Die New Yorker Philharmoniker unter Chef Alan Gilbert spielen am 14.05.2013 in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden (Sachsen). 4 min
In der Gläsernen Manufaktur vin VW fanden immer wieder Klassik-Events statt. Findet hier künftig die Kultur einen festen Ort? Michael Bartsch ist dieser Frage nachgegangen. Bildrechte: picture alliance / dpa | Oliver Killig
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Was wird aus der Gläsernen Manufaktur, wenn VW Ende 2025 den Betrieb einstellt? Dresdner Köpfe träumen von einer "Wagner-Akademie", einem Zentraldepot der Staatlichen Kunstsammlungen oder Forschungs-Außencampus der TU.

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VW-Manufaktur Dresden Kultur statt Autos? Was aus der Gläsernen Manufaktur werden könnte

10. Februar 2025, 14:31 Uhr

Seit 2001 können Besucher in der Gläsernen Manufaktur zuschauen, wie Autos von Volkswagen endmontiert werden – erst beim Modell Phaeton, dann beim e-Golf. Ende 2025 schließt die VW-Manufaktur jedoch, das Geschäft rentiert sich nicht mehr. Über die künftige Verwendung von Gebäude und Grundstück gibt es Gerüchte. Der Konzern möchte die Strahlkraft des Gebäudes erhalten und prüft alternative Nutzungskonzepte. Und dafür gibt es sehr unterschiedliche Vorschläge.

Im Dezember 2001 eröffnete der Volkswagen-Konzern am Rande des Großen Gartens in Dresden eine spektakuläre Automontagehalle. Vorstandsvorsitzender Ferdinand Piëch nannte sie "die eleganteste Autofabrik in der schönsten deutschen Stadt". In der Gläsernen Manufaktur wurde der Luxuswagen Phaeton endmontiert, mit dem VW in die Oberklasse vorstoßen wollte. Kunden und Besucher konnten dabei zuschauen.

145 Millionen Mark Subventionen stützten die VW-Investition von 365 Millionen. Doch das Werk war nie rentabel, auch nicht nach der Umstellung auf den e-Golf 2017. Zum Jahresende 2025 soll die Produktion eingestellt. Die 330 Mitarbeiter werden entlassen. Nun blühen die Spekulationen über die künftige Nutzung des Gebäudes.

VW plant keine komplette Umnutzung

Es ist schon jetzt ruhiger geworden in den transparenten Montagehallen der Manufaktur. Noch ruhiger verhalten sich die Interessenten, die etwas über kommende Nutzungskonzepte sagen könnten. Auch der für Sachsen zuständige VW-Sprecher Jonas Wetzel muss sich zurückhalten, weil die Konzernspitze in Wolfsburg noch keine Entscheidung getroffen hat: "Momentan werden seitens Volkswagen verschiedene Optionen einer alternativen Nutzung geprüft. Dazu gehört explizit auch die Möglichkeit, dass wir uns an einem Konzept von Dritten beteiligen." Über die Inhalte solcher Gespräche Vertraulichkeit sei aber vereinbart worden.

Gläserne Manufaktur von VW: Besucher können die transparente Fertigung der Autos in den großen Hallen beobachten. Im Bild hängt ein VW in der Luft, Auto-Einzelteile stehen für die Montage bereit.
Auch nach dem Ende der Auto-Montage möchte der VW-Konzern in der Gläsernen Manufaktur sichtbar bleiben. Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

Einige Prämissen deutet der Sprecher des Konzerns aber doch an: Finanzierungsfragen spielten gerade angesichts der auf Kostenreduzierung zielenden jüngsten VW-Standortvereinbarung eine Rolle. Immerhin kostet der Erhalt von Grundstück und Gebäude jährlich neun Millionen Euro. Wetzel spricht auch von einer inzwischen erworbenen "Strahlkraft des Gebäudes", das "prominent in Sichtweite der Dresdner Innenstadt" liege. Diese Strahlkraft solle erhalten bleiben und eine irgendwie geartete Präsenz von VW auch. Immerhin wurden im Vorjahr 110.000 Besucher gezählt. Eine völlige Umwidmung komme nicht infrage und der attraktive Standort werde auch nicht verramscht, verspricht Wetzel. Schon gar nicht an chinese Investoren, wie bereits gemunkelt wurde.

Kaum Chancen für Wagner-Akademie

Mehr als ein Gerücht ist das Interesse eines nicht nur in der Gläsernen Manufaktur wohlbekannten Musikers. Der Cellist und Intendant der Dresdner Musikfestspiele Jan Vogler hat sich eine "Wagner-Akademie" in den Kopf gesetzt. Bundesförderung hat er bereits akquiriert, aber den Neubau eines Konzerthauses für mindestens 60 Millionen Euro verweigert der Stadtrat angesichts der prekären Haushaltslage. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Vogler deshalb bei VW anklopft. Er selbst äußert sich dazu noch nicht.

Der Intendant Musikfestspiele Dresden Jan Vogler, ein Mann mit braunem Haar, Brille und schwarzem Anzug, steht mit verschränkten Armen an eine Wand gelehnt.
Schon oft fanden in der Gläsernen Manufaktur Konzerte statt - Musiker Jan Vogler bemüht sich um eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Vogler hat seit Jahren einen sehr guten Draht mit dem musikaffinen VW-Innovationschef Nikolai Ardey in Wolfsburg. In der Manufaktur fanden bereits zahlreiche Konzerte der Dresdner Musikfestspiele oder des Moritzburg-Festivals statt, allerdings unter schwierigen akustischen Bedingungen. Das Verhältnis hat sich aber offenbar stark abgekühlt. Seit zwei Jahren sponsort VW die Projekte nicht mehr, wegen Voglers forderndem Auftreten, sickert durch. Eine Wagner-Akademie im Glaspalast erscheint auch deshalb unwahrscheinlich.

Kunstsammlungen Dresden wollen Depot

Enorme Umbauten wären außerdem erforderlich. Architekt Gunther Henn genießt dabei ein lebenslanges Mitspracherecht. Noch größere Umbauten würde eine Umnutzung als dringend benötigtes Zentraldepot der Staatlichen Kunstsammlungen erfordern, wie sie die vor kurzem verabschiedete Generaldirektorin Marion Ackermann ins Spiel brachte. Ein seit Jahren ungelöstes Problem.

Ackermann erinnerte daran, dass für die Manufaktur zwei historische Ausstellungshallten abgerissen wurden. Hier war die Avantgarde zu Hause und zu DDR-Zeiten wurden teils aufsässige Kunstausstellungen gezeigt. "Historisch war das der entscheidende Ort der Kunst", betonte Ackermann bei MDR KULTUR, "als Dresden die führende Avantgarde-Stadt in Deutschland war." Wo heute die Gläserne Manufaktur steht, habe der Ausstellungspalast gestanden, in dem zum Beispiel der El-Lissitzky-Raum zu sehen war. Insgesamt spricht Ackermann von einem "hoch aufgeladenen Ort" für die Kunstszene.

Historisch war das der entscheidende Ort der Kunst.

Marion Ackermann, scheidende Generaldirektorin der SKD

Marion Ackermann, die scheidene Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden guckt in die Kamera. Sie ist die zukünftige Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Kürzlich verabschiedete SKD-Generaldirektorin Ackermann plädiert für die Errichtung eines Zentraldepots in der Gläsernen Manufaktur. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

TU Dresden und VW kooperieren bereits

Über die wahrscheinlich aussichtsreichste Nutzung der Hälfte der 60.000 Quadratmeter durch die Technische Universität Dresden will an der Hochschule noch niemand öffentlich sprechen. "Die TU käme vom Hügel in die Stadt hinein", lobt der Grünen-Wirtschaftspolitiker im Stadtrat, Torsten Schulze, die Idee eines Forschungs-Außencampus in der Gläsernen Manufaktur. Dank einer Kooperationsvereinbarung mit der Stadt von 2016 gebe es in der Manufaktur bereits einen Co-Working-Space und ein Schülerlabor.

Im Stadtrat sei die Zukunft der Manufaktur kaum ein Thema, bedauert Schulze. Im März oder April aber will der Ausschuss für Wirtschaftsförderung eine Sitzung in der Manufaktur abhalten.

Die Gläserne Manufaktur in Dresden. Hier ein Blick in einen großen, mit viel Glas ausgestatteten Showroom von VW - eine große Haslle mit Autos  und effektvoller Beleuchtung.
Kommt die TU Dresden mit einem Forschungs-Außencampus auf das Gelände der Gläsernen Manufaktur? Bildrechte: IMAGO / Volker Preußer

Redaktionelle Bearbeitung: jb, bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. Februar 2025 | 06:10 Uhr

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