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Eindrücke vom Streik am Magdeburger Hauptbahnhof sehen Sie im Beitrag von "SACHSEN-ANHALT HEUTE". Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Alternativen Bahnstreik am Dienstag: Sachsen-Anhalt aktiviert kurzfristig Notfahrplan

12. März 2024, 06:43 Uhr

Im Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn (DB) gibt es auch nach über vier Monaten Verhandlung kein Ergebnis. Um Druck zu machen, bestreikt die GDL erneut den DB-Personenverkehr. Durch den hohen Organisationsgrad im Osten sind in Sachsen-Anhalt nahezu flächendeckend der ICE-, IC-, RE-, RB- und S-Bahn-Verkehr der DB betroffen. Reisende können aber Alternativen planen – mit Notfahrplänen, Privatbahnen oder Bussen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bestreikt erneut die Deutsche Bahn: Im Personenverkehr sollen die Beschäftigten am Dienstag (12. März) die Arbeit niederlegen. Erneut ist der DB-Personenverkehr dadurch massiv eingeschränkt.

Welche Züge fallen in Sachsen-Anhalt aus?

Das betrifft im Fernverkehr ICE- und IC-Züge, im Nahverkehr Verbindungen mit RE und RB sowie S-Bahn. Wegen ihres höheren Organisationsgrades im Osten fällt der DB-Verkehr in Sachsen-Anhalt erneut zu großen Teilen aus. Die Regional-Tochter der DB (DB Regio) befährt mit ihren Zügen vor allem die fahrgast-starken Hauptachsen im Bahnnetz Sachsen-Anhalts, beispielsweise zwischen Halle und Magdeburg oder Richtung Berlin, von Dessau-Roßlau und Lutherstadt Wittenberg aus.



Einen Überblick, auf welchen Strecken in Sachsen-Anhalt ausschließlich Züge der DB (rot) unterwegs sind, zeigt folgende Karte. Strecken mit Zugverkehr durch Privatbahnen (schwarz) sind nicht direkt vom Streik betroffen.

Gibt es einen Notfahrplan?

Bei angekündigten Streiks werden Notfahrpläne in Kraft gesetzt. Damit können zumindest in großen Abständen noch einzelne Züge fahren – oder ersatzweise Busse. Sachsen-Anhalt hat ein eigenes Notfahrplan-Kursbuch erarbeitet, das im Streikfall eingesetzt wird. Es sieht in jedem Fall ausgedünnte Fahr-Takte vor.

Nach Angaben der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) kann es beim zuletzt kurzfristig angekündigten Streik für Dienstag zu Einschränkungen im Notfahrplan kommen.

Auf einer Anzeigetafel steht "Magdeburg Hbf Zug fällt aus"
Im Nah- und Fernverkehr ist mit flächendeckenden Ausfällen zu rechnen. Bildrechte: MDR/André Plaul

Die GDL hatte ursprünglich mit unangekündigten Wellenstreiks gedroht. In so einem Fall ließen sich Notfahrpläne wegen Kurzfristigkeit schwieriger einsetzen, da Züge, Busse und Personal nicht spontan disponierbar sind.

Detaillierte Fahrpläne für die Bahnen und Busse im Ersatzverkehr veröffentlicht die NASA auf ihrer Webseite.

Wie sieht es mit dem Fernverkehr aus?

Auch für den DB-Fernverkehr gilt bei Streik nur ein stark reduzierter Notfahrplan. Dieser beschränkt sich auf die wichtigsten überregionalen Verbindungen Deutschlands, wodurch Sachsen-Anhalt nahezu abgehängt wird. Bei vergangenen Streiks hatten lediglich einzelne ICE-Züge von und nach Berlin in Stendal Halt gemacht. Die für Sachsen-Anhalt wichtigen Bahn-Knoten Halle und Magdeburg wurden ausgelassen.

Privatbahnen werden nicht bestreikt: Wo fahren Abellio, ODEG und Co.?

Nicht vom Streik betroffen sind die Privatbahnen Abellio, die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG), die Hanseatische Eisenbahn GmbH (HANS) sowie die Erfurter Bahn (EB) und Flixtrain (FLIX). Auch die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) sowie die touristischen Bahnen Wipperliese, Rübelandbahn und Dessau-Wörlitzer Eisenbahn (alle außerhalb der Saison) sind nicht direkt vom Tarifstreit zwischen GDL und DB betroffen. Indirekt könnten auch sie in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn etwa Fahrdienstleiter der GDL im Stellwerk die Arbeit niederlegen.

Zu den wichtigsten Strecken im Privatbahn-Netz – die vom Streik ausgenommen sind – zählen:

  • RE Magdeburg - Berlin
  • RE/RB Magdeburg - Wolfsburg sowie Wolfsburg - Stendal
  • RE/RB im Harz und Salzlandkreis
  • S-Bahn 7 Halle - Lutherstadt Eisleben
  • RB/RE zwischen Halle und Merseburg, Weißenfels, Naumburg

Auf einigen Verbindungen können die Privatbahnen als Alternative zu DB-Zügen genutzt werden. Bei früheren Streiks war es möglich, mit der ODEG zwischen Magdeburg und Burg auch die Stationen Magdeburg-Herrenkrug, Biederitz, Gerwisch und Möser zu erreichen. Die Abellio-Züge zwischen Schönebeck und Calbe hatten zusätzlich in Schönebeck-Felgeleben und Gnadau gehalten, wo sonst nur DB-Züge Station machen würden.

Zudem lassen sich über Umwege mithilfe der Privatbahnen auch Strecken der DB umfahren. So lässt sich die Verbindung Stendal - Magdeburg etwa auch mit Umstieg in Oebisfelde erreichen. Zwischen Magdeburg und Halle geht es auch über Aschersleben oder Bernburg voran. Als Alternative zur S-Bahn Halle - Leipzig ist eine Fahrt mit Umstieg in Großkorbetha möglich. Innerhalb der Stadtgebiete von Halle und Magdeburg ist laut NASA auch die Straßenbahn eine Ausweichmöglichkeit.

Welche alternativen Verkehrsmittel gibt es?

Abseits des Zugverkehrs sind in Sachsen-Anhalt Dutzende überregionale Buslinien eingerichtet, die beispielsweise mit dem Deutschlandticket ohne zusätzliche Kosten genutzt werden können. Sie werden eingeteilt in "PlusBus" mit Stundentakt unter der Woche und in "TaktBus" mit Zwei-Stunden-Takt, auch am Wochenende. Hier gibt es eine Übersicht aller Linien – auf denen auch Fahrräder kostenfrei mitgenommen werden können.

In Gardelegen stehen an der zentralen Bushaltestelle mehrere Haltestellenschilder
Sachsen-Anhalt verfügt über ein umfangreiches Bus-Netz. Bildrechte: MDR/André Plaul

Auch mit den Bussen können einige der vom Streik betroffenen Strecken umfahren werden: Zwischen Salzwedel und Magdeburg ist etwa die Linie 100 unterwegs. Von Dessau-Roßlau nach Gräfenhainichen fährt die Linie 310, von Naumburg nach Zeitz die Linie 820.

Auch die Fernbusse privater Anbieter, beispielsweise Flixbus, sind eine mögliche Alternative für Reisen – jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden. Flixbus-Haltestellen in Sachsen-Anhalt gibt es in Halle, Magdeburg, Sangerhausen, Weißenfels und Zeitz.

Welche Fahrgast-Rechte gibt es bei Streik?

Fahrgäste mit Deutschlandticket können ohnehin auf beliebige andere Regionalzüge und Busse ausweichen. Kommen sie dadurch mindestens eine Stunde später als geplant an ihr Ziel, steht ihnen gemäß der Fahrgast-Rechte eine Entschädigung von 1,50 Euro zu. Gleiches gilt, wenn wegen eines Ausfalls gar nicht erst losgefahren wird und es keine Alternative gibt, mit weniger als 60 Minuten Verspätung anzukommen. Wichtig: Da Entschädigungen erst ab 4 Euro ausbezahlt werden, ist es möglich, diese Verspätungs-Fälle innerhalb der Ticket-Gültigkeit zu sammeln und im Block einzureichen.

Vom Streik betroffene Reisende mit Einzelfahrscheinen, beispielsweise Spar-Tickets, können ihr Ticket entsprechend der geltenden Fahrgast-Rechte zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt nutzen, selbst noch nach Monaten. Auch alternative Strecken sind möglich, sofern das Ziel identisch bleibt. Eine mögliche Zugbindung ist aufgehoben. Sitzplatzreservierungen müssen neu gebucht, die alten können erstattet werden. Werden Tickets für vom Streik betroffene Züge nicht genutzt, können sie zur vollständigen Erstattung eingereicht werden. Ausführlich klärt die DB hier über die Fahrgast-Rechte auf.

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MDR (André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 09.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. März 2024 | 05:30 Uhr

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