Tarifverhandlungen Zwischen Bangen und Hoffen: Reisende ertragen Bahnstreik in Leipzig mit Fassung
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10. Januar 2024, 21:44 Uhr
Auch in Leipzig hat der Streik der Lokführergewerkschaft GDL am Mittwoch den Personenverkehr lahm gelegt. Viele Reisende hatten sich darauf eingestellt und kamen erst gar nicht zum Hauptbahnhof. Für andere wurde die Reise in den Urlaub durch den Streik zu einem unentspannten Erlebnis.
Die große Haupthalle des Leipziger Bahnhofs ist nahezu leer. Nur wenige Reisende haben sich hierher verirrt. Wer konnte, hatte seine Reisepläne geändert oder das Auto gewählt. Ein Reisender aus Köln ist heute extra früher zum Hauptbahnhof gekommen. "Wir haben uns gestern informiert und man hat uns eine Notlösung mitgeteilt. Wir fahren jetzt früher nach Frankfurt und können dann unser Ziel – so Gott will und die Bahn mitmacht – in Köln zwei, drei Stunden später erreichen." Sein Zug nach Frankfurt ist einer der wenigen, die heute verkehren. Bundesweit fahren nach Angaben der Bahn nur rund 20 Prozent der Züge.
Reisepläne geändert
André Theim will in die Karibik. "Erstmal mit dem Zug bis Frankfurt und dann hoffentlich weiter." Auch er hat seine Reisepläne angepasst und hofft, dass alles planmäßig verläuft. "Wir sind extra einen Tag früher los, der Flieger geht erst morgen. Dank der Gewerkschaft nun eben mit Hotelaufenthalt und Zusatzkosten. Aber lieber so und wir kommen im Urlaub an, als hier zu bleiben – denn hier ist es kalt!"
Mit dem Auto zu fahren sei für ihn keine Alternative. "Ich habe eine nervöse Beifahrerin und dann die Parkgebühren… Normalerweise ist Bahnfahren ja auch entspannt. Da kann man sich besser unterhalten und die Zeit genießen als beim Autofahren." Verständnis für die wiederholten Streiks hat André Theim nicht. "Ich bin selber Arbeitgeber und ich verstehe nicht, was sich der Gewerkschaftsboss da denkt." Er hält die Forderungen für überzogen.
Kein Verständnis bei Bahnreisenden für Streik
Eine junge Frau ist hoffnungsvoll. Sie pendelt nach Oschatz und ist auf die Bahn angewiesen. Daher ist sie froh, dass es alternative Verbindungen gibt. Aber auch ihr fehlt das Verständnis für die wiederholten Streiks. "Ich finde es nicht gut, dass die GDL jetzt zum dritten Mal streikt, obwohl die DB ja auch Angebote macht. Also, der Wille scheint ja doch da zu sein. Ich kann beide Seiten verstehen, aber ich finde es doof, dass es auf unseren Schultern ausgelassen wird." Eine Bahnreisende stimmt ihr zu: "Dass eine nahezu lächerlich kleine Gewerkschaft alles lahmlegen kann, finde ich nicht okay."
Warnstreik im Personenverkehr bis Freitag
Vor dem Leipziger Bahnhof fand am Morgen eine Kundgebung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) statt. Die Gewerkschaft bekräftigte ihre Forderung nach einer 35-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich.
Der Streik im Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB) soll bis Freitag, 18 Uhr dauern. Betroffen ist davon nahezu flächendeckend der ICE-, IC-, RE-, RB- und S-Bahn-Verkehr der DB. Die DB bietet Notfahrpläne an. Zuverlässigere Alternativen sind die Privatbahnen sowie die Landesbusse.
MDR (ltt,sys)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR um 4 – Neues von hier | 10. Januar 2024 | 16:00 Uhr