Katastrophe in Griechenland Altmärkerin flieht vor Waldbränden auf Rhodos: "Der Horizont war blutrot"

24. Juli 2023, 11:21 Uhr

Auf der griechischen Insel Rhodos brennen seit Mitte Juli mehrere Wälder – zuletzt unkontrolliert. Tausende Touristen müssen auf der Urlaubs-Insel vor den Flammen fliehen. Zu ihnen zählt auch Carina Emig. Die gebürtige Altmärkerin berichtet normalerweise als MDR-Reporterin aus dem Norden Sachsen-Anhalts. Diesmal schildert sie als Betroffene die Lage auf Rhodos und wie es ihr ergangen ist.

Carina Emig aus Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel ist derzeit mit ihrer Familie auf Rhodos im Urlaub. Mit ihrer Anreise Mitte Juli begannen auf der griechischen Ferieninsel die ersten Waldbrände. Tage später gerieten die Feuer außer Kontrolle. Daraufhin musste die geborene Altmärkerin, die für MDR SACHSEN-ANHALT normalerweise aus dem Norden Sachsen-Anhalts berichtet, mit ihrer Familie die Ferienwohnung bei Pefkos verlassen.

Samstag, zu Mitternacht kam, wie auch in den Tagen zuvor, eine Warn-SMS vom griechischen Katastrophenschutz, schilderte Emig dem MDR. Diesmal aber mit der Aufforderung, das Gebiet zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

Wir wurden in der Nacht von der Warn-SMS geweckt. ... Wir haben dann auf der Dachterrasse geguckt: Es war ein riesiges Feuer am Horizont, es war blutrot.

Carina Emig im Gespräch mit dem ZDF

In einer nördlich gelegenen Schule verbrachte Familie Emig zusammen mit hunderten anderen Touristen die Nacht auf dem Boden, teilweise ohne Strom und Wasser. Mittlerweile sind die Sachsen-Anhalter im Norden der Insel, in der Stadt Rhodos. Dort fühlen sie sich sicher vor den Waldbränden. Erst Ende Juli soll es zurück in die Heimat gehen, sofern die Lage für sie sicher bleibt.

Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT hat Carina Emig am Montagmorgen ihre Erlebnisse geschildert:

MDR SACHSEN-ANHALT: Wo wart ihr, du mit Familie, als die Meldung mit dem Feuer kam?

Carina Emig: Wir waren in unserer Ferienwohnung und es war Mitternacht, dann gab es eine Warn-SMS vom griechischen Katastrophenschutz. Die kann man auch gar nicht überhören. Da stand drin, dass der Ort evakuiert wird und man sich sofort in Sicherheit begeben soll. Wir sind dann in eine Schule gefahren mit unserem Mietauto, wo dann auch schon hunderte andere Touristen waren, die mit Bussen oder eigenen Autos da angereist waren.

Also ihr seid raus aus der Waldbrand-Region. Wie sicher fühlt ihr euch da jetzt im Moment?

Wir sind jetzt ganz im Norden von Rhodos. Hier ist kein Feuer, das ist ungefähr 50 Kilometer entfernt. Aber ich stehe jetzt auch gerade auf einem Berg und auch von hier aus sehe ich über der Insel Rauchschwaden. Also selbst hier sieht man das, und wir fühlen uns aber jetzt hier auf jeden Fall sicher, weil das Feuer ganz weit weg und der Flughafen in der Nähe ist. Für alle Fälle sind wir jetzt, glaube ich, ganz gut gewappnet.

Jetzt habt ihr auf den Urlaub lange hingespart, seid jetzt dort, seht das Feuer, die Einsatzkräfte, das viele Tatütata und auch diese Unruhe. Ich glaube, so ganz entspannt am Strand liegen, ist gerade auch nicht drin. Könnt ihr denn jetzt einfach abbrechen und euch zurückfliegen lassen?

Also wir haben schon mal geguckt, wir könnten theoretisch umbuchen mit unserer Airline. Aber ja, also, ob das dann wirklich geht und wie schnell, wenn man dann erst mal am Flughafen ist, das weiß ich im Moment noch nicht so ganz genau. Wir versuchen aber auch einfach hier so lange wie möglich durchzuhalten. Weil, einerseits haben sich die Kinder ein ganzes Jahr auf diesen Sommerurlaub gefreut.

Und dann haben wir auch schon mit vielen Einheimischen gesprochen. Für die ist es auch eine absolute Katastrophe, weil die natürlich über die Sommermonate ihren Hauptverdienst eigentlich machen. Und die sind auch alle sehr, sehr mitfühlend und kümmern sich. Und wir wollen einfach versuchen, immer wieder eine neue Unterkunft zu finden. Wir hatten das schön geplant – an einem Ort und unkompliziert für die Kinder. Jetzt müssen wir vielleicht des Öfteren noch mal umziehen, sind aber in Sicherheit und wollen einfach versuchen, so lange wie möglich unser Geld hier auf der Insel zu lassen und damit auch die Locals einfach zu unterstützen.

Wie lange habt ihr noch, wie viele Tage seid ihr noch vor Ort?

Noch eine gute Woche, dann ginge es zurück. Aber wir müssen mal gucken: Wenn es irgendwie doch zu gefährlich wird oder wir eben auch keine Unterkunft mehr finden, weil es schwierig ist – dann muss man halt abbrechen.

Die Fragen stellte Lars Wohlfarth.

MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Juli 2023 | 07:10 Uhr

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