Ein DJ am Mischpult 4 min
Eine Studie zur Clubszene in Leipzig belegt die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung der Einrichtungen für die Stadt – und ihre Probleme. Anne Sailer berichtet im Audio. Bildrechte: Anne Sailer
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Eine Studie zur Clubszene in Leipzig belegt die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung der Einrichtungen für die Stadt – und ihre Probleme. Anne Sailer berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 12.02.2025 17:40Uhr 04:10 min

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Clubszene Studie: Leipziger Clubs leiden weiter unter Corona-Folgen

12. Februar 2025, 15:16 Uhr

Die Leipziger Clubszene braucht wieder mehr Besucherinnen und Besucher – das legt eine neue Clubstudie im Auftrag der Stadt nahe. Die Studie zeigt, dass die Szene die Corona-Folgen noch nicht überwunden hat. Das macht sich nicht nur bei den Besucherzahlen bemerkbar. Mehr als 100 musikalische Einrichtungen haben von ihren Schwierigkeiten berichtet.

Die Leipziger Clubs haben die Folgen der Corona-Pandemie noch nicht überwunden. Wie aus einer aktuellen Studie im Auftrag der Stadt hervorgeht, registriert mehr als die Hälfte der Clubs seit der Pandemie stark gesunkene oder etwas gesunkene Besucherzahlen. Zudem leiden die Musikstätten, in denen unter anderem Pop oder Blues, aber auch Techno und elektronische Musik gespielt werden, an gestiegenen Betriebskosten, hohen Kosten für die Rekrutierung der Künstler sowie zu geringen Umsätzen. Für die Studie wurden 129 musikalische Einrichtungen und 3.289 Privatpersonen befragt.

Ein Heft mit Punkten auf schwarzen Untergrund liegt auf einem Tisch.
Die Studie fasst auf knapp 40 Seiten die Situation der Leipziger Clubs zusammen. Bildrechte: Anne Sailer

Trotz der oft schwierigen Lage ist Aufgeben für viele von ihnen keine Option. Dass viele Clubbetreiber für ihre Arbeit brennen, bestätigt Jörg Kosinski vom Live-Kommbinat Leipzig. Das "Kommbinat" ist der Verband der Leipziger Clubs und Livemusikspielstätten. Laut der Befragung arbeiten 66 Prozent der Beschäftigten in Clubs und Livemusikspielstätten ehrenamtlich. Grund: Viele Clubs werden von Vereinen betrieben. Dem gegenüber stehen nicht einmal 16 Prozent der Menschen, die Vollzeit in der Clubbranche arbeiten. Trotzdem sind die Personalkosten und Honorare mit knapp 50 Prozent für die Betreiber der größte Kostenposten – noch vor Mieten und Nebenkosten.

Man muss schon dafür brennen.

Jörg Kosinski Live-Kommbinat Leipzig

Ein Mann spricht in ein Mikrofon.
Jörg Kosinski vom Live-Kommbinat Leipzig stellte die neue Studie am Montagabend vor. Bildrechte: Anne Sailer

Besonders gefährdet sind die Kleinsten

Besonders gefährdet sind laut Studie kleine Clubs mit höchstens 100 Gästen pro Abend. Diese müssen laut der Studienmacher vom Live-Kommbinat Leipzig meist ohne Rücklagen von Event zu Event planen. Breit aufgestellten Locations wie der Moritzbastei hingegen gehe es verhältnismäßig gut. Die Moritzbastei veranstaltet neben Lesungen, Konzerten, Theater- und Kinoabenden auch Poetry-Slams und Partys. Doch auch hier habe man das veränderte Besuchsverhalten schon wahrgenommen, sagte Christoph Schirmer aka DJ Preller MDR KULTUR. Junge Leute hätten in der Pandemie verlernt auszugehen. Das werde sich aber wieder ändern, ist Schirmer sich sicher.

Tote Hose auf der Tanzfläche

Warum die Menschen weniger Clubs besuchen, hat laut Studie viele Gründe. Fehlende Zeit spiele eine große Rolle, auch zu weite Wege und das fehlende soziale Umfeld. 35 Prozent der Leute verschiedenen Alters waren noch nie in einem Club. Knapp die Hälfte gab an, nach Corona weniger Kulturorte zu besuchen. Das deckt sich mit der Wahrnehmung aller Kulturbetriebe. Sie sprechen von einem gesunkenen Besucherinteresse.

Leipzig als Musikstadt ist ein Touristenmagnet.

Niels Fischer, Nachtbeauftragter der Stadt Leipzig

Leipzig muss auch für Touristen Musikstadt bleiben, forderte Niels Fischer bei der Vorstellung der Studie am Montagabend im Museum der bildenden Künste Leipzig. Er ist der Nachtbeauftragte der Stadt. Helfen könnten seiner Meinung nach finanzielle Hilfsprogramme, ein städtischer Lärmschutzfond, bessere Anbindung an den ÖPNV und weniger Bürokratie. Ein wichtiges Ergebnis der Studie sei nämlich auch, dass 84 Prozent der Befragten meinten, dass die Clubs zur Stadt gehörten. 77 Prozent gaben an, dass dadurch junge Leute in die Stadt strömten.

Ein Mann vor einer Tafel der Stadt Leipzig.
Niels Fischer ist der Nachtbeauftragte der Stadt Leipzig. In seinem Amt vertritt er in der Verwaltung die Belange kultureller Einrichtungen. Bildrechte: Anne Sailer

Zukunft der Leipziger Clubs

"Die Untersuchung zeigt, dass die Spielstätten nicht nur Orte des Feierns sind, sondern auch Plattformen der Kreativität, Begegnung und Gemeinschaft", heißt es in der Studie wörtlich. Sie zu erhalten sei Aufgabe von Betreibern, Politik und Wirtschaft.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Februar 2025 | 17:40 Uhr

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