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Den besten Ruf haben die Ultras nicht - Gewalt, Rassismus, Homophobie, Seximus, Pyrotechnik - all das sind Themen, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Doch: Ist das wirklich alles?

Past Forward Mi 28.08.2024 21:15Uhr 30:23 min

Rauchverhangene Fan-Kurven im Fußballstadion, grölende Menschenmengen, aggressiv auftretende oder gar prügelnde Fußball-Anhänger. Und immer wieder ein Begriff: "Ultras". Was macht diese Szene aus - sind Ultras nur ein anderer Name für gewaltbreite Hooligans? Fakt ist: Den besten Ruf haben die Ultras nicht - Gewalt, Rassismus, Homophobie, Sexismus, Pyrotechnik - all das sind Themen, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Doch: Ist das wirklich alles?

In einer neuen Folge des jungen ARD-Geschichtsformats "Past Forward" macht sich MDR-Reporterin Friederike "Rieke" Franke auf die Suche nach Herkunft und Hintergründen und fragt: Sollten wir nicht vielleicht alle mehr Ultras sein? Denn, so erfährt sie aus der Szene und von Expert:innen: Der Ultra-Gedanke steht an erster Stelle für bedingungslose Unterstützung des eigenen Vereins - auch wenn es gerade mal nicht läuft. Für die Bereitschaft, für die eigene Gruppe einzustehen, gegen Kommerzialisierung. Und: "Gewalt spielt bei Ultras eigentlich nur eine untergeordnete Rolle", erklären Fanforscher.

Was also sind die Unterschiede, zu den gerade in den 1980er und 90er Jahren stark wahrgenommenen Hooligans? Wie definiert sich die Szene? Politisch, so zeigen die Recherchen schnell, gibt es bei Ultras - anders als bei den fast ausschließlich rechtsgerichteten Hooligans - keine einheitliche Richtung. Dagegen existieren teils starke Gruppen-Normen - zu denen besonders Distanz zu Polizei und Medien gehören. Gespräche mit Journalist:innen gibt es nicht - es sei denn, man selbst hat ein aktuelles Anliegen, wie etwa jüngst den Widerstand gegen den Einstieg von Investoren bei der Bundesliga.

Bei ihrer Recherchen spricht Rieke mit dem Leipziger Fan-Experten und Historiker Alexander Mennicke, der zu "Ostdeutschen Identitäten in Fußballstadien" promoviert und Themen wie Rechtsextremismus und Gewalt in Fußballstadien einordnet - mit einem speziellen Blick auf die frühen 90er Jahre. Felix Nebel, heute Fanbetreuer beim 1. FC Magdeburg, war bis 2017 Teil der Magdeburger Ultraszene. Er erzählt, warum Choreographien so wichtig sind für die Szene - und, was man aus der "Ultra-Gemeinschaft" lernen kann. Mit ihm ist Rieke dabei, wenn die Magdeburger Fans mit Marsch und Choreo 50 Jahre Europacup-Sieg feiern.

"Keine Weiber in den ersten drei Reihen" - diese "Regel" eines Rostocker Fanmagazins für die Hansa-Südtribüne sorgte vor zwei Jahren für Aufsehen. Mit der "11 Freunde"-Sportjournalistin Mia Güthe spricht Rieke über die Situation von Frauen in der männlich dominierten Welt. Die DFL schätzt, dass mittlerweile 25 bis 30 Prozent der Stadionbesucher*Innen weiblich sind.

Was allerdings alle Ultras eint: Die Kritik an der Kommerzialisierung ihrer Leidenschaft. Die lernt Rieke beim Lokal-Verein "HFC Falke" in Hamburg kennen - eine ehemalige HSV-Ultragruppe, die aus Protest ihren Lieblingsclub verlassen hat und nun einen eigenen Verein auf die Beine gestellt hat.

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