Clubszene Studie: Leipziger Clubs leiden weiter unter Corona-Folgen
Hauptinhalt
12. Februar 2025, 15:16 Uhr
Die Leipziger Clubszene braucht wieder mehr Besucherinnen und Besucher – das legt eine neue Clubstudie im Auftrag der Stadt nahe. Die Studie zeigt, dass die Szene die Corona-Folgen noch nicht überwunden hat. Das macht sich nicht nur bei den Besucherzahlen bemerkbar. Mehr als 100 musikalische Einrichtungen haben von ihren Schwierigkeiten berichtet.
- Die vielfältige Leipziger Musikszene ist gefährdet.
- Clubs- und Livemusikstätten wünschen sich mehr Besucher.
- Die Studie ist auch ein Signal an Politik und Wirtschaft.
Die Leipziger Clubs haben die Folgen der Corona-Pandemie noch nicht überwunden. Wie aus einer aktuellen Studie im Auftrag der Stadt hervorgeht, registriert mehr als die Hälfte der Clubs seit der Pandemie stark gesunkene oder etwas gesunkene Besucherzahlen. Zudem leiden die Musikstätten, in denen unter anderem Pop oder Blues, aber auch Techno und elektronische Musik gespielt werden, an gestiegenen Betriebskosten, hohen Kosten für die Rekrutierung der Künstler sowie zu geringen Umsätzen. Für die Studie wurden 129 musikalische Einrichtungen und 3.289 Privatpersonen befragt.
Trotz der oft schwierigen Lage ist Aufgeben für viele von ihnen keine Option. Dass viele Clubbetreiber für ihre Arbeit brennen, bestätigt Jörg Kosinski vom Live-Kommbinat Leipzig. Das "Kommbinat" ist der Verband der Leipziger Clubs und Livemusikspielstätten. Laut der Befragung arbeiten 66 Prozent der Beschäftigten in Clubs und Livemusikspielstätten ehrenamtlich. Grund: Viele Clubs werden von Vereinen betrieben. Dem gegenüber stehen nicht einmal 16 Prozent der Menschen, die Vollzeit in der Clubbranche arbeiten. Trotzdem sind die Personalkosten und Honorare mit knapp 50 Prozent für die Betreiber der größte Kostenposten – noch vor Mieten und Nebenkosten.
Man muss schon dafür brennen.
Besonders gefährdet sind die Kleinsten
Besonders gefährdet sind laut Studie kleine Clubs mit höchstens 100 Gästen pro Abend. Diese müssen laut der Studienmacher vom Live-Kommbinat Leipzig meist ohne Rücklagen von Event zu Event planen. Breit aufgestellten Locations wie der Moritzbastei hingegen gehe es verhältnismäßig gut. Die Moritzbastei veranstaltet neben Lesungen, Konzerten, Theater- und Kinoabenden auch Poetry-Slams und Partys. Doch auch hier habe man das veränderte Besuchsverhalten schon wahrgenommen, sagte Christoph Schirmer aka DJ Preller MDR KULTUR. Junge Leute hätten in der Pandemie verlernt auszugehen. Das werde sich aber wieder ändern, ist Schirmer sich sicher.
Tote Hose auf der Tanzfläche
Warum die Menschen weniger Clubs besuchen, hat laut Studie viele Gründe. Fehlende Zeit spiele eine große Rolle, auch zu weite Wege und das fehlende soziale Umfeld. 35 Prozent der Leute verschiedenen Alters waren noch nie in einem Club. Knapp die Hälfte gab an, nach Corona weniger Kulturorte zu besuchen. Das deckt sich mit der Wahrnehmung aller Kulturbetriebe. Sie sprechen von einem gesunkenen Besucherinteresse.
Leipzig als Musikstadt ist ein Touristenmagnet.
Leipzig muss auch für Touristen Musikstadt bleiben, forderte Niels Fischer bei der Vorstellung der Studie am Montagabend im Museum der bildenden Künste Leipzig. Er ist der Nachtbeauftragte der Stadt. Helfen könnten seiner Meinung nach finanzielle Hilfsprogramme, ein städtischer Lärmschutzfond, bessere Anbindung an den ÖPNV und weniger Bürokratie. Ein wichtiges Ergebnis der Studie sei nämlich auch, dass 84 Prozent der Befragten meinten, dass die Clubs zur Stadt gehörten. 77 Prozent gaben an, dass dadurch junge Leute in die Stadt strömten.
Zukunft der Leipziger Clubs
"Die Untersuchung zeigt, dass die Spielstätten nicht nur Orte des Feierns sind, sondern auch Plattformen der Kreativität, Begegnung und Gemeinschaft", heißt es in der Studie wörtlich. Sie zu erhalten sei Aufgabe von Betreibern, Politik und Wirtschaft.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Februar 2025 | 17:40 Uhr