Zustand der Schultoiletten Schüler trinken weniger, um Toilettengang zu vermeiden

01. September 2023, 13:12 Uhr

Laut einer Studie der German Toilet Organization ist die Schultoilette ein Ort, den viele Schüler lieber meiden. Das liegt daran, dass es kaum Privatsphäre gibt, sie dreckig sind und stinken und häufig Toilettenpapier und Seife fehlen. Manche Schüler trinken deshalb sogar weniger, um den Gang zur Toilette zu vermeiden.

Britta Veltzke
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In der Grundschule Connewitz in Leipzig öffnet Schulleiterin Katharina de Vette die Kabinentüren. Auf den ersten Blick nichts zu beanstanden: Klopapier in jeder Kabine. Die Klospülung funktioniert. Viel Licht, weiße und sonnengelbe Fliesen. Nichts demoliert, keine Schmierereien.

Vor etwa zehn Jahren seien die Toiletten neu gemacht worden. Gleicher Standard bei den Jungs, aber: "Man riecht einen deutlichen Unterschied im Jungsklo", sagt de Vette.

Uringeruch war an der Grundschule Connewitz schon mal ein echtes Thema. "Als ich hier angefangen habe und das so schlimm war mit dem Geruch, haben auch die Jungs gesagt, dass sie nicht so gern auf die Toilette gehen", erzählt die Schulleiterin. Doch seit die Spülungen bei den Jungs neu eingestellt und die Bäder grundgereinigt sind, sei es schon viel besser geworden.

Kritik vom Landesschülerrat

Geschichten von Kindern und Jugendlichen, die sich den Klogang in der Schule verkneifen, kennt auch Lilly Härtig. Sie ist Vorsitzende des Landesschülerrats Sachsen. Man sehe: "Dass viele Toiletten in Sachsen entweder nicht vorhanden, kaputt oder dreckig sind. Schüler sagen auch, dass sie diese nicht nutzen wollen und extra weniger trinken, um sie nicht nutzen zu müssen", erzählt Härtig.

Das geht aus ihrer Sicht gar nicht. Genauso wenig wie die an manchen Schulen gelebte Praxis, sich den Zugang zum Klo erbitten zu müssen und sich extra Schlüssel oder Toilettenpapier am Sekretariat abgeholt werden müssen. Der Gedanke dahinter: Vandalismus vermeiden.

Toilettenreinigung gegen Vandalismus

Svenja Ksoll von der German Toilet Organization schlägt vor, dass die Toiletten mindestens zwei Mal am Tag gereinigt werden. Nicht nur wegen der Sauberkeit. Das klingt erstmal nach viel Geld. Aber: "Es hat sich gezeigt, dass hier Vandalismus eingedämmt werden konnte. Damit spare ich dann auch wieder Kosten." Außerdem sollte es funktionierende Meldeketten geben, die Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, Bescheid zu sagen, wenn das Klo verstopft oder die Seife alle ist.

Und sie sollten unbedingt einbezogen werden, wenn neue sanitäre Anlagen geplant werden. Für Schülersprecherin Lilly Härtig ein schon häufig formulierter Wunsch: "Das sind kleine Prozesse, die dazu führen können, dass sich Schülerinnen und Schüler mit der Gestaltung der Schule verbunden fühlen und sehen, welcher Aufwand dahinter steht, dass sie quasi Freude daran haben, es sauber zu halten."

Dafür, die Kinder zu beteiligen, ist auch Schulleiterin de Vette. Die Chance wäre bald da: Ihre Grundschule wird komplett saniert. Doch bis das geschafft ist – 2031 – wären die Kinder, die sich jetzt mit ihren Ideen einbringen könnten, längst weg. Doch da, wo es möglich ist, lässt die Schulleiterin die Kinder mitwirken. Zum Beispiel gibt es den Toilettendienst, bei dem die Kinder Bescheid geben, wenn etwas auf den Toiletten zu machen ist.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. September 2023 | 06:18 Uhr

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