Wartezeiten bei Behörden Kein freier Termin: Ein Leipziger will seit zehn Wochen ins Bürgeramt

14. August 2023, 05:00 Uhr

Ein Vater aus Leipzig will für seinen Sohn einen Personalausweis beantragen. Doch: Er bekommt seit zehn Wochen keinen Termin für das Bürgeramt seiner Wahl. MDR SACHSEN hat bei der Stadt Leipzig nach den Gründen gefragt.

Perry Feth hat einen Marathon hinter sich - einen Marathon am Telefon, bei Online-Anfragen und bei ein- und demselben Bürgeramt. Seit mehr als zehn Wochen versucht er, für seinen 15 Jahre alten Sohn einen freien Termin beim Bürgeramt seiner Wahl in der Elsbethstraße in Leipzig-Gohlis zu bekommen. Sein Sohn soll einen Personalausweis erhalten, wie er MDR SACHSEN erzählt.

"Alle telefonischen Versuche - etwa 40 am Stück - waren vergeblich. Die Onlinetermine sind stets und dauerhaft vergeben. Persönliche Vorsprachen waren ebenfalls aussichtslos", erklärt Feth. Für ihn sei jeder Weg ein gesundheitlicher Kraftakt: "Aus gesundheitlichen Gründen ist es mir nicht möglich, 'auf Verdacht' lange Anfahrtwege zu anderen Bürgerämtern mit zusätzlich langen Wartezeiten in Kauf zu nehmen."

Bürgeramt in Gohlis völlig überlaufen

Vater Feth erzählt von drei Versuchen in der Elsbethstraße, spontan einen freien Termin zu ergattern. Er habe jedes Mal mehr als eine Stunde gewartet, um dann von einem Wachmann abgewiesen zu werden. Das Bürgeramt ist nach seinen Beobachtungen "völlig überlaufen" gewesen. Wartende hätten vereinzelt Klappstühle dabei gehabt, die Leute hätten bis auf die Straße gestanden.

Diese Terminprobleme hat es vor Corona nie gegeben.

Perry Feth Leipziger, der einen Termin beim Amt vereinbaren will

Für Fleth ist klar: "Diese Terminprobleme hat es vor Corona nie gegeben." Damals habe er höchstens 50 Minuten gewartet, jetzt seien es bis zu zweieinhalb Stunden. Einen Termin per Telefon zu bekommen, habe früher höchstens zehn Minuten gedauert. Perry Fleth sieht das Problem in der Digitalisierung und der Onlinevergabe von Terminen. Früher sei es unkomplizierter gewesen: "Im Bürgeramt zog man eine Nummer, setzte sich hin und war nach allerspätestens 30 Minuten dran."

Andrang in Bürgerämtern im Sommer sehr hoch

Der Stadt Leipzig sind die langen Wartezeiten durchaus bekannt. Die Bürgerbüros stünden aktuell vor einer Antragsflut, teilte sie auf Anfrage von MDR SACHSEN mit. "Die Bürgerbüros der Stadt Leipzig bearbeiten monatlich durchschnittlich 41.000 Dienstleistungen, wobei die Nachfrage in den Sommermonaten besonders hoch ist." Der Andrang sei so hoch, weil viele Bürgerinnen und Bürger Personaldokumente für den Urlaub benötigten. Da sei das Bürgeramt Elsbethstraße in Leipzig-Gohlis kein Einzelfall.

Die Bürgerbüros der Stadt Leipzig bearbeiten monatlich durchschnittlich 41.000 Dienstleistungen, wobei die Nachfrage in den Sommermonaten besonders hoch ist.

Stadt Leipzig

Deswegen würden derzeit drei der zwölf Bürgerämter im Schichtbetrieb arbeiten. Zudem sind die Bürgerbüros Otto-Schill-Straße, Wiedebach-Passage und Paunsdorf-Center den Angaben nach auch am Freitagnachmittag und samstags zusätzlich geöffnet. "Das ist ein für eine deutsche Großstadt einmaliges Serviceangebot", heißt es dazu von der Stadt. Online-Termine seien dennoch wegen des hohen Besucheraufkommens schnell ausgebucht, Wartezeiten für Spontantermine in den Bürgerämtern entsprechend lang. "In der Tat ist die Koordination von Terminkund/-innen und Spontankund/-innen bei der aktuellen Auslastung sehr herausfordernd", räumt die Stadt Leipzig ein.

Durchschnittlich fast acht Minuten weniger Wartezeit

Dem Eindruck, die Wartezeiten hätten sich im Vergleich zur Zeit vor Corona verlängert, widerspricht die Stadt Leipzig. Sie rechnet vor, dass Bürger ohne Termin jetzt sogar mit durchschnittlich 16,5 Minuten acht Minuten weniger warten müssten, saisonale Unterschiede eingerechnet.

Endlich einen Termin bekommen

Für Perry Feth gibt es am Ende dann doch noch eine gute Nachricht. Sein Sohn hat für diese Woche online einen Termin vereinbaren können. "Alles gut. Ich bin froh, dass wir einen Termin bekommen haben", sagt Perry. Doch sein Sohn habe in einen sauren Apfel beißen müssen. Einen freien Termin habe er nur im Bürgerbüro Paunsdorf-Center bekommen. Das heißt: Der 15-Jährige fährt mindestens eine dreiviertel Stunde mit Bus und Bahn, um einen Personalausweis zu beantragen.

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