rückreise aus Griechenland nach eigenen Angaben sicherstellen.
- Urlauber aus Sachsen berichten von ihrer Flucht von der griechischen Ferieninsel Rhodos.
- Der Reiseveranstalter Tui will eine schnelle Rückreise von Urlaubsgästen aus Griechenland ermöglichen.
- Ein Helfer des Technischen Hilfswerks Sachsen gibt Empfehlungen an Urlauber.
Es ist 15:29 Uhr. Der Flug von Rhodos zum Flughafen Leipzig/Halle ist an diesem Montagnachmittag mit neun Minuten Verspätung gelandet. Zum Glück gab es überhaupt einen Rückflug, werden sich einige Urlauber sagen, die aus dem Flugzeug steigen. Manche mussten wegen der anhaltenden Waldbrände auf der griechischen Insel Rhodos abrupt ihren Urlaub abbrechen.
"Eine Nacht mussten wir aus dem Hotel. Es hatte ringsherum gebrannt - mit einen Haufen Qualm und Asche. Es war schlimm", berichtet ein Urlauber am Flughafen. Nach einer Nacht in einem 50 Kilometer entfernten Hotel, habe er in seine ursprüngliche Unterkunft zurückkehren können.
Urlauber müssen Kleidung und Koffer zurücklassen
Eine weitere Rhodos-Urlauberin berichtet von dicken, aufsteigenden Rauchwolken in der Nähe ihres Hotels. "Da wurde uns schon ein bisschen mulmig. Wir haben uns aber auf die Hotelverantwortlichen verlassen und Ruhe bewahrt", sagt sie. Nach mehreren Stromsperren sei sie dennoch evakuiert worden. Die Urlauberin habe Zuflucht in einer Schule und einer Basketballhalle mit vielen anderen Inselgästen gefunden.
Alle Straßen waren gesperrt. Unsere gesamte Kleidung und die Koffer sind im Hotel geblieben.
"Gesehen haben wir das Feuer die ganzen Tage schon durch Rauchwolken, die aufgestiegen sind", sagt ein weiterer Urlauber aus Sachsen. Als das Feuer in die Nähe seines Hotels gekommen sei, habe er am Strand gebadet. Zurück sei der Urlauber nicht mehr gekommen: "Alle Straßen waren gesperrt. Unsere gesamte Kleidung und die Koffer sind im Hotel geblieben." Zwei Tage später habe der Hotelbesitzer das Gepäck zur Abreise vorbeibringen lassen, berichtet er.
Flughafen Leipzig/Halle: Vereinzelte Flüge nach Rhodos
Einzelne Veranstalter wie Tui fliegen nach eigenen Angaben derzeit wegen der Waldbrände keine Urlauber mehr auf die griechische Insel Rhodos. Andere Flüge sollen hingegen regulär starten. Das betreffe nicht nur die Flugreisen kleinerer Chartergesellschaften vom Flughafen Leipzig/Halle aus, sondern auch die Fluggesellschaft Condor soll am Dienstagmorgen bisher wie geplant um 6:20 Uhr abheben.
Manche Urlauber wollen trotzdem ihre gebuchten Reisen nach Griechenland antreten, wie eine Konzernsprecherin von Condor auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilt. Der Grund: Der überwiegende Teil der Hotels auf der viertgrößten, griechischen Insel sei von den Waldbränden im Süden nicht unmittelbar betroffen.
Tui Deutschland: Schnelle Rückreise ermöglichen
Mittlerweile spricht die Regierung von Griechenland von der größten Evakuierungsaktion in der Geschichte des Landes. Inzwischen seien 19.000 Menschen in den sichereren, nördlicheren Teil von Rhodos evakuiert worden. "Schätzungsweise geht man von 20.000 bis 30.000 deutschen Urlaubern aus, die sich auf der gesamten Insel aufhalten", sagt der Sprecher von Tui Deutschland, Aage Dünhaupt.
Wir versuchen, jedem so schnell es geht eine Möglichkeit zu geben, aus dem Gebiet hinaus in die nicht betroffenen Gebiete und einen Weiterflug anzubieten.
Um Urlaubern eine schnellere Rückkehr zu ermöglichen, werden weiterhin Flüge von Rhodos nach Deutschland angeboten. Dazu Tui-Sprecher Dünhaupt: "Wir versuchen, jedem so schnell es geht eine Möglichkeit zu geben, aus dem Gebiet hinaus in die nicht betroffenen Gebiete und einen Weiterflug anzubieten." Dazu seien die Reiseveranstalter in ständigem Austausch mit Urlaubsgästen, Evakuierungszentren sowie den Behörden vor Ort.
Sachsen ist zum Feuerlöschen einsatzbereit
Lars Werthmann vom Technischen Hilfswerk (THW) Sachsen steht zum Einsatz bereit, wenn sich die Brände in Griechenland weiter zuspitzen sollten. Die Europäische Union fordere dann Unterstützung bei den einzelnen EU-Mitgliedstaaten an, sagt der THW-Ortsbeauftrage. "Wir beobachten das sehr genau. Wenn wir angefordert werden, sind wir hier innerhalb von sechs Stunden unterwegs", sagt der 38-Jährige.
Wir beobachten das sehr genau. Wenn wir angefordert werden, sind wir hier innerhalb von sechs Stunden unterwegs.
Vor zwei Jahren war Werthmann nach eigenen Angaben in Griechenland im Einsatz, um Großbrände rund um die Stadt Olympia zu löschen. Damals habe er zusammen mit mehr als 150 Rettungskräften die griechischen Kollegen bei den Löscharbeiten unterstützt. Ähnlich wie bei den Bränden in der Sächsischen Schweiz im vergangenen Jahr, wo Werthman ebenfalls Brände bekämpfte, sei das Gelände in Griechenland schwer zugänglich: "Es ist bergiges Gelände, wo ich meine Ausrüstung über Kilometer schleppe."
Urlauber sollten Einsatzkräfte nicht behindern
Urlauber sollten sich auf jeden Fall von den Bränden fernhalten, sagt Werthmann. "Man sollte sich diese Feuer nicht auf eigene Faust anschauen. Man wird zur Behinderung für die Rettungskräfte". Zusätzlich empfiehlt er Urlaubern, sich bei der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes "ELEFAND" zu registrieren. Über diese Datenbank werden Reisende über Sperrungen, Evakuierungen oder andere Sicherheitsrisiken informiert.
MDR (phb/sys)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 24. Juli 2023 | 19:00 Uhr