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Porträt Luis Dannewitz macht "Dream Rock"-Musik in Leipzig
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15. Februar 2025, 12:30 Uhr
Der queere Sänger und Aktivist Luis Dannewitz hat in Leipzig ein zweites Zuhause gefunden. Er stammt aus Wismar an der Ostsee, wo seine musikalische Reise begann. Vor zwei Jahren veröffentlicht er sein erstes Soloalbum. Nun folgt die neue Single "Home". MDR SACHSEN hat ihn in seinem Tonstudio getroffen und herausgefunden, was Einsamkeit mit Teddybären zu tun hat und warum Angriffe von Rechtsextremisten ihn nicht einschüchtern.
- Der 24-jährige Musiker lebt seit vier Jahren in Leipzig.
- Seine musikalischen Themen drehen sich um Liebe, Leben und Einsamkeit.
- Wegen seiner Queerness ist Luis auch schon körperlich angegriffen worden.
"Ich wollte schon mit vier Jahren an die Gitarren meines Vaters", erinnert sich Luis Dannewitz an eine Anekdote aus seiner Kindheit. Sein Vater habe das Instrument dann in der Wohnung etwas höher hängen müssen. Mit zwölf Jahren nahm er schließlich das Gitarrespielen richtig ernst und entdeckte bald auch Klavier und Schlagzeug für sich. Später sei auch Gesangsunterricht dazu gekommen. Soviel zu seinen Ursprüngen als Musiker.
Stimme erinnert an "Oasis"
"Am Anfang habe ich viel Hardrock gespielt. Aber meine Musik wurde mit der Zeit reicher", erinnert er sich. Mittlerweile hat er sich die Beschreibung "Dream Rock" zueigen gemacht: Seine Songs klingen eingängig und nach Jugendträumen. Seine Stimme hat Wiedererkennungswert: in der Tiefe angenehm weich und die Kopfstimme ist klar. Ein wenig erinnert seine Musik an eine softere Version der britischen Band Oasis. Kein Wunder also, dass auch "Sofakonzerte" zu seinem Auftrittsrepertoire zählen.
Was Leipzig zu (s)einem Zuhause macht
Als 2023 sein erstes Album "Fade In - Fade Out" herauskommt, wird der NDR auf Dannewitz aufmerksam und begleitet ihn bei Straßenmusik und Auftritten in Wismar. Den sympathischen Blondschopf zieht es allerdings in eine größere Stadt: Leipzig hat für Luis nicht nur als Studienort eine besondere Bedeutung, sondern bietet ihm auch ein Gefühl von Freiheit und Akzeptanz. "Ich liebe Wismar. Es ist wirklich eine süße Stadt, aber ich dachte: Nach 20 Jahren wollte ich etwas Neues sehen".
In Leipzig fühle er sich wohl und habe in den vergangenen vier Jahren viele liebe Menschen kennengelernt. "Hier habe ich eine Freiheit gefunden, mich selbst zu lieben, wie ich bin", betont er.
Hier habe ich eine Freiheit gefunden, mich selbst zu lieben, wie ich bin.
Luis' Themen haben mit dem Leben zu tun
Die Mentalität der Leipziger beschreibt er als "freigeistig und offen", was ihm sehr entgegenkomme. In seinen Songs thematisiert der Sänger vor allem Freiheit, Vielfalt und persönliche Erfahrungen. "Einige Songs sind über meine alte Beziehung, die zu Ende ging, und über den Herzschmerz nach der Trennung", erklärt er.
Auch das Thema Dating und die Gefühle dabei spielen eine Rolle. Der kreative Prozess des Musikschreibens komme für ihn am ehesten als innerer Impuls: "In den Gefühlsphasen, in denen man sich da so befindet, hilft es mir besonders, wenn man sich so ans Klavier setzt und da alles rauslässt."
Einsamkeit und Teddybären
In seinem aktuellen Lied "Home" geht es um Einsamkeit: "Ich habe gemerkt, dass das Thema in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird, aber kaum jemand spricht darüber", sagt der 24-Jährige nachdenklich. Auch er habe sich in den vergangenen Jahren immer mal einsam gefühlt. Auf seinem Instagram-Kanal macht er darauf aufmerksam, indem er große Teddybären umarmt. Kein neues Motiv seiner Musik, aber eine Maßnahme gegen den Winterblues.
Politisch-ehrenamtlich aktiv
Mit seiner Musik möchte Luis nicht nur seine eigenen Erfahrungen teilen, sondern auch einen Raum für gesellschaftliche Themen schaffen und damit andere Menschen erreichen. Er hat Politikwissenschaft studiert und ist seit Jahren ehrenamtlich aktiv.
Im September 2024 hat er den ersten CSD in Wismar mit organisiert. Dort - aber auch auf dem CSD in Köln - hat er Proteste von Neonazis und einen körperlichen Angriff auf sich und seine Bandkollegen erleben müssen. "Ich hatte da einen Crop-Top an und war ein bisschen geschminkt. Und deswegen wurden wir dann angegriffen."
"Die wünschen mir das KZ"
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl hat Luis Sorge. Er ist sich der Gefahren bewusst, die mit seiner Identität verbunden sind. Er spricht offen über den Hass, den queere Menschen erfahren. Dieser komme ganz klar aus der rechtsextremen Ideologie. "Das ist hauptsächlich angeführt von wirklichen Neonazis. Diese Menschen, die dort stehen, die wünschen mir das KZ", sagt er besorgt. Für ihn ist es "nicht wirklich politisch", gegen solche Haltungen zu sein. "Es sollte für jeden Menschen in unserer Gesellschaft normal sein, dass man in diese Zeit nicht zurück will."